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Nach Gewalt auf Tempelberg: Muslimisches Fest legt Israel lahm

von Ulrich W. Sahm und Tommy Mueller

JERUSALEM, 12. August 2019 – Die jüngsten Unruhen auf dem Jerusalemer Tempelberg haben weltweit Schlagzeilen gemacht. Es gab gewalttätige Zusammenstöße, weil jüdische Israelis ausgerechnet am ersten Tag des muslimischen Opferfestes Eid al-Adha die Heilige Stätte besuchen wollten. Sie gedachten an ihrem Feiertag Tisha B’Av der Zerstörung des Ersten und Zweiten Tempels. Doch das interessierte die rund 60.000 zu Fest erschienenen Muslime nicht weiter. „Die Al Aksa-Moschee gehört nur den Muslimen, niemand sonst hat das Recht, den heiligen Berg zu betreten“, rief der Mufti von Jerusalem.

Steine und Tränengas

Die Polizei entschied dennoch, dass auch Juden in kleinen Gruppen und unter Bewachung ein paar Schritte über den heiligen Berg gehen durften. Das verursachte gewalttätige Auseinandersetzungen, bei denen etliche Muslime und mehrere Polizisten verletzt wurden. Die Polizei berichtete, die Muslime hätten nationalistische Parolen gerufen und Steine geworfen, worauf man mit Tränengas geantwortet habe. Insgesamt besuchten an dem Feiertag 1729 Juden den Tempelberg, rund 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Tempelberg gilt Juden und Muslimen als heilig. Dort zu beten ist Juden aber von den muslimischen Behörden streng verboten.

Iran: Beendet die Tyrannei!

Wegen der Gewalt an der Heiligen Stätte wurde Israel von arabischen Staaten heftig kritisiert. Jordanien, dessen Waqf-Stiftung das Areal kontrolliert, protestierte heftig. Saudi-Arabien und Katar verurteilten die „Aggression der Besatzungsmacht.“ Der iranische Außenminister Mohammed Javed Zarif erklärte, Israel habe ein „Verbrechen“ begangen. Er rief die Muslime auf, diese „Tyrannei“ zu beenden. Auch die Terrorgruppe Islamischer Dschihad meldete sich zu Wort. Israel wolle die vollständige Kontrolle über die Al Aksa-Moschee übernehmen und müsse dafür die Konsequenzen tragen, drohte ein Sprecher der Gruppe.

Kein Fleisch und keine Busse

Das Opferfest der Muslime wird für die Israelis weitere Auswirkungen haben. Schon vor einigen Tagen warnten die Supermärkte vor einem Engpass bei der Lieferung von frischem Hühnerfleisch, einem „Hauptnahrungsmittel“ der Israelis. Weil die muslimischen Mitarbeiter der Schlachtereien vier Tage lang ausbleiben würden, gebe es keine Möglichkeit, frisches Fleisch zu liefern.

Jetzt schlugen auch die Transportunternehmen Alarm. Etwa 40 Prozent der Busfahrer würden ausfallen, allein 20.000 bei der Egged-Gesellschaft, die ein Monopol beim Bustransport hält. Insgesamt 85.000 Busfahrer seien muslimische Araber, die wegen des Festes vier Tage lang nicht arbeiten. Die Busgesellschaften hätten vergeblich versucht, pensionierte Fahrer zu rekrutieren.

Im ganzen Land wird deshalb ein Verkehrschaos erwartet. Den Busgesellschaften wird vorgeworfen, sich nicht rechtzeitig auf das muslimische Fest vorbereitet zu haben.

Bild: Auseinandersetzung zwischen israelischen Polizisten und jungen Arabern in der Altstadt von Jerusalem. Der Beginn des muslimischen Festes Eid al-Adha fiel in diesem Jahr auf den gleichen Tag wie der jüdische Feiertag Tisha B’Av. Foto: Hadas Parush / Flash90

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