zurück zu Aktuelles

Traditioneller Priestersegen: Mehr als 15.000 strömen zur Kotel

JERUSALEM, 09.04.2023 (TM) – Mehr als 15.000 jüdische Gläubige haben am Sonntagmorgen den Priestersegen (Birkat Kohanim) auf dem Platz vor der Kotel, der sogenannten Klagemauer, in Jerusalem empfangen. Teilnehmer berichteten, es seien deutlich weniger Menschen als im Vorjahr gekommen. Offenbar hätten viele Israelis Angst vor einem Besuch der Jerusalemer Altstadt, besonders nach der jüngsten Terrorserie und den Unruhen auf dem Tempelberg.

Starker Polizeischutz

Beamte der israelischen Polizei aus dem Bezirk Jerusalem waren zusammen mit Kräften der Grenzpolizei seit dem frühen Sonntagmorgen in der Gegend stationiert. Zwischenfälle wurden nicht bekannt.

Dieser Segen wird nur zweimal im Jahr – zu Pessach und zum Laubhüttenfest Sukkot – erteilt und nur Angehörige der Priesterkaste (Kohanim) sind berechtigt, ihn zu sprechen. Der Segen des Hohepriesters Aaron ist auch bei Christen bekannt und in der Bibel nachzulesen im vierten Buch Mose, Verse 22-27 im sechsten Kapitel. Dort heißt es: „Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.“ Auf hebräisch: „Jewarechecha Adonai vejischmerecha, ja’er Adonai panaw eleicha wichuneka, jissa Adonai panaw eleicha wejasem lecha schalom.“

In diesem Jahr ist es 52 Jahre her, dass die erste öffentliche Birkat Kohanim-Zeremonie am Pessachfest an der Kotel stattfand.

Früher ein täglicher Segen

In der Zeit des Jerusalemer Tempels gehörte der Priestersegen zum täglichen Gottesdienst. Auf einer besonderen Plattform stehend erhoben die Priester ihre Hände, um den Priestersegen zu sprechen.

Die Kotel gilt als der heiligste Ort des Judentums. Sie ist ein Teil der Westmauer des Plateaus des Zweiten Jerusalemer Tempels, der von den Römern im Jahr 70 zerstört wurde.

Derzeit wird in Israel Pessach („Passah“) gefeiert, das Fest der ungesäuerten Brote, das an den Auszug der Israeliten aus Ägypten erinnert.

Mehr Juden auf dem Tempelberg

Direkt oberhalb der Kotel befindet sich der Tempelberg. 842 Juden haben ihn am Sonntagmorgen bestiegen. Nach Angaben der Tempelberg-Verwaltung haben 1.043 Juden das Gelände an diesem Pessachfest besucht, was einem Anstieg der Besucherzahl um 43 % während der Feiertage entspricht. Einige muslimische Gläubige schrien die jüdischen Besuchern an, aber es gab keine Berichte über Gewalt. In einer Erklärung verurteilte das jordanische Außenministerium die jüdischen Besuche auf dem Tempelberg und warnte vor „katastrophalen Folgen“, sollte Israel nicht aufhören, den Status quo an der fragilen heiligen Stätte zu verletzen.

Foto: Jüdische Gläubige verfolgen das priesterliche Segensgebet. Sie tragen dabei Gebetsschals (Tallit). Bild: Noam Revkin Fenton/Flash90

Weitere News aus dem Heiligen Land