
Jüdische Besuche auf dem Tempelberg erreichen in der Pessachwoche neuen Höchststand
JERUSALEM, 17.04.2025 (TM) – Während des Pessachfestes haben so viele Juden wie noch nie den Tempelberg besucht. Das teilte heute eine Organisation mit, die sich für die Stärkung der jüdischen Beziehungen zu der heiligen Stätte in Jerusalem einsetzt. Laut „Beyadenu“ besuchten 6.788 Juden den Tempelberg während der fünf Tage des Pessachfestes, an denen die heilige Stätte für Juden geöffnet war.
„Die Rechte der Juden auf dem Tempelberg kommen zu langsam voran im Vergleich zu den Fortschritten der israelischen Öffentlichkeit in den verschiedenen Bereichen, die mit dem Tempelberg verbunden sind“, sagte Beyadenu-Direktor Tom Nisani.
Abgeordneter verletzt Status quo
Am heutigen Donnerstag besuchte Zvi Sukkot, Mitglied der israelischen Knesset, die Stätte, betete offen und warf sich auf den Boden – eine Herausforderung für den seit langem bestehenden Status quo. Der Abgeordnete der Partei des religiösen Zionismus erklärte, er habe die heilige Stätte zuletzt vor 14 Jahren besucht und sei damals verhaftet worden, weil er dort gebetet habe. „Heute verbeugen sich die Juden, beten mit einem [Quorum von 10], und der Waqf kommt nicht in unsere Nähe“, unterstrich er in Bezug auf den islamischen Waqf, der den Tempelberg verwaltet.
Sukkots Besuch wurde von Itamar Ben-Gvir, dem Minister für nationale Sicherheit und Vorsitzenden der Partei „Jüdische Stärke“, begrüßt, der sich rühmte, den langjährigen Status quo geändert zu haben, der Nicht-Muslimen das Beten auf dem Tempelberg verbot: „Was 30 Jahre lang nicht getan wurde, wird nun unter meiner Aufsicht getan“.
Premierminister Benjamin Netanjahu besteht darauf, dass jüdische Gebete auf dem Tempelberg offiziell nicht erlaubt sind. Die Polizei, die dieses Verbot durchsetzen soll, untersteht jedoch Ben-Gvir als Minister für nationale Sicherheit. Ben-Gvir setzt sich seit Jahren für jüdische Gebete an der heiligen Stätte ein.
Der Tempelberg, auf dem der erste und zweite jüdische Tempel errichtet wurden, ist die heiligste Stätte des Judentums. Der heikle Status quo des Tempelbergs geht auf das Jahr 1967 zurück, als Israel im Sechs-Tage-Krieg die Jerusalemer Altstadt von Jordanien befreite. Aus Angst vor einem Religionskrieg stimmte der damalige Verteidigungsminister Moshe Dayan zu, dass der islamische Waqf, eine muslimische Treuhandgesellschaft, weiterhin die täglichen Angelegenheiten der heiligen Stätte verwalten sollte, während Israel die allgemeine Souveränität behielt und für die Sicherheit verantwortlich war. Der Waqf steht unter der Aufsicht der jordanischen Monarchie.
Nach dem Status quo ist es Nicht-Muslimen erlaubt, den Tempelberg zu besuchen, aber nicht, dort zu beten.
Rabbiner sind sich nicht einig
Die Rabbiner sind sich zunehmend uneins darüber, ob Juden den Tempelberg betreten dürfen. Jahrhundertelang war es weit verbreiteter rabbinischer Konsens, dass die Gesetze der rituellen Reinheit immer noch für die Stätte gelten und Juden davon abhalten, sie zu besuchen. In den letzten Jahren hat jedoch eine wachsende Zahl von Rabbinern argumentiert, dass die Gesetze der rituellen Reinheit nicht für alle Teile der heiligen Stätte gelten, und sie ermutigen zu Besuchen in den erlaubten Bereichen, um die jüdische Verbindung zum Tempelberg aufrechtzuerhalten.
Die Westmauer („Klagemauer“), der heiligste Ort, an dem Juden beten können, liegt unterhalb des Tempelbergs. Sie ist der einzige Überrest einer Stützmauer, die den Tempelberg einst umgab und von Herodes dem Großen errichtet wurde.
Tielbild: Der Jerusalemer Tempelberg, im Hintergrund der muslimische Felsendom. Foto: Yonatan Sindel / Flash 90