Nach langer Suche: Rabbiner finden makellose rote Kühe für den dritten Tempel
JERUSALEM, 04.10.2023 (TM) – Die makellose rote Kuh ist eines der wichtigsten religiösen Symbole des Judentums. Ihre Asche wird benötigt, damit die Priester rituell gereinigt ihren Dienst im Tempel verrichten können. Seit vielen Jahrzehnten suchen Rabbiner nach einer solchen perfekten Kuh. Jetzt haben sie mehrere gefunden. An einem noch geheimen Ort in Israel werden sie von Mitarbeitern des Jerusalemer Tempelinstituts gepflegt.
Die besonderen Tiere werden in der Bibel im 4. Buch Mose beschrieben: „Sage den Kindern Israels, dass sie zu dir eine rote junge Kuh bringen, die makellos ist und kein Gebrechen an sich hat, und auf die noch kein Joch gekommen ist.“
Zwei falsche Haare sind zu viel
Rabbiner Dani Eisenstock hat deutsche Vorfahren. Er ist einer der Menschen, die sich um die roten Färsen kümmern. Eine Färse ist ein weibliches Rind, das noch nie gekalbt hat. Die Tiere müssen hohe Anforderungen erfüllen: „Das Gebot lautet, dass es eine komplett rote Kuh sein muss. Falls sie zwei oder mehr schwarze oder weiße Haare hat, kann sie nicht mehr als rote Kuh genutzt werden. Sie muss ein bestimmtes Alter haben und muss makellos sein. Wir wissen, dass die rote Färse nach ihrer Geburt niemals gearbeitet haben darf. Das heißt, falls jemand darauf geritten ist oder ihr ein Joch angelegt hat, oder sie für irgendeine Arbeit benutzt hat, erfüllt sie nicht mehr die Anforderungen.“
Tatsächlich haben Mitarbeiter des Tempelinstituts Angus-Rinder gefunden, die alle Anforderungen erfüllen – mit der Hilfe von Christen in Texas. Allerdings werden dort Kälber normalerweise gleich nach der Geburt am Ohr markiert und damit für den religiösen Zweck unbrauchbar. Doch aufgrund der Covid-Pandemie war dies zeitweise nicht möglich, und einige Färsen blieben somit im religiösen Sinne rein. Nach langwierigen Verhandlungen mit den Behörden durften sie nach Israel eingeführt werden.
„Es war nicht einfach, sie hierher zu bringen“, berichtet Rabbi Eisenstock im Gespräch mit Fokus Jerusalem, „wir hatten viele Herausforderungen zu meistern, aber am Ende haben wir es geschafft. Unsere Idee war, sie hier in einem Klima zu halten, das dem in Texas ähnelt, wo sie herkommen. Außerdem mussten wir sicherstellen, dass sie so gut wie möglich gehalten werden. Niemand fasst sie an, man darf sich ihnen nicht einmal nähern oder sie streicheln. Wir wollen sie unter den bestmöglichen Bedingungen halten, ihnen das beste Futter geben, sie mit den besten Vitaminen versorgen. Wir geben ihnen alles, was sie brauchen.“
Ihr Stall wird rund um die Uhr von Sicherheitskameras überwacht. Damit die roten Kühe Gesellschaft haben, teilen sie sich den Hof mit anderen Kühen, die nicht die strengen biblischen Anforderungen erfüllen. Der Bauer, der sich täglich um die Kühe kümmert, bleibt anonym.
Die rote Kuh ist Voraussetzung für die Wiederaufnahme des Tempeldienstes in Jerusalem. Das Tempelinstitut kümmert sich um die Herstellung aller Geräte und Utensilien, die einst im Tempel verwendet wurden – genau so, wie es die Bibel vorschreibt. Der Leiter des Instituts, Rabbi Ariel Israel, glaubt, dass der dritte Tempel von Menschen gebaut werden muss. Erst dann werde der Messias erscheinen.
Christen erwarten dritten Tempel
Viele Christen, die das Tempelinstitut unterstützen, sehen das auch so. Sie zitieren eine Stelle aus dem Neuen Testament, in der vom Gegenspieler Gottes, dem Antichristen, die Rede ist: „Er wird sich gegen alles auflehnen und sich über alles erheben, was als göttlich und verehrungswürdig gilt. Ja, er wird seinen Thron im Tempel Gottes aufstellen und wird behaupten, er sei Gott!“ (2. Thessalonicher 2,4). Sie folgern daraus, dass es in der Endzeit wieder einen jüdischen Tempel geben muss – theologisch eine höchst umstrittene Betrachtungsweise.
Priester stehen bereit
Für den Tempeldienst werden nicht nur die roten Kühe benötigt, sondern auch Cohanim, also Priester. Sie müssen direkt von Aaron, dem Bruder des Moses, abstammen. Rabbi Eisenstock: „Wir haben Leute, von denen wir wissen, dass sie direkte Nachkommen des Priesters Aaron sind. Aber wir brauchen noch mehr: Cohanim, die niemals mit dem Tod in Berührung gekommen sind.“ Deshalb dürfen diese Priester nie auf einem Friedhof gewesen sein. Sie dürfen auch nicht in einem Krankenhaus geboren sein, weil dort Menschen sterben. Solche Cohanim ständen bereit, so der Rabbi.
Das biblische Gebot sieht vor, dass die rote Kuh geschlachtet und verbrannt wird. Aus ihrer Asche wird rituelles Reinigungswasser hergestellt. Eine einzige makellose Kuh reicht aus, um den Tempelbetrieb für eine lange Zeit zu gewährleisten.
Die mögliche Wiederaufnahme des Tempeldienstes ist politisch brisant, weil auf dem Tempelberg heute zwei muslimische Heiligtümer stehen, der Felsendom und die Al-Aksa-Moschee. Einige Rabbiner warnen vor einem Dritten Weltkrieg, sollten die muslimischen Heiligtümer von Juden zerstört werden, um dort den dritten Tempel zu bauen. Rabbiner Dani Eisenstock sieht das gelassen – schließlich liege alles in Gottes Hand.
Bild: Die roten Kühe werden in Israel bestens versorgt. Foto: Fokus Jerusalem
Wir haben in unserer TV-Sendung über die roten Kühe berichtet. Sie können den Beitrag hier sehen: