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Tranken die alten Israeliten Wein mit Vanille?

JERUSALEM, 31.03.2022 (MS) – Eine neue Studie der israelischen Altertumsbehörde und der Universität Tel Aviv zeigt, dass in Weinkrügen aus dem Ende der Ersten Tempelperiode Reste von Vanillegewürz gefunden wurden. Die Weinkrüge aus der Zeit von König Zedekia wurden bei zwei verschiedenen archäologischen Ausgrabungen in Lagerräumen von Gebäuden in der Davidstadt im Nationalpark entdeckt.

Die beiden bei den Ausgrabungen entdeckten Gebäude wurden bei der babylonischen Eroberung Jerusalems im Jahr 586 v. Chr. zerstört und die Gefäße wurden zertrümmert in den Räumen unter einem eingestürzten Gebäude entdeckt. In einer neuen Studie wurden die Ergebnisse einzigartiger chemischer Tests veröffentlicht, mit denen die Überreste von Molekülen identifiziert wurden, die in den winzigen Zwischenräumen an der Seite des Keramikgefäßes erhalten geblieben sind.

Überraschendes Gewürz

Was die Forscher jedoch wirklich überraschte, waren organische Rückstände, die darauf hindeuten, dass der Wein mit Vanille angereichert war – einem exotischen und wertvollen Gewürz, von dem bis vor kurzem gar nicht bekannt war, dass es zur damaligen Zeit verfügbar war. Die Entdeckung der Vanille steht offenbar im Zusammenhang mit einer internationalen Handelsroute, die im 7. Jahrhundert v. Chr. durch den Negev führte, zunächst unter der Schirmherrschaft des assyrischen Reiches, später – wahrscheinlich unter dessen Erben – der Ägypter und möglicherweise sogar der Babylonier.

Die Nutzung des seltenen Gewürzes und die Größe des freigelegten Gebäudes lassen darauf schließen, dass es sich hier wahrscheinlich um ein Büro von königlichen Beamten handelt, zu dem ein Weinkeller gehörte.

Antikes Recycling

Die Untersuchung des Inhalts der Gefäße ergab weiterhin, dass einige von ihnen mehrmals wiederverwendet worden waren, da in ihnen auch Reste von Olivenölmolekülen entdeckt wurden. Diese Funde weisen auf die Komplexität des Wirtschaftssystems und den fortschrittlichen Mechanismus der Sammlung und Umverteilung hin.

Es ist keine Überraschung, dass das Königreich Jehuda vor etwa 2600 Jahren bereits über ein hochentwickeltes Regierungs- und Wirtschaftssystem verfügte. In der Bibel, die Mose etwa 1000 Jahre vorher niederschrieb, wird bereits ein komplexes Gesellschaftssystem dargestellt. Überraschend ist jedoch, wie weit sich der Handel des Königreichs weltweit erstreckte und auch, dass die Israeliten Wein mit Vanillegeschmack mochten.

Titelbild: Die zerstörten Weinkrüge wurden analysiert und wieder zusammengefügt. Foto: Dafna Gazit, Altertumsbehörde

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