Erdogan: Jerusalem-Frage geht Muslime weltweit etwas an
ANKARA, 24.09.19 (TPS/DK) – Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die Frage nach der Teilung und politischen Regierung Jerusalems erneut als eine religiöse Angelegenheit definiert. Diese betreffe nicht nur die Palästinenser, sondern alle Muslime weltweit. Er betonte, dass bei der Frage, wem die Stadt gehöre, „die Würde von 1,7 Milliarden Muslimen in der Welt“ auf dem Spiel stehe. Dabei hielt er Gläubige dazu an, nach Jerusalem zu marschieren und für die Stadt zu kämpfen. „Keine Gewalt oder Bedrohung kann unser Land von seinen Aktivitäten zum Schutz und zur Verteidigung der Rechte Palästinas und Jerusalems abhalten“, sagte der 65-Jährige bei einem Treffen mit türkischen und islamischen Organisationen in New York.
Erdogan fordert auf, „Jerusalem vor der Judaisierung zu schützen“
Erdogan rief bereits wiederholt in seinem Amt als Oberhaupt der Türkischen Republik dazu auf, die palästinensische Position hinsichtlich der Jerusalem-Frage aktiv zu unterstützen. Im November 2016 forderte er „alle Muslime“ auf, Jerusalem vor Israel zu verteidigen. Im Mai 2017 beschuldigte er Israel der „rassistischen und diskriminierenden“ Politik gegen Palästinenser und bezeichnete es als eine Notwendigkeit, „Jerusalem vor der Judaisierung zu schützen“. Diese Kommentare gingen der internationalen Diskussion über die Anerkennung Jerusalems als die Hauptstadt Israels durch den US-Präsidenten Donald Trump voraus.
Präsident Rivlin: Seit 150 Jahren jüdische Mehrheit in Jerusalem
Als Reaktion auf die Anschuldigungen, stellte der israelische Präsident Reuven Rivlin fest, dass die jüdische Mehrheit in Israels Hauptstadt schon unter der Herrschaft der Osmanen bestand. „Wir haben Stimmen gehört, die Israel dafür angreifen, dass es eine jüdische Präsenz in Jerusalem gibt. Ich muss diesen Leuten sagen, dass es in den vergangenen 150 Jahren eine jüdische Mehrheit in Jerusalem gegeben hat“, erklärte der 80-Jährige. Er fügte hinzu: „Es besteht kein Zweifel, dass Jerusalem ein Mikrokosmos unserer Fähigkeit ist, zusammen zu leben. Und wir werden weiterhin die Religionsfreiheit für alle Glaubensrichtungen sicherstellen.“
Der politische Status der Stadt Jerusalem ist international seit Jahrzehnten umstritten und stellt einen der zentralen Streitpunkte des Nahostkonflikts dar. Jerusalem wurde 1980 von Israels Regierung zu einer „vereinigten und unteilbaren“ Hauptstadt erklärt. Bislang haben nur die USA und Honduras diese Entscheidung als gültig anerkannt, während die anderen ausländischen Botschaften sich in Tel Aviv befinden.
Bild: Israelische Flagge auf dem Dach des Machkama-Gebäude, nahe der Klagemauer in der Altstadt von Jerusalem. Quelle: TPS