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Antisemitismus-Vorwurf: Stadt Aachen zieht sich aus Kunstpreisverleihung zurück

AACHEN, 03.10.2019  (DK) – Die Stadt Aachen hat sich entschieden, ihren Kunstpreis aufgrund von Antisemitismus-Vorwürfen nicht an den vorgesehenen Empfänger Walid Raad zu verleihen. In einer öffentlichen Erklärung hieß es, dass man sich aus der Verleihung in diesem Jahr zurück ziehe. Die Vergabe findet alle zwei Jahre in Kooperation mit dem Kunstfreundeverein des Ludwig Forums sowie der Aachener Wirtschaft statt. Der libanesisch-amerikanische Künstler habe sich auf Nachfrage der Stadt nicht offen von der BDS-Bewegung (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen) distanziert, welche Israel wirtschaftlich, kulturell und politisch isolieren will. Die Organisation wurde vergangenes Jahr vom Landtag in Nordrhein-Westfalen und von der Bundesregierung als  antisemitisch verurteilt.  

Der Kunstverein hält trotz Rückzug der Stadt an Verleihung fest

„Wir müssen nach entsprechenden Recherchen davon ausgehen, dass der designierte Preisträger Anhänger der BDS-Bewegung ist und mehrfach an Maßnahmen zum kulturellen Boykott Israels beteiligt war“, sagte Oberbürgermeister Marcel Philipp (CDU) in der Begründung. Der Kunstverein hält dagegen weiter an der Verleihung fest. Man habe die Vorwürfe recherchiert, „aber nichts gefunden, was wirklich stichhaltig ist“, erklärte der Vorstandssprecher der Freunde des Ludwig Forums, Michael Müller-Vorbrüggen. Er fügte hinzu, der Verein bekenne sich selbstverständlich zum Existenzrecht Israels und stelle sich gegen jede Form von Antisemitismus.

Mit dem Preis soll Raad für sein 15 Jahre dauerndes Projekt „The Atlas Group“ gewürdigt werden. In diesem setzt sich der Künstler mit der Geschichte des Libanon, vor Allem mit den Jahren des Bürgerkrieges, auseinander. Der Preis soll am 13. Oktober überreicht werden und ist mit 10.000 Euro dotiert.

Dortmund zieht Nelly-Sachs-Preis ebenfalls aufgrund von BDS-Unterstützung zurück

Vergangenen Monat ereignete sich ein ähnlicher Vorfall. Die Stadt Dortmund nominierte die britisch-pakistanische Autorin Kamila Shamsie als Empfängerin des Nelly-Sachs-Preises, zog ihren Beschluss Mitte September jedoch wieder zurück. Mit dem Nelly-Sachs-Preis werden Schriftsteller geehrt, die sich für „Toleranz, Respekt und Versöhnung“ einsetzen. Die aktive Teilnahme am kulturellen Boykott Israels, sowie die Äußerung, nicht in Israel publizieren zu wollen, disqualifizierte Shamsie für die Vergabe.

Bild: Blick von St. Jakob auf den Aachener Dom. Quelle: wikicommons/Geolina163

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