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Wegen Drogenbesitzes verurteilte Israelin kommt frei: Putin begnadigt Naama Issachar

MOSKAU, 30.01.2020 (DK) – Russlands Präsident Wladimir Putin hat die wegen Drogenschmuggels verurteilte Israelin Naama Issachar begnadigt. Das Urteil einer siebeneinhalb jährigen Haftstrafe aufgrund des Besitzes von knapp zehn Gramm Cannabis hat in Israel für Aufruhr gesorgt. In den Großstädten des Landes prangte das Gesicht der 26-Jährigen auf zahlreichen Plakaten mit der Aufschrift: „Bringt Naama nach Hause.“ Im April vergangenen Jahres war die junge Frau beim Umsteigen am Moskauer Flughafen festgenommen worden.

Naamas Mutter, Yaffa Issachar, sagte, sie habe fast ein Jahr auf diesen Moment gewartet. „Jetzt will ich nur noch meine Tochter Naama umarmen. Ich danke Ministerpräsident Netanjahu von ganzem Herzen für seine diplomatische Entschlossenheit und sein großes Engagement. Ich danke auch dem russischen Präsidenten Wladimir Putin für die Begnadigung.“

Putin begnadigt Issachar als Geste des guten Willens

In den israelischen Medien wurde lange Zeit darüber spekuliert, ob Naamas Freilassung Teil eines Gefangenenaustauschs mit Russland werden würde. Die Familie des russischen Hackers Alexei Borkov hatte Issachars Angehörige vergangenes Jahr kontaktiert und erklärt, Naamas Freilassung wäre davon abhängig, ob Borkov an Russland ausgeliefert werden würde. Dies stellte sich im Nachhinein als falsch heraus. Putin soll die junge Frau begnadigt haben, ohne etwas im Rückzug zu verlangen. Der russische Präsident gab humanitäre Gründe für seine Entscheidung an. Entsprechend des Erlasses muss Issachar die Strafe nicht weiter verbüßen. 

Nicht alle teilen jedoch die Meinung, dass es sich ausschließlich um eine Geste des guten Willens handelt. Die unverhältnismäßig hohe Haftstrafe der Israelin sei ein Politikum. Im jüdischen Staat wird spekuliert, für was Russland die Festnahme und Begnadigung Issachars als ein Druckmittel einsetzen will. Es werden dabei Vermutungen angestellt, dass Russland und Israel ihre Beziehungen aufgrund der komplizierten Situation in Syrien und gegengesetzter Interessen festigen möchten. Moskau hat sich mit starker Militärpräsenz auf die Seite Baschar al-Assads geschlagen, der gleichzeitig auch enge Beziehungen mit dem Iran pflegt. Jerusalem fürchtet die Präsenz Teherans in dem Nachbarstaat Syrien und greift immer wieder Stellungen des Mullah-Regimes an. Bislang hat Russland dies tatenlos mitangesehen. 

Freilassung Issachars ist ein politischer Sieg für Benjamin Netanjahu

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu stand politisch von vielen Seiten unter Druck, die Begnadigung Naama Issachars zu erzielen. So kurz vor den Wahlen am 2. März könnte ihm Putins Geste auch politisch zugutekommen. Viele Wähler setzen ihr Vertrauen in Netanjahu, da dieser für sein außerordentliches außenpolitisches Geschick bekannt ist. Die Freilassung Issachars scheint dies zu bestätigen. Der Erfolg kam auch zu einem Zeitpunkt, da die Staatsanwaltschaft eine offizielle Anklage gegen Netanjahu beim Jerusalemer Gericht einreichte.

Bild: Israelis protestieren für die Freilassung Naama Issachars im Oktober 2019. Quelle: Tomer Neuberg/Flash90

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