zurück zu Aktuelles

Israelische Polizei verhaftet ehemaliges Knesset-Mitglied Jehuda Glick auf dem Tempelberg

JERUSALEM, 19.02.2020 (DK) – Israelische Sicherheitskräfte haben das ehemalige Knesset-Mitglied Jehuda Glick auf dem Tempelberg verhaftet. Glick gab an, für „zu langsames Laufen“ festgenommen worden zu sein. Die Polizei teilte dagegen mit, dass der Politiker die für Besucher geltenden Regeln verletzt hätte. Nach ihren Angaben hatte sich Glick in einer Zone befunden, deren Betreten untersagt ist. Glick ist ein Aktivist für religiöse Rechte auf dem Tempelberg. Er setzt sich dafür ein, dass Anhängern aller Religionen das Beten an der Stätte gestattet wird. Im Jahr 2010 überlebte der 54-Jährige einen Anschlag des Islamischen Dschihad auf sein Leben. 

Rechtsanwalt Nati Rom: Verhaftung ist Menschenrechtsverletzung

Rechtsanwalt Nati Rom, welcher die Interessen auf dem Tempelberg inhaftierter Besucher vertritt, hält die Verhaftung des ehemaligen Politikers für eine Menschenrechtsverletzung. „Leider werden in der Hauptstadt Israels auf dem Tempelberg unter israelischer Aufsicht grundlegende Menschenrechte verletzt“, sagte Rom und bezog sich dabei auf Rechte wie etwa die Religionsfreiheit und Bewegungsfreiheit. Diese Rechte würden Juden vorenthalten werden. Der Anwalt fügte hinzu, dass polizeiliche Eingriffe in Bereichen, die außerhalb des staatlichen Rechts liegen, höchst problematisch sind. Er erklärte, dass Glick vermutlich dafür verhaftet worden sei, auf dem Tempelberg gebetet zu haben. Da dies die Regeln verletzt, jedoch keinen rechtlichen Verstoß darstellt, soll die Polizei Glick unter dem Vorwand einer öffentlichen „Provokation“ festgenommen haben. 

Nach Angaben der Polizei besuchte Glick zusammen mit einer jüdischen Gruppe und zwei Mitgliedern des US-Kongresses am Dienstagmorgen den Tempelberg. Dieser Besuch „verlief nach Plan“, sagte die Polizei in einer Erklärung. Zehn Minuten, nachdem die Kongressabgeordneten den Ort verlassen hatten, „kam einer der Besucher alleine zum Mughrabi-Tor zurück und betrat den Berg, ohne sich mit der Polizei abzusprechen, was gegen die Regeln verstößt. Die Polizei näherte sich dem Besucher, der nicht auf Befehle hörte, und sich provokant verhielt“. Am Dienstagabend wurde Glick erneut verhaftet und sein Haus wurde durchsucht, da er unter Verdacht stand, Beweismaterial während seiner Befragung in der Polizeistation gestohlen zu haben. 

Tempelberg: Juden ist Einlass nur unter strenger Aufsicht gestattet

Glick beschrieb die Situation jedoch anders. Er sagte gegenüber dem Tagesblatt „Jerusalem Post“, dass die Polizei ihn und seine Besucher den ganzen Morgen über gehetzt habe. „Sie sagten immer wieder: Geh schneller“, so Glick. „Dann haben sie mich verhaftet. Während der Ermittlungen sagten sie zu mir: Sie werden verhaftet, weil wir Ihnen gesagt haben, Sie sollen schneller gehen, und Sie sind nicht schneller gegangen.“

Der Tempelberg befindet sich unter muslimischer Aufsicht, und gilt als die drittheiligste Stätte im Islam. Das Gebiet wird jedoch zusätzlich von israelischen Sicherheitskräften bewacht. Der Zutritt für nicht-muslimische Besucher wird stark eingeschränkt und das Beten von Anhängern anderer Religionen ist nicht erlaubt. Der Einlass wird Juden nur in kleinen Gruppen und unter strenger Aufsicht erlaubt. 

Bild: Der Jerusalmer Polizei-Chef Doron Yedid (links) und Jehuda Glick (rechts). Quelle: Hadas Parush/Flash90 .

Weitere News aus dem Heiligen Land