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Rabbi: Paraden der Homosexuellen für Coronavirus verantwortlich

JERUSALEM, 11.03.2020 (TM) – In Krisenzeiten haben Verschwörungstheorien Hochkonjunktur. Im Umgang mit dem Coronavirus wird das deutlich. In den Sozialen Medien, aber auch in manchen religiösen Kreisen machen abenteuerliche Schuldzuweisungen und Schlussfolgerungen die Runde.

Göttliche Vergeltung“

Der orthodoxe israelische Rabbiner Meir Mazuz macht aktuell Schlagzeilen mit seiner Aussage, die Coronavirus-Pandemie sei die göttliche Vergeltung für Homosexuellen-Paraden. Mazuz ist ein einflussreicher sephardischer Rabbiner. Er ist der geistliche Leiter der Yachad-Partei, die als ultranationalistisch gilt, und leitet eine Yeshiva (Bibelschule) in Bnei Brak. Die Homosexuellen-Paraden seien gegen die Natur, und die schlage nun zurück, sagte er. In den arabischen Staaten höre man nichts von Corona, weil diese die „üblen Neigungen“ nicht hätten. Eine Ausnahme bilde der Iran. Der würde durch das Virus geschwächt „wegen seines Hasses auf Israel“.

Die Aussagen von Mazuz lösten einen Sturm der Entrüstung aus. Menschenrechtsgruppen forderten eine Entschuldigung, ebenso andere Rabbiner. „Es ist bedauerlich, dass Rabbi Mazuz es in Zeiten wie diesen, in denen die ganze Welt zusammenkommt, um das Coronavirus auszurotten, für angemessen hält, den Ausbruch des Virus der lesbischen, schwulen, bisexuellen und Transgender-Gemeinschaft zuzuschreiben“, heißt es in einer Stellungnahme der Anti-Defamation-Legue (ADL). Die ADL ist eine amerikanische Organisation mit Sitz in New York City, die gegen Diskriminierung und Diffamierung von Juden eintritt.

Eine andere Deutung für die Virusinfektion hat der israelische Rabbiner Aryeh Lipo parat. Er verwies darauf, dass Corona „Krone“ bedeute und der Welt ihre wahre Krone fehle, nämlich der Tempel in Jerusalem. Diese wahre Krone werde die Welt beschützen.

Schutz vor Corona“

Der Glaube an die Kraft von Amuletten und Talismanen reicht bis weit in die ultraorthodoxe israelische Politik hinein. So wurde Shas-Partei mit einer Geldstrafe von umgerechnet rund 2000 Euro belegt, weil ihre Unterstützer während der Wahlen kleine Umschläge verschenkt hatten, die Gebete enthielten. Auf dem Umschlag hieß es: „Schutz vor Pest: Corona – und allen Übeln.“ Geschenke in Zusammenhang mit der Stimmabgabe sind nach israelischem Recht verboten.

Während in vielen israelischen Städten die traditionellen Umzüge und Paraden zum Purimfest abgesagt wurden, fand in Hebron ein farbenprächtiger Umzug statt. Ein Anwohner erklärte Medienvertretern, warum er so unbeschwert feiere: „Hebron ist eine heilige Stadt, die von Gott beschützt wird.“

Die Juden sind schuld“

Währenddessen werden in den Medien der arabischen Welt jüdische und amerikanische Verschwörungen als Grund für die Pandemie genannt. Im Irak wurde das Gerücht verbreitet, durch das Coronavirus solle die Weltbevölkerung dezimiert werden. Hinter dem angeblichen Komplott stecke die jüdische Familie Rothschild beziehungsweise eine “zionistische Lobby”. Man mag über derart abstruse Aussagen schmunzeln. Die Vergangenheit hat aber gezeigt, dass auf Judenhass im Netz oft Taten folgen.

Bild: Der umstrittene Rabbiner Meir Mazuz (vorne links, sitzend) bei einer Pressekonferenz zur Wahl. Foto: Aharon Krohn/Flash90

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