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Lag BaOmer: Hunderte feiern gemeinsam trotz Versammlungsverbot

JERUSALEM, 12.05.2020 (DK) – Für religiöse Juden gelten zwischen dem Passahfest und Schawuot die Gesetze der Trauerzeit, mit nur einer Ausnahme. An Lag BaOmer, einem Feiertag zwischen den beiden Festzeiten, wird ausgelassen zelebriert. Am Dienstag begehen Gläubige auf der ganzen Welt das Freudenfest. Bei der sogenannten „Chalaka“-Zeremonie werden allen dreijährigen Jungen die Haare zum ersten Mal geschnitten. Traditionell versammeln sich am Vorabend Hunderte Menschen auf den Straßen und überall brennen kleine Lagerfeuer. Dieses Jahr untersagte die Regierung die Veranstaltungen, um eine zweite Ausbruchswelle des Coronavirus zu verhindern.

Lag BaOmer erinnert an das Ende einer Epidemie zu Zeiten Rabbi Akibas

Die Bedeutung Lag BaOmers bekommt zu Zeiten des Coronavirus besondere Geltung. Denn an diesem Tag, so erzählt der Talmud, endete eine Epidemie zu Zeiten Rabbi Akibas im zweiten Jahrhundert nach Christus. Der Erzählung nach verloren 24.000 seiner Schüler aufgrund der Krankheit ihr Leben. Nur fünf seiner Nachfolger überlebten den Ausbruch. Unter ihnen befand sich Rabbi Shimon bar Yochai, welcher später zu einem der wichtigsten Lehrer seiner Generation wurde. Beiden Vätern des rabbinischen Judentums wird heute gedacht.

Versammlungsverbot wird von Hunderten Feiernden ignoriert

Das Regierungsverbot wurde in den ultraorthodoxen Wohngebieten Jerusalems und in Beit Shemesh weitestgehend ignoriert. Überall auf den Straßen kamen Menschen auf engstem Raum zusammen, um zu tanzen und singen. Premierminister Benjamin Netanjahu warnte vor solch unverantwortlichem Verhalten und ordnete strenge Polizeikontrollen an. In Beit Shemesh kam es auch zu gewaltsamen Ausschreitungen. Verhaftungen wurden jedoch keine gemeldet. „Ich verurteile nachdrücklich jede Gewalt … Die überwiegende Mehrheit der Stadtbewohner feiert diesen Abend zu Hause und hält sich an die Richtlinien“, so die Bürgermeisterin des Ortes, Aliza Bloch.

In Israel herrscht unter der Bevölkerung zunehmende Verwirrung über die geltenden Auflagen. In den vergangenen Wochen lockerte die Regierung schrittweise die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Die meisten Geschäfte wurden inzwischen wieder geöffnet, während Strände und Unterhaltungsbetriebe geschlossen bleiben. Bislang hat die Regierung an Feiertagen jeweils besonders strenge Ausgangsverbote eingeführt, da sich zu diesem Anlass viele Israelis im großen Kreise zusammenfinden.

Bild: Ultraorthodoxe feiern Lag BaOmer in Jerusalem. Quelle: Yonatan Sindel/Flash90

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