zurück zu Aktuelles

Schawuot, das Fest der Thora und des Käsekuchens

JERUSALEM, 03.06.2022 (MS) – Am Samstagabend, nach Ende des Schabbat, beginnt der Schawuot-Feiertag. An diesem Tag, vor etwa 3500 Jahren, hatten die Israeliten ein Rendezvous mit Gott am Berg Sinai, wo Er ihnen die Thora gab.

Später beschrieb Mose das Ereignis folgendermaßen: „An dem Tag, als du vor dem Herrn, deinem Gott, standest am Horeb [Sinai], als der Herr zu mir sprach: »Versammle mir das Volk, damit ich sie meine Worte hören lasse, und damit sie mich fürchten lernen alle Tage ihres Lebens auf Erden, und damit sie auch ihre Kinder unterweisen!«, da tratet ihr herzu und standet unten am Berg. Aber der Berg brannte im Feuer bis ins Innerste des Himmels hinein, [der voller] Finsternis, Wolken und Dunkel [war]. Und der Herr redete mit euch mitten aus dem Feuer. Die Stimme seiner Worte hörtet ihr, aber ihr saht keine Gestalt, sondern nur die Stimme. Und er verkündigte euch seinen Bund, den er euch zu halten gebot, nämlich die zehn Worte; und er schrieb sie auf zwei steinerne Tafeln.“

(5. Mose 4, 10-13)

Wie wird Schawuot gefeiert?

Anders als an anderen jüdischen Feiertagen, gibt es an Schawuot keine besondere Symbolik, wie die Matze an Pessach, die Kerzen an Chanukka oder das Fasten an Jom Kippur. Die Thora, also die fünf Bücher Mose, wurden in der Wüste empfangen, wo es keine Ablenkung gab, keine Nachbarvölker, keine Tiere oder plötzliche Wetteränderungen. Ähnlich stellt uns der Feiertag Schawuot keine Ablenkungen in den Weg, so dass wir in Ruhe eine Bibel aufschlagen und etwas aus ihr lernen können.

Traditionell bleiben Juden in der Nacht von Schawuot wach und lernen bis zum Morgen Thora. Da die Thora der Weg zur Selbstvervollkommnung ist, wird das Lernen in der Schawuot-Nacht als Tikkun Leil Schawuot bezeichnet, was so viel bedeutet wie „ein Akt der Selbstvervollkommnung in der Nacht von Schawuot“.

Im Synagogengottesdienst am Schawuot-Morgen lesen wir das biblische Buch Rut. Rut war eine nichtjüdische Frau, deren Liebe zu Gott und zur Thora sie dazu brachte, zum Judentum zu konvertieren. Die Thora deutet an, dass auch die Seelen der Konvertiten am Sinai anwesend waren, wenn es heißt: “Ich schließe [den Bund] sowohl mit denen, die heute vor dem Herrn, unserem Gott, stehen, als auch mit denen, die heute nicht hier sind.” (5. Mose 29, 13)

Rut hat eine weitere Verbindung zu Schawuot, da sie die Vorfahrin von König David war, der an Schawuot geboren wurde und an Schawuot starb.

Woher kommt der Käsekuchen?

Es ist eine allgemeine jüdische Tradition, an Schawuot Milchprodukte, vor allem Käsekuchen, zu essen, aber niemand weiß, wie dieser Brauch entstand.

Von den Weisen werden verschiedene mögliche Gründe für diesen Brauch angeführt, unter anderem:

  • Das biblische Hohelied (4,11) verweist auf den süßen, nährenden Wert der Thora mit den Worten: “Sie tropft von deinen Lippen, wie Honig und Milch unter deiner Zunge.”
  • Der Vers in 2. Mose 23, 19 stellt den Feiertag Schawuot dem Verbot gegenüber, Milch und Fleisch zu vermischen. An Schawuot essen wir daher getrennte Mahlzeiten – eine aus Milch und eine aus Fleisch.
  • Als die Juden die Thora am Berg Sinai empfingen, wurden sie sofort zu den Gesetzen des koscheren Schlachten von Tieren verpflichtet. Da sie keine Zeit hatten, koscheres Fleisch zuzubereiten, aßen sie stattdessen Milchprodukte.

Fokus Jerusalem wünscht auch Ihnen ein fröhliches Schawuot-Fest. Falls Sie am Sonntag ebenfalls einen Käsekuchen zubereiten, laden Sie doch ein Foto auf unserer Facebook-Seite hoch!

Titelbild: Wer die ganze Nacht die Bibel studiert, darf sich am nächsten Morgen einen leckeren Käsekuchen gönnen. Foto: Chen Leopold/Flash 90

Weitere News aus dem Heiligen Land