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Simchat Thora – die Freude über die Thora und die Trauer über den Abschied von den Feiertagen

JERUSALEM, 16.10.2022 (LS) – Der doppelte Feiertag Simchat Thora (Freude an der Tora)/Schmini Atzeret (Achter Tag der Versammlung) beginnt heute Abend bei Sonnenuntergang. In Israel werden die beiden Feste am selben Tag gefeiert, während sich das Fest außerhalb Israels über zwei Tage erstreckt – der erste Tag ist dort Schmini Atzeret und der zweite Simchat Thora.

Schmini Atzeret wird in der Bibel erwähnt, aber seine genaue Funktion ist unklar. In der Zeit des Zweiten Tempels scheint es ein Tag gewesen zu sein, der der rituellen Reinigung des Altars im Tempel gewidmet war. Mit der Zerstörung des Tempels im Jahr 70 n. Chr. wurde diese Funktion des Tages obsolet. Obwohl er den Beginn der Regenzeit in Israel markiert und daher das erste Gebet des Jahres um Regen beinhaltet, könnte sein Mangel an klarer Definition den Anstoß gegeben haben, ihn in Verbindung mit Simchat Thora zu feiern. Simchat Thora markiert den Abschluss der Thora-Lesungen mit dem letzten Kapitel der Thora und feiert den Beginn des neuen Zyklus, der mit den ersten Kapiteln der Bibel beginnt.

In der Synagoge

Simchat Thora ist ein Fest, das in der Gemeinde gefeiert wird. Die Männer versammeln sich zu langen Gebeten in der Synagoge und tanzen oftmals über mehrere Stunden mit den Thorarollen. Die Gemeinde hat im Laufe des Jahres gemeinsam die fünf Bücher Mose gelesen und beginnt den Zyklus wieder mit der Schöpfung der Welt. Auch Kinder haben an diesem Tag in der Synagoge viel Spaß, denn es ist Brauch, Süßigkeiten mitzubringen und diese während des Tanzens in die Luft zu werfen. Die Kinder versuchen, möglichst viele Leckereien in denen von ihnen mitgebrachten Tüten zu sammeln.

Nach dem langen Gottesdienst in der Synagoge geht die Familie für eine festliche Mahlzeit nach Hause.

Symbolik

Simchat Thora bedeutet nicht nur das Ende des Laubhüttenfestes, sondern auch das Ende der Hohen Feiertage, die etwa einen Monat vorher mit Rosch HaSchanah und Jom Kippur begannen. In dieser Zeit hat sich das Volk Israel von der materiellen Welt weitestgehend getrennt und sich auf ihre religiösen Pflichten konzentriert. Ab jetzt beginnt das „normale“ Leben wieder, in dem wir uns mehr mit dem Alltag beschäftigen müssen.

Die jüdische Tradition vergleicht die Situation an Simchat Thora mit einem König, der alle seine Kinder zu einem mehrtägigen Fest einlädt, und wenn der letzte Tag kommt, bittet er sie, noch einen Tag zu bleiben, denn “ die Trennung von euch fällt mir schwer „. Gott lässt sein Volk wissen, dass er es vermissen wird, wenn es sich wieder seinem Alltag zu- und sich dadurch von ihm abwendet. Die Aufgabe des Volkes nach dem Ende der Hohen Feiertage ist es nun, das hier erlebte Gottesbewusstsein auch in den Alltag zu bringen und seine Geschäfte, Beziehungen, Politik und jede Sphäre des Lebens mit diesem Gottesbewusstsein zu durchtränken.

Titelbild: Die Thora und die Freude stehen im Mittelpunkt des Feiertags Simchat Thora. Foto: Gershon Elinson/Flash90

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