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Palästinensische Autonomiebehörde bezeichnet Zugang für Rollstuhlfahrer in Hebron als Kriegsverbrechen

HEBRON, 10.09.2020 (DK) – Nach monatelangen juristischen Auseinandersetzungen soll das Grab der Patriarchen in Hebron einen behindertengerechten Zugang erhalten. Besucher im Rollstuhl werden die Stätte dank eines Aufzugs in nur wenigen Monaten problemlos besichtigen können. Dies beschloss die israelische Regierung, um soziale Gleichstellung bei der Besichtigung des Kulturerbes zu gewährleisten. Aus den Reihen des palästinensischen Kabinetts kam dagegen heftige Kritik. Der Plan wurde im staatlichen Fernsehen als eine „Verjudung“ des Grabes bezeichnet. In dem Bericht wurde die Angelegenheit für die Öffentlichkeit dargestellt, als wolle Israel die örtliche Moschee übernehmen. 

Scharia-Richter: Neuer Zugang ist Auslöser für einen Religionskrieg

Der oberste Scharia-Richter der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmoud Al-Habbash, drohte Israel mit schwerwiegenden Konsequenzen. Der Religionsführer beschrieb den Plan als „Angriff auf unsere Religion und heilige Stätten“ und fügte hinzu, dass „dies schwerwiegende Konsequenzen haben wird und gleichbedeutend ist mit der Auslösung eines Religionskrieges in der Region.“ Er ließ dabei unerwähnt, dass der Zugang auch muslimischen Besuchern mit Behinderung zu Gute kommen wird. 

Noch heftigere Worte fand der palästinensische Außenminister, Riad Al-Malki. Er bezeichnete Israels Vorhaben am Grab der Patriarchen als „Kriegsverbrechen“ und als „Verstoß gegen alle internationalen Gesetze“. Er forderte die UNESCO zum Eingreifen auf. Im Jahr 2017 hatte die Weltkulturerbe-Organisation eine Resolution erlassen, wonach die Stätte, auf welcher heute eine Moschee steht, in keiner Verbindung zu anderen Religionen steht. Eine ähnliche Entscheidung war hinsichtlich des Jerusalemer Tempelbergs, einschließlich der Klagemauer, gefällt worden. 

UNESCO ignoriert jüdische und christliche Verbindung zu der Stätte

Die historischen Belege erzählen jedoch eine andere Geschichte als die jüngste UNESCO-Resolution. Die Höhle wird von Juden auch als Machpela, übersetzt „Die Höhle der Doppelgräber“ bezeichnet. Dort sollen Abraham und seine Frau Sara, Isaak und Rebekka, als auch Jakob und Leah begraben liegen. Herodes der Große hatte mit dem Bau eines Gebäudes erstmals die historische Bedeutung des jüdischen Pilgerortes herausgestellt. Auch für Christen, bei denen Abraham ebenfalls als Stammvater gilt, ist der Ort zum Ziel vieler Wallfahrten geworden. Bereits im 4. Jahrhundert errichteten die Byzantiner dort eine Basilika. 300 Jahre später wurde die Kirche zerstört und auf ihren Ruinen eine Moschee errichtet.

Bild: Das Grab der Patriarchen in der Stadt Hebron. Quelle: Gershon Elinson/Flash90

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