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Israel verhängt dreiwöchigen Lockdown über hohe jüdische Feiertage

JERUSALEM, 14.09.2020 (DK) – Israels Regierung hat aufgrund des rasanten Anstiegs der Corona-Infektionen einen dreiwöchigen Lockdown verhängt. Das öffentliche Leben wird für diese Zeit, welche auf die hohen jüdischen Feiertage fällt, massiv heruntergefahren. Ab kommenden Freitag, dem jüdischen Neujahrsfest, ist es Bürgern nicht mehr erlaubt, sich mehr als 500 Meter von ihren Häusern zu entfernen. Ausnahmen bilden dabei nur die Fahrt zum Supermarkt, zur Apotheke oder zum Arzt. Schulen, Kindergärten, Geschäfte, Hotels und Restaurants bleiben bis zum 11. Oktober geschlossen. Für Tausende von Unternehmern im Land könnte dies endgültig die Pleite bedeuten.

Lockdown muss möglicherweise verlängert werden

Premierminister Benjamin Netanjahu erkannte bei einer Pressekonferenz den „hohen Preis“ für die Öffentlichkeit an, erklärte jedoch, dass es keine andere Wahl gebe. Vergangene Woche verzeichnete das kleine Land täglich über 4000 Neuinfektionen. Sollte sich die Situation nicht verbessern, könnte der Lockdown auch über die drei Wochen hinaus verlängert werden. Nach der Pressekonferenz flog der Premier nach Washington, um ein Abkommen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain zu unterzeichnen. Vonseiten der Opposition erntete er heftige Kritik, dass er das Land zu diesem kritischen Zeitpunkt verlässt. 

Vor zwei Wochen hatte der Beauftragte zur Bekämpfung des Coronavirus, Ronni Gamzu, einen differenzierten Plan vorgeschlagen. Dieser sah es vor, das Land in epidemiologisch gefährliche und ungefährliche Zonen zu unterteilen. Die Sperrungen sollten dabei jeweils lokal vorgenommen werden. Die ultraorthodoxe Bevölkerung, deren Städte zum Großteil von dieser Maßnahme betroffen gewesen wären, stellte sich der Regierung jedoch entschlossen entgegen. Aus ihrer Sicht kam der Plan einer Diskriminierung gleich.

Wirtschaft wird vermutlich rund 6,5 Milliarden Schekel verlieren

An den Festtagen soll es kleinen Gruppen von Menschen erlaubt werden sich zum Gebet zu versammeln. Insgesamt 10 Menschen dürfen in geschlossenen Räumen und 20 Menschen dürfen im Freien einen Gottesdienst abhalten. Auch die Arbeit im privaten und öffentlichen Sektor wird zum Teil fortgesetzt. Behörden und Unternehmen müssen diesmal ihre Belegschaft um die Hälfte reduzieren. Da bereits über ein Fünftel der Bevölkerung ohne Beschäftigung ist, zieht dies die Wirtschaft einmal mehr in Mitleidenschaft. Nach Angaben des Finanzministeriums wird der erneute Lockdown voraussichtlich Verluste in Höhe von 6,5 Milliarden Schekel (1,6 Milliarden Euro) verursachen. 

Bild: Jerusalems leere Straßen während des Lockdowns im April 2020. Quelle: Danny Meron/Flash90

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