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Laubhüttenfest leidet unter der Corona-Krise

JERUSALEM, 02.10.2020 (TM) – Sukkot, das Laubhüttenfest, beginnt heute Abend nach Sonnenuntergang. Es wird in diesem Jahr in Israel aufgrund der Coronavirus-Pandemie stark eingeschränkt sein. Das Land steht während der sieben Feiertage weiterhin unter einem strengen Lockdown. Die besonderen Gebetsgottesdienste des Festes, bei denen mit einem Feststrauß aus vier Arten (Lulav, ein Palmwedel, Hadasim, drei Äste vom Myrtenbaum, Aravot, zwei Zweige vom Weidenbaum und Etrog, eine Zitronenfrucht) umher gegangen wird, finden außerhalb der Synagogen und nur in kleinen Gruppen statt.

Priestersegen ohne Publikum

Der traditionelle Priestersegen Birkat Kohanim an der Kotel („Klagemauer“) in Jerusalem, an dem normalerweise Zehntausende teilnehmen, wird nur in sehr begrenztem Umfang abgehalten und ist nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.

Die Regierung hat verboten, die Laubhütten von Personen zu besuchen, die nicht zur eigenen Familie gehören. Wer in einer fremden Hütte erwischt wird, muss 500 Schekel (rund 125 Euro) Strafe zahlen. Dennoch berichteten israelische Medien, dass ultraorthodoxe Gruppierungen riesige Laubhütten aufbauen, in denen mehrere Hundert oder gar Tausend Personen Platz finden.

Ein ultraorthodoxer Mann untersucht einen Palmwedel. Er darf keine Mängel aufweisen, wenn er für den Feststrauß an Sukkot verwendet werden soll. Foto: Yonatan Sindel/Flash90

Sukkot ist normalerweise ein Fest, an dem Freunde und Familien gemeinsam in der Laubhütte („Sukka“) sitzen, essen und trinken. Die Sukka von Staatspräsident Reuven Rivlin, die normalerweise für Besucher geöffnet ist, wird dieses Jahr nur online zugänglich sein. Die Veranstaltung des Staatsoberhauptes findet in einem virtuellen Format unter der Überschrift „Wissenschaftsspiele in der Präsidentensukka“ statt.

Führende Rabbiner haben angesichts der hohen Zahl von Corona-Infektionen in ihren Gemeinden ihre Anhänger aufgefordert, nur außerhalb der Synagogen zu beten und Massentreffen zu vermeiden. Fraglich ist, ob sich die streng religiösen Gruppierungen daran halten werden.

Kleine Hütten im ganzen Land

Im ganzen Land wurden in den vergangenen Tagen kleine, mit Ästen und Palmwedeln überdachte Verschläge aufgestellt. In ihnen verbringen gläubige Juden in der kommenden Woche einen Großteil ihrer Zeit, viele schlafen auch darin. Das Leben in der Laubhütte soll nicht nur an den Auszug aus Ägypten erinnern. Die sieben Festtage dienen auch dazu, durch den fehlenden Komfort, das eigene Heim richtig schätzen zu lernen. Der freiwillige Verzicht soll die Gläubigen Dankbarkeit lehren und die Vergänglichkeit des Materiellen ins Bewusstsein rufen. Das Wohnen in der Hütte soll verdeutlichen, wie das Volk Israel während seiner Zeit der Wüstenwanderung in völliger Abhängigkeit von Gott lebte. Die Sukka wird geschmückt, um sie einladend erscheinen zu lassen. Üblicherweise hängt man Früchte an das Dach und Bilder oder auch Wandteppiche an die Wände. 

Sukkot ist auch ein fröhliches Erntedankfest. Es ist – neben Pessach und Schawuot – eines der drei Feste, die bis ins Jahr 70 mit großen Pilger- und Wallfahrten zum Jerusalemer Tempel gefeiert wurden. Nach dem eigentlichen Festtag wird das Laubhüttenfest gemäß der Thora (Lev. 23,36) für weitere sechs Halbfeiertage fortgesetzt. Die Festzeit endet dann mit dem Thora-Freudenfest.

Titelbild oben: Ultraorthodoxe Männer bauen im Jerusalemer Stadtteil Mea Shearim ihre Laubhütte auf. Foto: Yonatan Sindel / Flash 90 

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