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Israel und Libanon führen erste offizielle Gespräche seit drei Jahrzehnten

NAQURA, 15.10.2020 (DK) – Seit Jahrzehnten befinden sich Israel und der Libanon offiziell im Kriegszustand. Doch nun haben erstmals direkte Verhandlungen zwischen den zwei Parteien hinsichtlich der maritimen Grenze im Mittelmeer stattgefunden. Aufgrund von möglichen Gas- und Ölfeldern in dem umstrittenen Gebiet, sind die Gespräche für beide Länder von hohem Stellenwert. Beirut gibt jedoch tunlichst darauf Acht, keinen falschen Eindruck bei der Öffentlichkeit zu erwecken: Anders als die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain sei die libanesische Regierung keineswegs bereit den Weg der Normalisierung mit Israel einzuschlagen. 

Libanon sucht nach Ausweg aus Wirtschaftskrise

Der Libanon, welcher in einer schweren Finanzkrise steckt, sieht sich vor Allem aufgrund des wirtschaftlichen Potentials des Seegebiets an den Verhandlungstisch gezwungen. Das Land ist in den vergangenen Jahren von Krisen heimgesucht worden. Gerade den Schock über die Explosionskatastrophe in der Hauptstadt vor zwei Monaten haben viele Bürger noch nicht verwunden. 190 Menschen verloren dabei ihr Leben und über 200.000 ihr Obdach. Seit dem Unglück regieren die Minister nur noch geschäftsführend – offiziell trat die Regierung nur kurze Zeit nach der Explosion zurück. 

Hisbollah kritisiert Verhandlungen mit Israel

Besonders heftige Kritik an den Gesprächen übte die Terrororganisation Hisbollah, welche als eine der politisch mächtigsten Bewegungen im Libanon gilt. Die Delegation solle ausschließlich aus Militärs bestehen und keine Kompromissbereitschaft zeigen, hieß es in einer Erklärung der Schiiten-Miliz. Aber auch Israel weist Gerüchte über eine mögliche Annäherung entschieden zurück. „Wir machen uns keine Illusionen. Unser Ziel ist es nicht eine Normalisierung oder ein Friedensabkommen zu erreichen“, erklärte ein Beamter des israelischen Energieministeriums. Obwohl der angeschlagene Ton nicht viel Anlass zur Hoffnung gibt, ist das erste Treffen am Mittwoch erfolgreich verlaufen und soll am 28. Oktober fortgesetzt werden.

Israel hat sich im Jahr 1999 aus dem Libanon zurückgezogen. Es zählt jedoch einige Dörfer entlang der Grenze zum Staatsgebiet, die von Beirut beansprucht werden. Bis heute erkennt der Libanon das Nachbarland nicht als gültigen Staat an. Seitdem sind Vertreter der Vereinten Nationen in der Region stationiert. Sie waren es auch, die gemeinsam mit Diplomaten aus den USA die Verhandlungsgespräche einfädelten. 

Quelle: Israelis schwenken eine israelisch-libanesische Fahne bei einer Kundgebung anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Rückzugs Israels aus dem Libanon. Quelle: Tomer Neuberg/Flash90

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