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Kein Durchbruch bei Netanjahus Geheimbesuch in Saudi-Arabien

JERUSALEM, 24.11.2020 (TM) – Saudi-Arabien wird Israel in naher Zukunft nicht anerkennen und seine Beziehungen zum jüdischen Staat nicht normalisieren. Das ist die ernüchternde Erkenntnis nach einem geheimen Treffen von Ministerpräsident Netanjahu, US-Außenminister Pompeo und Saudi-Arabiens Kronprinz bin-Salman am Sonntag. Mehrere israelische Spitzenbeamte haben bestätigt, dass das Treffen in Neom am Roten Meer stattgefunden hat. Dagegen bestritt der saudische Außenminister bin Farhan, dass Vertreter Israels sich mit dem Kronprinz getroffen haben.

Zusammenarbeit hinter den Kulissen

Hinter den Kulissen gibt es seit langem eine Zusammenarbeit zwischen Jerusalem und Riad auf Geheimdienst-Ebene. Sie haben mit dem Mullah-Regime in Teheran einen gemeinsamen Feind. Israel bemüht sich nach den historischen Friedensabkommen mit den Emiraten, Bahrain und dem Sudan um eine weitere Annäherung an arabische Staaten. Netanjahus Büro schweigt zu den Berichten, wonach er zusammen mit Mossad-Chef Yossi Cohen den reformfreudigen saudischen Kronprinzen persönlich getroffen habe.

Bislang erkennt Saudi-Arabien Israel als Staat nicht an und unterhält keine diplomatischen Beziehungen. Allerdings öffneten die Saudis kürzlich ihren Luftraum für israelische Flugzeuge.

„Trotz der Bemühungen von Netanjahu und Pompeo, sie zu überzeugen, haben die Saudis deutlich gemacht, dass sie derzeit nicht bereit sind, den zusätzlichen Schritt zu tun. Aus diesem Grund kann in naher Zukunft keine zusätzliche [Normalisierungs-] Zeremonie erwartet werden“, erläuterte ein Beamter gegenüber dem israelischen Fernsehkanal Channel 12.

Ein Berater der saudischen Regierung bestätigte das Treffen gegenüber dem Wall Street Journal und erläuterte, dass sich die mehrstündigen Gespräche auf den Iran und die Herstellung diplomatischer Beziehungen zwischen Riad und Jerusalem konzentriert hätten. Es habe aber zu keinen wesentlichen Vereinbarungen geführt.

Channel 12 zitierte israelische Quellen mit den Worten, die Saudis seien wütend darüber, dass Nachrichten über das Treffen durchgesickert seien. Die Nachrichtenseite Ynet zitierte jedoch zuvor zwei an den Gesprächen beteiligte Beamte mit den Worten, der saudische Kronprinz habe keine Einwände gegen die Veröffentlichung des Treffens erhoben.

Staatsspitze nicht informiert

Israelische Sicherheitsbeamte kritisierten Netanjahu. Der sei in einen offiziell als feindlich ausgewiesenen Staat gereist, ohne einen Großteil der Führung des Landes zu informieren. Berichten zufolge wussten Verteidigungsminister Benny Gantz und Außenminister Gabi Ashkenasi ebenso wenig von dem Treffen wir Armeechef Aviv Kohavi. Netanjahu hatte auch keinen Vertreter für die Zeit seiner Abwesenheit benannt.

Überrascht wurden auch die Palästinenser. Hamas-Sprecher Sami Abu Zohari erklärte, die Nachricht vom Besuch Netanjahus in Saudi-Arabien sei „ernst“. Er forderte die Regierung in Riad auf, den Sachverhalt aufzuklären. Die Palästinenser sehen in der Annäherung zwischen Israel und den arabischen Staaten eine ernste Gefahr für ihre Bestrebungen nach einem eigenen Staat.

Bild: Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman ist Verteidigungsminister und stellvertretender Premierminister. Berichten zufolge hat er sich persönlich mit einer israelischen Delegation unter Führung von Israels Regierungschef Netanjahu getroffen. Foto: US-Department of State

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