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Saudi-arabischer Prinz verurteilt Israel als Landdieb

JERUSALEM, 07.12.2020 (TG) – Der saudi-arabische Prinz Turki ibn Faisal (75) hat Israel als „Landdieb“ und „Apartheidsstaat“ verunglimpft. Er äußerte seine harsche Kritik bei einer Podiumsdiskussion in Bahrain, an der auch der israelische Außenminister Gabi Ashkenasi teilnahm. Saudi-Arabien und Israel arbeiten hinter den Kulissen auf Geheimdienst-Ebene zusammen. Gemeinsamer Feind ist der Iran. Israels Ministerpräsident Netanjahu hatte sich kürzlich zu Geheimgesprächen mit dem saudischen Kronprinzen getroffen – jedenfalls hat sein Büro entsprechende Berichte nicht dementiert. Wegen der zunehmenden Annäherung an Israel war Saudi-Arabien in der muslimischen Welt unter Druck geraten. Die Ausführungen des Prinzen haben nun deutlich gemacht, wie groß die Differenzen zwischen Saudi-Arabien und Israel weiterhin sind. 

Turki ibn Faisal ist Mitglied der saudi-arabischen Königsfamilie. Er war 24 Jahre Chef des Geheimdienstes und danach Botschafter in den Vereinigten Staaten. Westliche Beobachter dachten, er sei Israel gegenüber offen eingestellt. 

Israel betreibt Konzentrationslager“

„Die israelischen Regierungen haben Tausende der Bewohner des Landes, das sie kolonisieren, festgenommen und in Konzentrationslagern inhaftiert – jung und alt, Frauen und Männer, die dort ohne Chance auf Gerechtigkeit verrotten“, erklärte der saudische Prinz. Israels Führer stellten das Land so dar, als sei seine Existenz bedroht. Doch in Wirklichkeit sei der jüdische Staat ein blutrünstiges Land, welches schon immer internationale Standards und Normen ignoriert habe.Ibn Faisal behauptete, dass Israel über ein massives Atomwaffenarsenal verfüge, mit dem es regelmässig in Syrien und dem Libanon übe. 
Die Schritte zum Frieden, die durch die Abraham-Abkommen mit den Emiraten und Bahrain zustande kamen, sieht das Mitglied der saudi-arabischen Königsfamilie als wertlos an. „Man kann eine offene Wunde nicht mit Schmerzmitteln behandeln“, so der Kommentar des Prinzen. Saudi-Arabien sei dem Frieden mit Israel grundsätzlich nicht abgeneigt, doch es gebe klare Bedingungen. So lange Israel keine „faire Lösung“ für die palästinensischen Flüchtlinge gefunden habe, sei an Frieden nicht zu denken. Der könne nur mit einer Zwei-Staaten-Lösung und mit Ostjerusalem als Hauptstadt der Palästinenser Wirklichkeit werden. 

Ashkenasweist Vorwürfe zurück

Außenminister Gabi Ashkenazi reagierte auf Ibn Faisals Stellungnahme mit Bedauern. Er wies die Vorwürfe des Prinzen zurück, „sie spiegeln die Veränderungen im Nahen Osten nicht wider“. Ashkenasi rief Saudi-Arabien auf, dem Beispiel der Abraham-Abkommen zu folgen und sich der neuen Ära des Friedens anzuschließen.

Bild: Der frühere saudische Geheimdienstchef Prinz Turki ibn Faisal 2014 bei der Münchner Sicherheitskonferenz. Foto: Mueller / MSC

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