Trumps Abschiedsgeschenk an Israel: Ein „warmer Frieden“ mit Marokko
JERUSALEM, 11.12.2020 (TM) – Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu freute sich über eine „historische Nachricht“ aus dem Weißen Haus: US-Präsident Donald Trump gab bekannt, dass das Königreich Marokko seine Beziehungen zu Israel normalisieren wird. Das ermöglicht volle diplomatische Beziehungen, touristische Reisen und eine umfangreiche wirtschaftliche Zusammenarbeit. Netanjahu machte deutlich, das Verhältnis der Völker beider Länder sei seit langem von „Sympathie, Respekt und Liebe“ geprägt.
Vier Abkommen in vier Monaten
Marokko folgt den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain und dem Sudan. Trump hat damit das vierte Friedensabkommen zwischen Israel und einem arabischen Staat innerhalb von vier Monaten vermittelt. Vorgesehen ist die sofortige Eröffnung von Verbindungsbüros in Rabat und Tel Aviv, die später in Botschaften umgewandelt werden können. Die beiden Staaten räumen ihren Airlines gegenseitig Überflugrechte ein. Das Abkommen wurde möglich, weil Trump Marokkos Anspruch auf die umstrittene Region Westsahara anerkannte.
In ersten Stellungnahmen hoben sowohl Netanjahu als auch der marokkanische König Mohammed VI. die Bedeutung der künftigen Beziehungen hervor. „Dies wird ein sehr herzlicher, warmer Frieden sein. An Chanukka hat das Licht des Friedens im Nahen Osten noch nie so hell gestrahlt wie heute“, erklärte Netanjahu beim Anzünden von Kerzen an der Westmauer.
König Mohammed erläuterte, dass Marokko in naher Zukunft drei Schritte unternehmen werde, um die Beziehungen voranzutreiben: Zum einen werde es Direktflüge zwischen beiden Ländern geben. Baldmöglichst werde man offiziell diplomatische Beziehungen aufnehmen. Zudem strebe man eine intensive Zusammenarbeit in den Bereichen Wirtschaft und Technologie an. Mohammed VI. verwies zudem auf die historische Rolle, die Marokko für die Sicherheit und Stabilität im Nahen Osten gespielt habe. Offen ist, wie die muslimische Mehrheit in dem nordafrikanischen Land reagieren wird. Die war in der Vergangenheit sehr israel-kritisch eingestellt.
Vielfältige Verbindungen
In Marokko gibt es eine jüdische Minderheit, die aber im Laufe der Zeit stark geschrumpft ist. Eine große Zahl von Israelis hat marokkanische Wurzeln, auffallend viele davon sind auf verantwortungsvollen und einflussreichen Posten tätig. Israel und Marokko hatten bereits in den 1990er Jahren diplomatische Beziehungen auf niedrigem Niveau aufgenommen, die aber nach dem zweiten Palästinenseraufstand vor 20 Jahren zum Erliegen kamen.
Islamisten sprechen von Verrat
Die Palästinensische Autonomiebehörde schwieg zunächst zu der neuen Entwicklung. Scharfe Kritik kam erwartungsgemäß von den palästinensischen Terrororganisationen im Gazastreifen. Die Hamas und der Islamische Dschihad sprachen von „Verrat“. Dagegen unterstreich der US-Botschafter in Israel, David Friedman, das Abkommen zwischen Israel und Marokko sei „die Morgendämmerung für eine neue Ära des Friedens.“
Bild: Eine Marokkanerin bei einem Kulturfestival im Marrakesch, der ehemaligen Hauptstadt des marokkanischen Reiches. Foto: Abir Sultan / Flash 90