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Gesundheitsminister: Israel in kritischer Situation – Streit um „Corona-Hotels“

JERUSALEM, 22.12.2020 (TM) – Gesundheitsminister Juli Edelstein hat am Dienstag erklärt, dass sich Israel in einer kritischen Situation befinde. Es gebe keine Alternative zu einem neuerlichen Lockdown, also dem völligen Herunterfahren des öffentlichen Lebens. Mittlerweile zeigten rund fünf Prozent der Coronavirus-Tests positive Ergebnisse. Das Virus breite sich aus, die dritte Welle habe den jüdischen Staat voll erfasst. Es werde noch zwei bis drei Monate dauern, bis sich das Impfprogramm positiv auswirke.

Völliger Lockdown wahrscheinlich

Sofortiges Handeln forderte auch Israels oberster Coronavirus-Manager Nachman Ash. Nachdem es täglich über 3500 Neuinfektionen gebe, müsse die Regierung tätig werden. Bei der aktuellen Situation werde ein völliger Lockdown voraussichtlich drei Wochen dauern. Die Maßnahmen umfassen die Schließung aller nicht lebenswichtigen Firmen und Geschäfte, von Schulen und Kindertagesstätten sowie Ausgangsbeschränkungen. In der Regierung gibt es Widerstand gegen einen erneuten Lockdown, vor allem aus dem Finanzministerium.

Corona-Hotels“ unter Armee-Aufsicht

Das Coronavirus-Kabinett der Regierung hat bereits einige Maßnahmen beschlossen. Jeder Israeli, der aus dem Ausland einreist, muss in Quarantäne – aber nicht zuhause, sondern von Mittwoch an in einem „Corona-Hotel“, das von der Armee überwacht wird.

Für Israelis, die aus Großbritannien, Dänemark und Südafrika zurückkehren, gilt diese Maßnahme bereits. Grund ist die mutierte, hoch ansteckende Variante des Virus in diesen Ländern. Die Einreisenden werden unter Aufsicht des Heimatfront-Kommandos 14 Tage isoliert. Mit zwei negativen Corona-Tests kann die Quarantäne auf zehn Tage verkürzt werden.

Diese Regelung führte bei Flugpassagieren, die davon am Ben-Gurion-Airport überrascht wurden, zu heftigen Protesten. Aus Großbritannien eingereiste Passagiere wurden direkt in Busse gesetzt und unter Polizeibegleitung in ein abgeriegeltes Hotel in Tel Aviv gebracht. Passagiere, die sich weigerten, wurden zurück nach London geschickt. Augenzeugen berichten von Auseinandersetzungen und hitzigen Diskussionen zwischen Ankömmlingen und Behördenvertretern.

Alle in Israel Einreisenden müssen künftig bei der Ankunft einen Corona-Test machen, am Flughafen gibt es dafür die nötige Einrichtungen.

Tausende wollen schnell zurück

Israelische Fluglinien berichten, dass derzeit Tausende Israelis versuchen, noch schnell ihre Flüge umzubuchen, um vor Beginn der Coronahotel-Pflicht aus dem Ausland zurück zu sein. Für die nächsten Wochen und Monate geplante Reisen würden massenhaft storniert. Israel hat mittlerweile alle Staaten der Erde als „rot“ eingestuft, was eine Quarantäne-Pflicht zur Folge hat.

Zudem hat Israel seine Grenzen für alle Ausländer geschlossen. Das gilt zwar generell schon seit März, aber bisher gab es einige Ausnahmen, zum Beispiel für enge Verwandte von Israelis, für Experten, Geistliche und für freiwillige Helfer bei israelischen Sozialorganisationen. Diese Ausnahmen werden nun nicht mehr gemacht. Israel schottet sich ab.

Bild: In Israel ist das Impfprogramm gegen das Coronavirus angelaufen, Vorrang haben ältere Menschen. Ein spürbarer Einfluss auf das Infektionsgeschehen wird aber erst in zwei bis drei Monaten erwartet. Foto: Miriam Alster / Flash 90

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