zurück zu Aktuelles

Jahrhunderte alte Esther-Schriftrolle belegt jüdisches Leben in Spanien

JERUSALEM, 22.02.2021 (TPS) – Eine der ältesten bekannten Esther-Schriftrollen der Welt, auch als Megillah bekannt, hat ihre endgültige Heimat in Jerusalem gefunden. Sie wurde der Nationalbibliothek von Israel (NLI) geschenkt, die über die weltweit größte Sammlung von historischen jüdischen Texten verfügt. Esther-Schriftrollen enthalten die Geschichte des biblischen Buches Esther auf Hebräisch. Sie werden traditionell in jüdischen Gemeinden zum Purimfest gelesen, das dieses Jahr vom 25. bis 28. Februar gefeiert wird.
Geschrieben um das Jahr 1465
Wissenschaftler haben festgestellt, dass die jetzt in Jerusalem eingetroffene Schriftrolle um 1465 auf der Iberischen Halbinsel geschrieben wurde, noch bevor die Juden in Spanien und Portugal verfolgt und vertrieben wurden. Diese Schlussfolgerungen basieren sowohl auf stilistischen als auch auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, einschließlich einer Kohlenstoff-14-Datierung.
Die Megillah ist in brauner Tinte auf Leder in einer eleganten, charakteristischen sephardischen Schrift geschrieben, die der einer Thora-Schriftrolle ähnelt.
Der erste Abschnitt vor dem Text des Buches Esther enthält Segnungen, die vor und nach dem Lesen der Megillah rezitiert wurden. Das bestätigt die rituelle Verwendung dieser Schriftrolle in einer iberischen jüdischen Gemeinde. Experten zufolge gibt es nur sehr wenige existierende Esther-Schriftrollen aus dem Mittelalter im Allgemeinen und aus dem 15. Jahrhundert im Besonderen. Noch seltener sind Tora-Schriftrollen und Esther-Schriftrollen aus Spanien und Portugal vor der Vertreibung, von denen nur eine kleine Handvoll bekannt ist. Vor der Spende war diese Schriftrolle die einzige vollständige Megillah aus dem 15. Jahrhundert in Privatbesitz.
Ein Schatz für die Bibliothek
Die mittelalterliche Schriftrolle ist ein Geschenk von Michael Jesselson und seiner Familie. Er setzt die langjährige familiäre Unterstützung des NLI und seiner Sammlungen fort. Michaels Vater, der New Yorker Unternehmer Ludwig Jesselson, war der Gründungsvorsitzende des Internationalen Rates der Bibliothek.
Dr. Yoel Finkelman, Kurator der NLI-Sammlung unterstrich, dass der Neuzugang „ein unglaublich seltener Beweis für die reiche materielle Kultur der Juden auf der Iberischen Halbinsel ist. Die Bibliothek hat das Privileg, diesen Schatz zu beherbergen und das Erbe des iberischen Judentums für das jüdische Volk und die Welt zu bewahren.“

Bild: Die Esther-Rolle aus dem 15. Jahrhundert ist jetzt ein Schmuckstück der israelischen Nationalbibliothek. Foto: NLI

Weitere News aus dem Heiligen Land