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Purim – das ausgelassenste aller jüdischen Feste

JERUSALEM, 20.03.2019 (FJ) –  Heute Abend beginnt in Israel das Purimfest, das auf den ersten Blick dem Fasching ähnelt. Purim ist eines der farbenfrohesten, fröhlichsten, vielleicht das am meisten ausgelassene aller jüdischen Feste. Es hat einen biblischen Hintergrund: Juden feiern an Purim die Vernichtung Hamans, des persischen Kanzlers, der sich vorgenommen hatte, das jüdische Volk auszulöschen. Die Ereignisse werden im biblischen Buch Ester berichtet.

Der Name „Purim“ kommt von dem akkadischen Wort für „Los“, „puru“ (Ester 9,26) und erinnert an die Lose, die Haman geworfen hatte, um den Tag zu bestimmen, an dem der Völkermord an den Juden hätte stattfinden sollen (Ester 3,7). Dieses Vorhaben wurde durch Königin Esther und deren Onkel Mordechai verhindert. Haman und seine Familie wurden hingerichtet. Die Tage der Verzweiflung wurden somit zu Festtagen, an denen man die Befreiung der persischen Juden im 5. Jahrhundert vor der Zeitenwende feiert.

Sieg über Judenhass und Antisemitismus

Im Laufe der Jahrhunderte wurde Purim ein Fest des Sieges über allen Judenhass und Antisemitismus. Es ist üblich, zu Purim festliche Kleidung zu tragen, da Juden den Tag „mit Freude, mit einem Festmahl und als Jom Tov (Festtag)“ begehen sollen (Ester 9,19).

Am Tag vor Purim findet das „Ester-Fasten“ statt. Es erinnert daran, wie Königin Ester und die persischen Juden das Vorgehen der jüdisch-stämmigen Königin vorbereitet haben (Ester 4,16). Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang dieses Tages fasten orthodoxe Juden. In den Synagogen werden spezielle Gebete und Schriftlesungen verrichtet.

Viel Lärm in den Synagogen

Das Wichtigste an Purim ist das Lesen der „Ester-Rolle“, des biblischen Buches Ester, am Vorabend des 14. Adar in der Synagoge. Wenn dabei der Name „Haman“ genannt wird, erzeugt man möglichst viel Lärm, indem man mit Rasseln klappert oder mit Füßen stampft, um „den Namen Amaleks auszulöschen“ (vergleiche 5. Mose 25,19; 2. Mose 17,14). Haman wird als „Agagiter“ bezeichnet (Ester 3,1) und deshalb für einen Nachfahren des Amalekiterkönigs Agag gehalten (1. Samuel 15,8ff). Am Morgen in der Synagoge wird dann 2. Mose 17,8-16 verlesen, wo erzählt wird, wie Amalek die Israeliten auf der Wüstenwanderung angegriffen hatte.

Eine wichtige Tradition zum Purimfest ist das Versenden von Geschenken. Wer kann, beschenkt nicht nur seine Familie und Freunde, sondern mindestens auch zwei bedürftige Menschen. Schulklassen in Israel sind in den Tagen vor Purim damit beschäftigt, Geschenkteller mit Süßigkeiten für Soldaten vorzubereiten.

Hamantaschen und Hamansohren

An keinem jüdischen Fest dürfen bestimmte, charakteristische Speisen fehlen. An Purim sind es besonders die so genannten „Hamantaschen“ oder „Hamansohren“, kleine, dreieckige Gebäckstücke, die mit Süßem gefüllt sind. Über die Anweisung des babylonischen Lehrers Rabba, dass ein Mann aus Freude über die Errettung des jüdischen Volkes am Purimfest so viel Wein zu trinken habe, bis er nicht mehr unterscheiden kann, ob er Haman flucht oder Mordechai segnet, wird bis heute diskutiert. Die Freude des Purimfestes soll helfen, die üblichen Beschränkungen und Grenzen zu überwinden und auf einer höheren spirituellen Ebene zu feiern.

In Jerusalem wird länger gefeiert

In Jerusalem und in Schuschan, einer der vier persischen Hauptstädte, dem heutigen Susa, sowie in allen Städten, die zur Zeit Josuas von einer Mauer umgeben waren, wird Purim erst am 15. Adar gefeiert, in diesem Jahr ist das der Donnerstag, 21. März. Grund ist, dass diese Städte sich einen Tag länger gegen ihre Feinde wehren durften. Dieses Purim heißt Schuschan Purim oder Purim der Städte, da es nur in den früher von Mauern umgebenen Städten gefeiert wird.

Angespannte Sicherheitslage

1996 kamen in der Zeit um Purim innerhalb von acht Tagen 63 israelische Zivilisten bei vier Anschlägen ums Leben. Ein Jahr danach kostete das Selbstmordattentat auf das Cafe Apropos in Tel Aviv drei Frauen das Leben. In den vergangenen Jahren ist etwas derartiges glücklicherweise nicht vorgefallen, dennoch bleibt die Sicherheitslage bei den öffentlichen Feierlichkeiten angespannt.

Bild: Verkleidete Yeshiva-Studenten (Bibelschüler) beschenken zu Purim Patienten im Hadassah-Hospital in Jerusalem. Foto: Hadas Parush / Flash90

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