zurück zu Aktuelles

Purim 2024 – zwischen Krieg und Erlösung

JERUSALEM 24.03.2024 (LS) – In diesem Jahr wird der Purim-Feiertag vom Krieg im Gazastreifen überschattet, weswegen die Freude im Volk gedämpft ist, obwohl dies eigentlich die vorherrschende Stimmung dieses Tag sein sollte. Purim begann am gestrigen Samstagabend, nach Ausgang des Schabbats, mit der Lesung des Buchs Esther. Am Sonntagmorgen wird das Buch nach dem Morgengebet ein weiteres Mal gelesen und dann beginnen die meisten Familien damit, Geschenke an Freunde und Nachbarn zu verteilen.

In Jerusalem wird Purim erst einen Tag später gefeiert, an “Shuschan Purim”. Nachdem Haman, der höchste Regierungsbeamte des persischen Königs, die gesamten Juden im damaligen persischen Weltreich an einem Tag ermorden wollte, konnten die jüdische Königin Esther und ihr Onkel Mordechai diesen Komplott verhindern. Da viele Judenfeinde jedoch immer noch versuchten, die Juden des Landes zu töten, führten die Juden am 13. Adar gegen ihre Feinde einen Rettungs- und Erlösungskampf, und am 14. Adar feierten sie.

In der Hauptstadt Schuschan dauerten die Kämpfe damals jedoch zwei Tage lang an, den 13. und 14. des jüdischen Monats Adar. Die Siegesfeiern in Schuschan fanden daher erst am 15. Adar statt, einen Tag später als in allen anderen Städten. Die Weisen legten fest, dass alle Städte, die zu der Zeit, als die Israeliten unter der Führung von Josua in Kanaan einzogen, ummauert waren, Purim am 15. Adar feiern sollten.

Heute ist die einzige Stadt, von der wir sicher wissen, dass sie zur Zeit Josuas Mauern hatte, Jerusalem.

Freude und Brüderlichkeit

Der Feiertag Purim steht voll im Zeichen der Freude, die durch verschiedene Bräuche für diesen Tag vergrößert und verbreitet werden soll. Dazu gehören vor allem die „Mischloach Manot“, Geschenkkörbe und -tüten, die sich Juden gegenseitig übergeben. Freunden, Nachbarn, Lehrern und Kollegen werden die Präsente überreicht, in denen sich traditionell Wein, Gebäck, Süßigkeiten oder andere leckere Dinge befinden.

Um die Armen zu erfreuen, ist es auch Brauch, zwei Geschenke an solche zu verteilen, denen es finanziell weniger gut geht. Auch Spenden an verschiedenste Wohltätigkeitsorganisationen sind das Gebot des Tages.

Neben den Süßigkeiten, die sich Kinder gegenseitig schenken und zumeist sofort verspeisen, ist es auch Tradition, sich zu verkleiden, was vor allem den Kleinen besonderen Spaß bereitet. Auf den Straßen Israels sind an Purim die verschiedensten Kostüme zu sehen, wobei sich auch Erwachsene gerne verkleiden dürfen.

Für die Erwachsenen wird die Freude des Tages noch durch das Gebot des Betrinkens verstärkt. Der Talmud fordert Juden dazu auf, sich an Purim zu betrinken, bis man den Unterschied zwischen dem Helden Mordechai und dem Bösewicht Haman im Buch Esther nicht mehr unterscheiden kann. Zumeist wird das so interpretiert (vor allem von Teenagern), dass man sich richtig betrinken soll. Je älter man wird, desto mehr neigt man jedoch zu der Interpretation, während des Festmahls etwas zu trinken und dann schlafen zu gehen, da man auch im Schlaf keine Menschen unterscheiden kann.

Wie an den meisten jüdischen Feiertagen, wird an Purim auch ein Festmahl veranstaltet, an dem Wein und Fleisch genossen werden soll. Praktisch sieht es meist so aus, dass die Männer miteinander „Le Chaims“ trinken, während die Frauen über ihre Ehemänner und verkleideten Kinder wachen.

Der Schatten des Krieges

In diesem Jahr wird dieser Freudentag jedoch von einem Krieg überschattet und in großen Teilen des Volkes kommt keine wirkliche Freude auf. Die Gedanken sind bei den Geiseln im Gazastreifen und den Soldaten, die dort ihr Leben riskieren.

Viele Gemeinden haben aus diesem Grund öffentliche Feiern abgesagt. Die Bedeutung von Purim ist in der heutigen Situation jedoch wichtiger denn je. Purim feiert die Erlösung des jüdischen Volkes vor einem geplanten Völkermord, wie es auch heute wieder durch die Hamas versucht wird.

Durch verschiedene, scheinbar zufällige Ereignisse hat der Gott Israels sein Volk jedoch gerettet und die Situation auf den Kopf gestellt. Der Bösewicht Haman, der das jüdische Volk ausrotten wollte, wurde selbst getötet und die Juden, die begonnen hatten, in Persien ihre Identität zu verlieren, wurden in ihrem Glauben gestärkt. Auf eine ähnliche Entwicklung hofft das Volk Israel auch in der aktuell schwierigen Zeit. Wir wenden uns an Gott und beten darum, ein weiteres Purimwunder in unserer Zeit zu erleben.

Titelbild: Purim im Schatten des Krieges: Das Volk ist zwischen seinen Emotionen hin und her gerissen. Foto: David Cohen/Flash90

Weitere News aus dem Heiligen Land