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Ein weißes Purimfest für Jerusalem?

JERUSALEM, 16.03.2022 (MS) – So kalt wie in diesem Winter war es in Israel lange nicht mehr. Am heutigen Mittwoch fiel die Temperatur in Jerusalem sogar unter null und es schneite gestern leicht. Nun hoffen vor allem die Kinder der Heiligen Stadt, dass es noch einmal richtig schneien wird und sie am Purim noch zusätzlichen Spaß haben. Die Erwachsenen hingegen, die am Purim das Gebot erfüllen müssen, sich zu betrinken, sind angesichts des anstehenden Glatteises etwas nervös.

Anders als an anderen Orten in Israel, wird das Purimfest in Jerusalem am Freitag und nicht am Donnerstag gefeiert. Die Temperaturen sollen bis dahin wieder leicht steigen, aber man weiß ja nie. Die aktuelle Kältewelle ist für diese Zeit besonders ungewöhnlich, da wir uns in einem jüdischen Schaltjahr befinden und ein gesamter Monat in den Kalender eingeschoben wurde. Wir befinden uns gerade im Monat Adar 2, der das Purimfest um einen Monat verschoben hat, das normalerweise im Februar gefeiert wird.

Was ist Purim eigentlich?

An Purim feiern die Juden ihre Rettung vor einem geplanten Genozid in Persien im 5. Jahrhundert. Das Buch Esther beschreibt, wie Haman, ein Nachkomme des Volkes Amalek, den persischen König überzeugte, alle Juden in seinem Reich zu töten. Viele merkwürdige „Zufälle“ führten jedoch dazu, dass dieser Plan scheiterte und Haman am Ende an dem Galgen hing, den er für den Juden Mordechai aufstellen ließ.

Purim ist kein biblisches Fest und genauso wie Chanukka wurde es von den Rabbinern eingeführt. Das Wort Purim bedeutet so viel wie Lose, da Haman den Zeitpunkt für die Vernichtung der Juden mit der Ziehung von Losen festgelegt hatte.

Zu den Geboten des Fests gehört die Lesung des Buches Esther, Geschenksendungen an Freunde, Geschenke an Arme, ein Festmahl und noch verschiedene Bräuche, die sich zusätzlich dazu entwickelt haben. Zu den Bräuchen gehört, dass Kinder sich verkleiden, Männer sich betrinken, alle sich verpflichtet fühlen, Hamantaschen zu essen und die Kinder bei der Lesung des Buches Esther Lärm machen, wenn der böse Haman erwähnt wird.

Wo ist Gott?

Das Buch Esther ist das einzige der heiligen jüdischen Schriften, in dem Gott nicht erwähnt wird. Im Gegensatz zur Rettung der Juden aus Ägypten, als Gott sein Volk mit „ausgestrecktem Arm“ errettete, zieht Er in der Purimgeschichte die Fäden im Hintergrund.

Purim gilt deshalb auch als Fest des Exils, denn es läutete eine neue Phase in der jüdischen Geschichte ein, in der Gott nicht mehr so sichtbar ist, wie es vor der Vertreibung aus Israel der Fall war. Die vielen „Zufälle“, die schließlich zur Rettung der Juden geführt haben, und das Fehlen Gottes in der Geschichte, verdeutlichen jedoch nicht, dass Gott verschwunden ist, sondern eine eher indirekte Lenkung der Welt einsetzt.

Obwohl wir heute Gott oder seine Taten nicht direkt sehen, können wir Ihn doch in der Geschichte erkennen. Wie wir es schaffen, die scheinbar unabhängigen Ereignisse der Zeitläufe im Zusammenhang mit dem jüdischen Volk zu interpretieren, lehrt uns das Purimfest.

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