Wie eine englische Prinzessin Juden in Athen rettete
JERUSALEM, 02.04.2021 (TM) – Die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem erinnert regelmäßig an die „Gerechten unter den Völkern“. Das sind Nichtjuden, die – oft unter Einsatz ihres Lebens – Juden vor der Ermordung durch die Nazis gerettet haben. Kurz vor Ostern hat Sara Granitza, die Leiterin der christlichen Freunde von Yad Vashem, auf eine englische Adlige aufmerksam gemacht, die in dunklen Zeiten zu einem Licht der Hoffnung wurde.
Prinzessin Alice von Battenberg, Enkelin von Königin Victoria und Großmutter von Prinz Charles, wurde als kleines Kind als taub diagnostiziert. Sie heiratete Prinz Andreas von Griechenland. Das Paar hatte fünf Kinder.
Familie Cohen versteckt
Während des Zweiten Weltkriegs lebte Prinzessin Alice im Palast in Athen und arbeitete mit dem Roten Kreuz zusammen. Die griechische Königsfamilie war mit der Familie von Haimaki Cohen, einem Juden aus Griechenland, gut bekannt. 1941 floh diese Familie nach Athen. Im September 1943 besetzten die Deutschen die griechische Hauptstadt und die Judenjagd begann. Zu diesem Zeitpunkt war Haimaki Cohen gestorben, aber seine Witwe Rachel und ihre fünf Kinder suchten einen Zufluchtsort. Prinzessin Alice hörte von der verzweifelten Situation der jüdischen Familie und bot an, Rachel und ihre Kinder bei sich zu Hause unterzubringen.
Es gab Zeiten, in denen die Deutschen misstrauisch wurden. Die Prinzessin gab an, wegen ihrer Taubheit die Fragen nicht zu verstehen, bis die Nazis sie in Ruhe ließen. Die Cohens blieben bis zur Befreiung in Prinzessin Alices Residenz.
Kurz vor ihrem Tod wünschte sich Prinzessin Alice, neben ihrer Tante, Großherzogin Elizabeth Fjodorowna, in Jerusalem begraben zu werden. 1988 wurde der Sarg von Prinzessin Alice in die Krypta in Gethsemane am Ölberg in Jerusalem gebracht.
Ein Baum zu ihren Ehren
Prinzessin Alice erhielt 1993 den Titel „Gerechte unter den Völkern“. Ein Jahr später pflanzten ihr Sohn, Prinz Philip – der Herzog von Edinburgh – den Baum zu ihren Ehren. Während der Zeremonie sagte Prinz Philip: „Ich vermute, dass ihr nie in den Sinn gekommen ist, dass ihre Handlung in irgendeiner Weise etwas Besonderes war. Sie war eine Person mit tiefem religiösem Glauben, und sie hätte es als eine völlig menschliche Handlung für Mitmenschen in Not angesehen.“
Auf dem Gelände von Yad Vashem wurden 1926 Bäume zu Ehren der Gerechten gepflanzt. Diese Bäume haben tiefe Wurzeln und sattgrüne Blätter. Sie sind groß und erinnern an die Schimmer von Licht und Leben, die in diesen dunklen Tagen des Todes und der Zerstörung leuchteten. Dank der harten Arbeit der Landschaftsgestalter von Yad Vashem und ihrer engagierten Pflege wachsen die Bäume der Gerechten unter den Völkern weiterhin großartig.
Diese Arbeit wird durch Spenden finanziert: https://forms.yadvashem.org/donation?campaign_name=christian-trees&christian=1 Die Pflege eines Baumes kostet 365 US-Dollar pro Jahr.
Bild: Die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem erinnert an Opfer, Täter und jene, die Juden vor dem Tod gerettet haben. Die Architektur ist so gestaltet, dass sie Besucher vom Dunkel ins Licht führt. Foto: Zack Wajsgras/Flash90