Polens Präsident Duda nimmt nicht an Holocaust-Gedenkfeier in Jerusalem teil
WARSCHAU, 09.01.2020 (DK) – Der polnische Präsident Andrzej Duda hat angekündigt, nicht an der internationalen Holocaust-Gedenkfeier am 23. Januar in Jerusalem teilzunehmen. Die Zeremonie wird anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz in der Gedenkstätte „Yad Vashem“ abgehalten. Duda begründete seine Entscheidung, nicht nach Israel zu reisen, damit, dass er nicht eingeladen worden sei, eine Rede zu halten.
Yad Vashem lehnte Dudas Antrag Rede zu halten mehrmals ab
„Ich sehe keinen Grund, warum die Präsidenten Russlands, Deutschlands und Frankreichs sowie Vertreter Großbritanniens und der USA an so einem Ort und aus so einem Anlass auftreten dürfen, aber nicht der Präsident Polens”, sagte Duda mit dem Hinweis darauf, dass die meisten Opfer des Holocaust polnische Staatsbürger gewesen seien. Dass ihm keine Redezeit zugedacht sei, würde weder den Interessen Polens noch den Menschen, die ihr Leben ließen, um Juden zu retten, gerecht werden. „Es ist vor allem eine Verfälschung der historischen Wahrheit“, sagte der polnische Präsident. Die Gedenkstätte entgegnete, dass die Anzahl der Staatsangehörigen in Ausschwitz-Birkenau keinen Einfluss auf die Wahl der Redner genommen habe. Dudas Antrag eine Rede zu halten wurde mehrmals abgelehnt.
Da das Vernichtungslager Ausschwitz durch sowjetische Truppen befreit worden war, hat der israelische Präsident Rivlin das russische Staatsoberhaupt Vladimir Putin als Hauptredner zu der Veranstaltung eingeladen. Putin hat Polen in der Vergangenheit klar einer Mitschuld am Holocaust bezichtigt. Dies bietet einen Affront, den die polnische Regierung nicht ohne weiteres hinnehmen will. Putin lüge über historische Fakten, indem er Polen die Schuld am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zu geben versuche. „Dies ist nichts anderes als post-stalinistischer Revisionismus“, so Duda.
Israel kritisiert Gesetzgebung der aktuellen Regierung Polens
Das neu eingeführte Gesetz der aktuellen Regierung Polens, welches die Verwendung von Begriffen, wie etwa „polnische Lager”, untersagt, hat zwar seine Berechtigung, da es sich tatsächlich um deutsche Nazi-Lager handelte, scheint jedoch auch die polnische Kooperation während dieser Zeit ignorieren zu wollen. Diese juristische Entscheidung brachte dem osteuropäischen Staat heftige Kritik vonseiten Israels ein und nahm einen negativen Einfluss auf die diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Der israelische Historiker David Silberklang erklärte, dass das Gesetz „eine offene Diskussion über das Verhalten des polnischen Volkes während der Nazibesatzung verhindern” will.
1,1 Millionen Juden, 140.000 Polen, 20.000 Sinti und Roma sowie mehr als 10.000 sowjetische Kriegsgefangene kamen im Todeslager Ausschwitz-Birkenau ums Leben. Knapp über 400.000 Häftlinge wurden registriert. Bis heute gilt Ausschwitz als Symbol für die Grausamkeiten, die von deutschen Nationalsozialisten im Holocaust begangen worden waren.
Bild: Halle der Namen in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Quelle: Mendy Hechtman/Flash90