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Israel springt Nachbarn Jordanien in Krise zur Seite

JERUSALEM, 05.04.2021 (DK) – Seit Jahren herrscht zwischen Israel und dem jordanischen Königreich ein kalter Frieden. Aus den strategischen Verbündeten sind seit dem Friedensvertrag im Jahr 1994 niemals Freunde geworden. Als den jüdischen Staat nun jedoch die Nachricht erreichte, dass sich ranghohe Persönlichkeiten zu einer Verschwörung gegen König Abdullah II. zusammengeschlossen hatten, sagte Israel dem Staatsoberhaupt sofort seine Unterstützung zu. Verteidigungsminister Benny Gantz hat die Beziehung zu dem Nachbarland schon länger im Blick. Als Ex-Generalchef versteht er, dass Jordaniens politische Stabilität für sein Land von größter Wichtigkeit ist. 

Verteidigungsminister Gantz bietet Jordanien Hilfe an

Noch vor wenigen Wochen hatten Premierminister Benjamin Netanjahu und König Abdullah II. eine verdeckte Auseinandersetzung. Im März hatte Israel dem König aufgrund einer zu großen Anzahl von Sicherheitspersonal die Einreise verwehrt. Im Gegenzug boykottierte Abdullah die erste offizielle Visite Netanjahus in Abu Dhabi. Beide Parteien machen schon seit langem keinen Hehl mehr aus ihrer persönlichen Abneigung. Gantz hatte dem israelischen Regierungschef in diesem Zug vorgeworfen, die „nationale Sicherheit zu gefährden“. So hatte sich auch der Verteidigungsminister und nicht der Premier zu den beunruhigenden Nachrichten aus Amman geäußert. „Ein starkes und blühendes Jordanien ist in unserem sicherheitspolitischen und militärischen Interesse, und wir müssen tun, was wir können, um ihnen zu helfen“, betonte Gantz. Den Plott und die darauffolgenden Festnahmen bezeichnete er als eine „innere jordanische Angelegenheit.“

Jordanische Sicherheitskräfte haben sechzehn Personen verhaftet, die im Verdacht stehen einen Putschversuch gegen die Königsfamilie geplant zu haben. Für die meiste öffentliche Aufregung sorgte eine Videobotschaft des ehemaligen Kronprinzen Hamsa, welcher behauptete, unter Hausarrest gestellt worden zu sein. In der Aufnahme übte er beispiellose Kritik an seinem Halbbruder Abdullah und bezichtigte die Regierung des Nepotismus und der Korruption. Er dementierte jedoch, Teil eines Coups oder einer Gruppe mit ausländischer Unterstützung zu sein. Damit tritt ein seit Jahrzehnten schwelender Konflikt zwischen den Brüdern offen zu Tage. Im Jahr 2004 hatte Abdullah seinen Halbbruder zugunsten seines ältesten Sohnes als Kronprinzen abgesetzt. 

König Abdullah muss sich nationalen und internationalen Herausforderungen stellen

König Abdullah verliert schon seit einiger Zeit im eigenen Land und auch in der Region an Ansehen. Gerade im vergangenen Jahr ist seine Herrschaft von internen und internationalen Krisen in Mitleidenschaft gezogen worden. Während Israel mit den Golfstaaten erstmals Normalisierungsabkommen schloss, lagen die Beziehungen mit Jordanien fast vollständig auf Eis. Somit rückte das haschemitische Königreich in seiner traditionellen Rolle als Vermittler immer mehr in den Hintergrund. Dass König Abdullah sich diesen neuen Herausforderungen erfolgreich stellen kann, versucht er nun durch sein hartes Durchgreifen im eigenen Land unter Beweis zu stellen. 

Bild: Palästinenser halten bei einer Kundgebung das Bild von König Abdullah II. in die Höhe. Quelle: Flash90

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