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Israel vereint am Holocaust-Gedenktag

JERUSALEM, 08.05.2021 (NH) – Die  Feierlichkeiten um den Holocaust-Gedenktag sind gestern offiziell in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem eröffnet worden. Zu Beginn der Zeremonie zündeten sechs Holocaustüberlebende stellvertretend sechs Fackeln für sechs Millionen ermordete Juden an. Israel vereint sich an diesem Tag der Trauer und gedenkt den Opfern, den Rettern und den Kämpfern. Heute ertönte um 10 Uhr im ganzen Land eine zweiminütige Sirene.

Heute in Jerusalem: Die Stadt hält inne, während die Sirenen an den Holocaust erinnern. Video: Shira Hershkof/TPS

„Die Last der Erinnerung, die wir in unseren Herzen tragen, ist eine heilige Pflicht“, unterstrich Staatspräsident Rivlin bei der Gedenkveranstaltung. „Ob wir es wollen oder nicht, die Erinnerung an den Holocaust prägt uns als Nation. Der Holocaust stellt uns und unser Land, den Staat Israel, vor die endlose Mission der Erinnerung.“ Ministerpräsident Netanjahu warnte in seiner Ansprache vor der Bedrohung durch den Iran. „Das jüdische Volk war angesichts der Nazis wehrlos, ist es aber nicht mehr und hat jedes Recht, sich gegen seine Feinde zu verteidigen“, machte er deutlich.

Sechs Kerzen für sechs Millionen Opfer

In Israel leben derzeit 174.500 Holocaustüberlebende. Im vergangenen  Jahr sind insgesamt 14.262 verstorben. Das sind durchschnittlich 41 am Tag. Noch sind sie unter uns, die Zeitzeugen dieses schwarzen Kapitels in der Geschichte. Sie können uns berichten, wie sie litten und wer ihnen zur Flucht verhalf. So können sie in der dunklen Zeit der Pandemie zum Licht für die Umstehenden werden.

Schon in naher Zukunft werden diese Zeitzeugen nicht mehr unter uns weilen. Wir werden die Fakten nicht aus erster Hand erhalten, sondern aus Büchern, Filmen und Dokumenten lernen. Darum ist die Weitergabe der Erinnerung an den Holocaust an die nächsten Generationen so wichtig. Die Erinnerung ist eine der Grundlagen der Existenz des Volkes Israel. Die Kinder und Jugendlichen des Landes stellen dabei eine Brücke in die Zukunft dar. Der Brauch, am Abend des Gedenktages in jedem Haushalt sechs Kerzen für die sechs Millionen Ermordeten anzuzünden, soll die kollektive Erinnerung stärken.

Traurige Daten um die Überlebenden

Im Schatten des Gedenktages veröffentlicht die Organisation „The Foundation for the Welfare of Holocaust Victims“ die Statistiken zur aktuellen Situation der Überlebenden im Land. Demzufolge sind 51 % auf Lebensmittelhilfe angewiesen, 84 % verzichteten aufgrund finanzieller Schwierigkeiten auf den Kauf verschiedener Produkte und Dienstleistungen, 45 % melden Schwierigkeiten beim Decken ihrer Haushaltskosten und 10 % sind nicht mit ihrer Familie in Kontakt.

Name und Kerze

Auch Sie, liebe Leser, können gemeinsam mit Israel stehen und eine persönliche Gedenkkerze leuchten lassen.

Die Organisation „Shem ve Ner“, (zu Deutsch „Name und Kerze“), hat es sich zum Ziel gemacht, das Gedenken der Holocaustopfer am Leben zu erhalten. Auf ihrer Webseite haben Sie die Möglichkeit, eine digitale Kerze anzuzünden. Jede Kerze trägt den Namen eines Ermordeten, die Namen der Eltern oder Ehepartner, den Geburt – und Todesort. Gemeinsam werden wir ihr Gedenken aufrecht erhalten:

שם ונר Our 6 Million (shemvener.org.il) (in englisch)

Bild: In der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem wurde an die Opfer der Judenvernichtung durch die Nazis gedacht. Am Rednerpult Staatspräsident Reuven Rivlin. Foto: Olivier Fitoussi/Flash90

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