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Schawuot: Ein Erntefest unter Feuer

JERUSALEM, 16.05.2021 (DK) – Das Schawuot-Fest ist vielen Menschen in Deutschland heute kein Begriff mehr. Dabei zählen die Feiertage zu den wichtigsten Ereignissen im jüdischen Kalender. Biblisch handelt es sich um das Fest der Erstlingsfrüchte, bei dem sieben Wochen nach dem Passahfest, Gott die ersten Ernteeinträge dargebracht werden. Schon vor 2000 Jahren pilgerten Juden zu diesem Zweck zum Tempel nach Jerusalem. Inzwischen markieren diese Tage jedoch auch die Gabe des größten Geschenkes Gottes an sein Volk: die Tora. In das Freudenfest mischt sich dieses Jahr aber auch Trauer, denn Juden auf aller Welt begehen die Zeit in dem Wissen um die Gefahr des Antisemitismus, der inmitten des aufflammenden Nahostkonflikts wieder sein Gift versprüht. 

Schawuot ist dank seiner vielfältigen Bräuche sowohl bei religiösen als auch säkularen Juden in Israel sehr beliebt. Traditionell versammelt sich die ganze Familie, um gemeinsam Milchspeisen zu kochen. Zum Abendessen werden allerhand Aufläufe und Käsekuchen serviert. Der rabbinischen Tradition zufolge leitet sich dieser Brauch aus dem Bibelvers ab, der Gottes Wort mit „Milch und Honig unter der Zunge“ vergleicht. Er ist von Juden aus Europa in Israel eingeführt worden. Nur noch wenige ältere Juden, die aus nahöstlichen Ländern stammen, folgen ihrer eigenen Tradition, nach der an diesem Tag salzige Fleischeintöpfe mit Couscous aufgetischt werden. 

Gläubige wachen die ganze Nacht

Doch für gläubige Juden handelt es sich bei dem Wochenfest, wie es auch genannt wird, um viel mehr als nur eine Familienfeier. Da die Israeliten der Überlieferung nach die Übergabe der Tora fast verschlafen haben sollen, bleiben Synagogenbesucher die ganze Nacht über wach und studieren die Bücher Mose. Die Übergabe wird als eine Art Hochzeit Gottes mit seinem Volk verstanden. Das Erntefest rückt in den Städten eher in den Hintergrund. Es findet lediglich Ausdruck in den reich geschmückten Synagogen. Auf dem Land dagegen misst man  diesem Fest eine grosse Bedeutung zu. Dort werden große Wagen bunt geschmückt, auf denen die Kinder der Dörfer und Kibbuzim mitfahren dürfen.

Juden verbringen Festtage in Angst

In den Gemeinden um Gaza ist dieses Vergnügen den Kindern in den kommenden Tagen nicht vergönnt. Täglich feuert die Terrororganisation Hamas Raketen auf die Ortschaften im Süden des Landes. Nicht selten hat das verheerende Folgen für die dort ansässigen Landwirte und ihre Ernteerträge, wenn die Geschosse auf den Feldern explodieren. Sie erleben das diesjährige Fest unter Feuer. Auch in deutschen Städten fürchten sich jüdische Gemeindemitglieder, die Synagogen anlässlich des Schawuot-Festes aufzusuchen. Gerade in Zeiten, da der Antisemitismus wieder salonfähig wird, ist es besonders wichtig, das jüdische Mitbürger ihre Feste in Frieden und Sicherheit feiern können. 

Bild: Mädchen aus dem Moshav Yashresh feiern Schawuot. Quelle: Yossi Aloni/Flash90

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