WhatsApp will in der Politik mitmischen
JERUSALEM, 26.05.2021 (DK) – Mit jedem aufflammenden Konflikt werfen Israels Polizei und Justizsystem verstärkt ein Auge auf die sozialen Medien. Dort werden regelmäßig von Extremisten aller politischen Richtungen Hassbotschaften verbreitet. In der Vergangenheit sind immer wieder Stimmen laut geworden, die die Inhaber der Netzwerke selbst aufforderten Maßnahmen zu ergreifen. Whatsapp hat sich diesen Aufruf zu Herzen genommen. Die von Facebook übernommene Firma mischt nun erstmals auch im Nahostkonflikt mit und erntete dafür scharfe Kritik.
Journalisten im Gaza werden von Whatsapp gesperrt
Als ein Dutzend palästinensischer und internationaler Journalisten wenige Stunden nach Ankündigung der Waffenruhe zwischen der Hamas und Israel ihre Whatsapp-Nachrichten abrufen wollten, mussten sie erstaunt feststellen, dass ihre Konten gelöscht worden waren. Insgesamt 17 Korrespondenten wurden von dem Medienmogul gesperrt. Dies berichteten die Presseagentur „Associated Press“ und die Zeitung „Al Jazeera“. Nach eingelegter Beschwerde bei WhatsApp wurden die Konten von vier Mitarbeitern wieder hergestellt. Es stellte sich heraus, dass die ins Visier genommenen Journalisten Teil einer Gruppe namens „Hamas Media“ waren. Dort informiert die im Gazastreifen regierende Terrororganisation Mitarbeiter der Presse über aktuelle Operationen.
Auch die Frau des israelischen Politikers Ben Gvir war nicht wenig überrascht, als ihr eines morgens der Zugang zu WhatsApp verwehrt blieb. In der Knesset vertritt Gvir die Partei „Jüdische Kraft“, die sich aus einer jüdischen Terrororganisation herausgebildet hat. Auch der Leiter der rechtsextremistischen Gruppierung Lehava, Bentzi Gopstein, wurde blockiert. Seine Organisation spricht sich gegen interreligiöse Ehen und LGBTQ-Rechte aus. Ben Gvir, der von Beruf Rechtsanwalt ist, möchte den Fall seiner Frau Ayala und den anderer Rechtspopulisten vor Gericht bringen.
Extremisten stiften auf WhatsApp-Gruppen zu Gewalt an
Laut einem Bericht der „New York Times“ sind seit Ausbruch ethnisch motivierter Gewalttaten in Israel hunderte von Gruppen auf WhatsApp gegründet worden, die zum Anstiften von Übergriffen dienen. Um diesem Trend entgegen zu wirken, löscht WhatsApp alle teilnehmenden Nutzer. In einer öffentlichen Mitteilung erklärte der Medienkonzern, dass es schwierig sei die Schuldigen ausfindig zu machen, da Nutzernachrichten verschlüsselt sind. Betroffene Konten würden nur gelöscht werden, wenn auf einen Missbrauch der Nutzungsbedingungen von Anderen hingewiesen wird.
Bild: Ayala Gvir, deren Whatsapp-Konto gesperrt wurde, bei einer rechtspolitischen Demonstration. Quelle: Abir Sultan/FLASH90