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Oberster Gerichtshof in Großbritannien will Beatmungsgerät eines israelischen Kleinkindes abstellen lassen – Eltern: „Es ist ihr Todesurteil“

JERUSALEM/LONDON, 03.06.2021 (NH) – Ein britisches Gericht hat entschieden, dass die kleine Alta Pixler, ein israelisches Kleinkind von zweieinhalb Jahren, von lebenserhaltenden Beatmungsgeräten getrennt werden soll. „Für uns ist das Mord – wir haben darum gebeten, sie nach Israel zu bringen“, erklärte ihr Vater Abraham Pixler dem israelischen Nachrichtensender Arutz 12. „Es ist nicht für ihr Bestes, die medizinische Behandlung fortzusetzen, die sie künstlich am Leben erhält“, hatte zuvor die Richterin entschieden. Sie fügte hinzu, sie habe die Entscheidung mit großer Traurigkeit getroffen. Jetzt kämpfen die Eltern der kleinen Alta darum, sie trotz des erschütternden Urteils am Leben zu erhalten.

Richterin: Das Kind leidet!

Die dramatische Entscheidung fiel vor dem Obersten Gerichtshof Großbritanniens für Familienrechte in London. Es wurde entschieden, die zweieinhalbjährige Alta Pixler, die aufgrund schwerer Komplikation bei ihrer Geburt an irreparablen Hirnschäden leidet, von den Geräten zu nehmen. Im Gegensatz zu der Position ihrer Eltern, die einen ultraorthodoxen Lebensstil führen, entschied die britische Richterin nach einem hartnäckigen Rechtsstreit, der über sechs Monate andauerte, das Kind sterben zu lassen. „Angesichts der Befunde, die belegen, dass sie Schmerzen leidet, liegt es nicht im Interesse von Alta, die medizinische Behandlung, die sie künstlich am Leben erhält, fortzusetzen“, schrieb die Richterin in ihrem Urteil.

Eltern kämpfen verzweifelt

Avraham Pixler erklärte in einem Interview mit dem israelischen Fernsehen: „Ein ganzes Jahr lang waren wir tagtäglich mit den Ärzten im Krankenhaus und keiner von ihnen erklärte uns jemals, dass sie leidet! Ich denke, als ihr Vater habe ich das Recht, sie nach Israel zu bringen und sie am Leben zu erhalten. Wir sind ihre Eltern und wir lieben unsere Tochter. Ein Kind ist nicht etwas, das wir uns aussuchen können, wir bekommen es geschenkt und akzeptieren und lieben es so wie es ist!“ Das junge Ehepaar aus Israel wartete acht Jahre, bis sich ihr Kinderwunsch erfüllte.

Nach Angaben von Familienangehörigen empfahlen viele Mediziner, das kleine Mädchen als Langzeitpflegefall nach Hause zu entlassen, aber das Krankenhaus lehnte den Antrag ab. „Von heute auf morgen und ohne Ankündigung zog Alta von der Säuglingsstation auf die Kinderstation um. Sie wurde bis zu diesem Zeitpunkt 15 Monate auf der Säuglingsstation gepflegt. Ohne Koordination zwischen den behandelnden Ärzten von Alta und den Ärzten der Kinderstation wurde sie einfach verlegt!“, berichtete ein Mitglied der Familie. Als Resultat dieses Umzugs wurde Alta etwa eine Woche später wieder an ein Beatmungsgerät angeschlossen, nachdem sie von ihren behandelten Ärzten bereits erfolgreich entwöhnt war und das Kleinkind nur noch permanente Sauerstoffzufuhr erhielt. Kurze Zeit später wurde Alta auf die Intensivstation verlegt und ist seitdem wieder an ein Beatmungsgerät angeschlossen. Nur wenig später entschieden die Ärzte, das Beatmungsgerät abzustellen und ihr Leben somit zu beenden.

Selbst als die Familie versuchte, ihre Tochter nach Israel zu überführen, lehnte der Oberste Gerichtshof dies mit der Begründung ab, dass das Leiden des Kindes verhindert werden sollte. Abraham Pixler appelliert an die Bürger Israels: „Ich denke, Israel sollte seine Stimme erheben. Es ist ein Todesurteil! Jeder Israeli sollte aufstehen und versuchen zu helfen. Ich bitte von ganzem Herzen: Helft uns, unsere Tochter zu retten. Ich sage es mit Tränen in den Augen.“

Der Knessetabgeordnete Yisrael Eichler, der auch als Journalist und Autor in Israel tätig ist, setzt sich für die kleine Alta ein. Foto: Yonatan Sindel/Flash90

Oberrabbiner der letzte Ausweg?

Rabbi Yossi Arblich, Vorsitzender der Organisation „Für Euch“, schrieb an die Oberrabbiner Israels und bedrängte sie, so schnell wie möglich einzugreifen und sich an den Erzbischof von Canterbury zu wenden. Bei dem Bischof handle es sich um einen hochrangigen religiösen Vertreter, der seinen Einfluss im Königreich geltend machen könne, um zu versuchen, das Abschalten des Beatmungsgeräts zu verhindern.

Die Familie gehört zu den chassidischen Juden der Belzer-Gemeinschaft. Auch der Knessetabgeordnete Yisrael Eichler, der ebenfalls dem Belzer-Chassidismus angehört, versucht, das Kleinkind zu retten: „Wir haben den israelischen Gesundheitsminister und den Generalstaatsanwalt kontaktiert. Für uns ist es klarer Mord. Wir haben darum gebeten, Alta nach Israel zu bringen. Ich hoffe, so Gott will, dass wir es schaffen, sie zu überführen. Wenn es darum geht, ein Leben zu retten, dann können wir es auf so einfache Art hier tun! Es ist ein kleines Mädchen, das lebt und nicht getötet werden darf!“

Angehörige der Familie haben die israelische Botschaft in Großbritannien kontaktiert, aber bisher wurde keine Lösung gefunden. Auch hohe Justizbeamte beteiligen sich an dem Versuch, dem Kleinkind zu helfen. Das Auswärtige Amt in Israel in einer offiziellen Erklärung: „Wenn sich die Familienmitglieder an das Auswärtige Amt wenden, werden wir prüfen, ob und wie wir auf humanitärer Basis helfen können.“

Titelbild: Ein Vater hält die Füßchen seiner kleinen Tochter. Foto: Shir Torem/Flash90

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