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Fahnen-Marsch in Jerusalem soll wiederholt werden: Gaza droht mit erneutem Raketenbeschuss

JERUSALEM, 06.06.2021 (NH) – Der feierliche Flaggen-Marsch am nationalen Jerusalemtag hat aufgrund des Raketenalarms in Jerusalem ein abruptes Ende gefunden. Der Beschuss sorgte für Panik und Angst unter den Hunderten von Feiernden. Nun soll das Ereignis einen Monat später wiederholt werden. Hochrangige Sicherheitschefs und der inländische Geheimdienst schlagen Alarm und äußern die Sorge über eine mögliche Eskalation in Jerusalem und im Süden des Landes. Der militärische Führer der Hamas, Yahya Sinwar, ließ bereits eine neue Drohung verlauten: “Sollte der Jerusalemmarsch die al-Aqsa-Moschee  gefährden, werden wir die Waffenruhe beenden und Israel Anfang der Woche erneut beschießen!”

Sicherheitskabinett muss beraten

Sicherheitsquellen in Israel warnen, dass eine neue Parade in Jerusalem zu einer Eskalation der Gewalt im sogenannten Westjordanland und im Gazastreifen führen könnte. Die israelische Armee nimmt die Drohungen der Hamas sehr ernst, den jetzigen Waffenstillstand und Status quo zu verletzen, sollte eine Wiederholung des Fahnenmarsches genehmigt werden. Aufgrund dessen hat die israelische Luftwaffe ihre Verteidigung über Gaza verstärkt. Eine Diskussion über die Kontroverse, an der die israelische Polizei, der inländische Geheimdienst und führende Vertreter der israelischen Armee teilnehmen, ist auf heute angesetzt. Bei dem Treffen sollen die jüngsten Sicherheitsinformationen präsentiert werden, die sich mit dem Ausmaß einer möglichen Eskalation befassen. Armeesprecher befürchten, es könnte zu palästinensischen Protesten und gewalttätigen Ausschreitungen mit israelischen Sicherheitskräften kommen. Auch ein erneuter Raketenangriff wird nicht ausgeschlossen .

Angst um neue Welle palästinensischer Gewalt

Gestern Abend legte man Verteidigungsminister Benny Gantz eine Zusammenfassung der jetzigen, immer noch angespannten Situation vor. An dem Treffen nahmen unter anderem Generalstabschef Aviv Kochavi, Polizeikommissar Kobi Shabtai und Generalstaatsanwalt Avichai Mandelblit teil. Nach der Anhörung erklärte Benny Gantz, dass er sich gegen eine Genehmigung des Marsches aussprechen werde. “Der israelischen Armee ist es gelungen, Judäa und Samaria während der Militäroperation “Hüter der Mauern” und der Eskalation auf dem Tempelberg trotz blutiger Hetze und Propaganda zu beruhigen. Grund dafür sind drastische Verstärkung der Sicherheitskräfte vor Ort und bedeutende operative Einsätze der israelischen Armee. Es wurden Dutzende Terroranschläge verübt, bei denen es jedoch keine Toten gab. Ein erneuter Jerusalem-Marsch, der jetzt geplant wird, kann die Gewalt in Ostjerusalem wieder entzünden und in Judäa, Samaria und Gaza zu Gewaltausbrüchen führen”, erklärt ein führender israelischer Sicherheitsbeamter.

Ägyptischer Rückenwind für Gaza

Auch der inländische Geheimdienst warnt vor Gewaltausbrüchen, die im Zuge des geplanten Fahnenmarsches und den damit verbundenen Demonstrationen militanter Palästinenser zu erwarten sind. Weiterhin sei zu berücksichtigen, dass die über Ägypten vermittelten Verhandlungen zu einer fortwährenden Waffenruhe noch zu keiner Vereinbarung gekommen sind. Hochrangige Sicherheitsbeamte warnen auch vor dem Rückenwind, den die Hamas-Führung aus Ägypten erhält. Berichten zufolge werden die Interessen Israels bei den Verhandlungen von Ägypten nicht berücksichtigt.

Die Beziehungen zwischen Kairo und Washington haben sich in jüngster Zeit im Gegensatz zu denen mit dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump sichtlich erwärmt. Im Schatten des neuerlichen Nachrichtenaustauschs zwischen den beiden Ländern öffnete Ägypten den Grenzübergang Rafah und gestattet nun die Lieferung von Gütern und die Einführung schwerer technischer Baumaschinen. Damit soll der Wiederaufbau des Gazastreifens beginnen. Die ägyptischen Unternehmungen wurden durchgeführt, obwohl der israelische Verteidigungsminister Benny Gantz klar gefordert hatte, dass es keine Fortschritte bei dem Wiederaufbau des Gazastreifens geben wird, ohne die Rückgabe eines israelischen Gefangenen und der Leichname zwei verstorbener israelischer Soldaten. Es wird angenommen, dass hochrangige ägyptische Beamte planen, erhebliche Summen an dem Wiederaufbauprozess im Gazastreifen zu verdienen.

Titelbild: Junge Männer mit israelischen Flaggen an der Klagemauer in der Jerusalemer Altstadt am Vorabend des Jerusalem-Tages im vergangenen Monat. Foto: Yonatan Sindel/Flash90

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