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3100 Jahre alte Inschrift trägt Namen eines biblischen Richters

KIRYAT GAT, 13.07.2021 (DK) – Nahe der südisraelischen Stadt Kiryat Gat haben Forscher einen außergewöhnlichen Fund gemacht. Auf einem zerbrochenen Gefäß, das auf rund 1100 v. Chr. datiert wurde, entzifferten Experten den Namen „Jerubbaal“. Dies ist das erste archäologische Artefakt auf dem der Beiname des biblischen Richters Gideon, Sohn des Joasch, Erwähnung findet. Entdeckungen aus dieser Zeit sind überhaupt äußerst selten. Ob sich das Gefäß tatsächlich im Besitz des Jerubbaals der Heiligen Schrift befand bleibt unklar. Name und Zeit stimmen jedoch mit dem biblischen Text überein, denn es handelt sich um die Epoche vor Beginn der israelischen Monarchie – das Zeitalter der Richter Israels. Die Archäologen betonen, dass es sich in jedem Fall um eine einzigartige Entdeckung handelt, da Inschriften in altkaanitischen Buchstaben nur sehr selten zu finden sind. 

Das Buch der Richter löst Kontroversen unter Archäologen aus

Wenn es um die Zeit der Richter geht, spalten sich die Geister in der Welt der akademischen Welt. Bis vor kurzem lagen nahezu keine Funde rund um das 10 Jahrhundert vor Christus vor, um die biblischen Erzählungen zu belegen. „Über Jahrzehnte gab es praktisch keine Inschriften in dieser Epoche und Region. Es ging so weit, dass wir nicht einmal sicher waren, wie das Alphabet damals aussah“, berichtete Historiker Michael Langlois gegenüber Journalisten der „Times of Israel“. Aufgrund der Wissenslücke in der archäologischen Wissenschaft, behaupteten einige Forscher, dass die biblischen Texte erst viel später geschrieben worden seien. Wenn es sich allerdings um zeitgemäße Berichte handelt, wirft dies ein ganz anderes Licht auf die Texte.  Im Bezug auf den neuen Fund erklärte Langlois: „Die Auswirkungen auf unser Verständnis der biblischen Geschichte sind gewaltig – und aufregend!“

Das Projekt wurde in Zusammenarbeit von israelischen und ausländischen Forschern ausgeführt. Nicht nur Professor Yossef Garfinkel von der Hebräischen Universität, sondern auch Kollegen aus Sydney waren maßgeblich an den Ausgrabungen beteiligt. Die Entzifferung des Schriftzuges wurde von dem Experten Christopher Rollston der Universität George Washington unternommen. Begeistert erklärte der Philologe: „Yeruba’al ist die logischste und vernünftigste Lesart der Inschrift, und ich halte sie für ziemlich endgültig“.

Geschichte Jerubbaals überlebt die Jahrtausende 

Die jahrtausende alte Geschichte Gideons wird bis heute in vielen Kinderbibelstunden und Gottesdiensten nacherzählt. Gideon stellte Gott nach dem Bericht im Buch der Richter auf die Probe. Ein Vlies solle vom Tau benetzt werden, während der Rest des Bodens trocken bliebe. Als Gott dem jungen Mann das Zeichen gewährte, suchte dieser sich eine Armee von 300 Mann um in den Krieg gegen die Midianiter zu ziehen. Seinen Beinamen Jerubbaal, wörtlich „Baal streitet“, verdiente sich der Krieger nachdem er den Altar des Götzen Baal zerstörte. Gideon zählt aufgrund seines Gehorsams gegenüber Gott zu einem der Helden des Alten Testaments. 

Bild: Die „Jerubbaal“-Inschrift auf Tonbscherben, die auf 1100 v. Chr. datiert wurden. Quelle: Dafna Gazit/ Israelische Antiquitätenbehörde

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