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Teile der Jerusalemer Stadtmauer aus der Zeit des Ersten Tempels freigelegt

JERUSALEM, 15.07.2021 (TM) – Ausgrabungen in der Altstadt von Jerusalem haben Überreste der antiken Stadtmauer ans Licht gebracht. Sie stammt aus der Zeit des Ersten Tempels. Die Leiter der Ausgrabungen in der Davidsstadt, Dr. Filip Vukosavović, Dr. Joe Uziel und Ortal Chalaf erläuterten, dass die massive Mauer Jerusalem während der Regierungszeit der Könige von Juda vor einer Reihe von Angriffen schützte. Sie war bis zu drei Meter hoch und fünf Meter breit. Erst den Babyloniern gelang es, sie zu durchbrechen und die Stadt zu erobern. Sie haben die Festungsmauer aber nicht vollständig zerstört.

Beschreibung in der Bibel

Im biblischen Buch 2. Könige 25 wird die Eroberung der Stadt durch das Heer des babylonischen Königs Nebukadnezar II. beschrieben: „Das ganze babylonische Heer unter dem Befehlshaber der kaiserlichen Wache riss die Mauern um Jerusalem nieder.“ Es sieht jedoch so aus, als hätten die Babylonier die Ostmauer nicht abgerissen. Der Grund könnte sein, dass sie an einem sehr steilen Hang stand, der in einem Winkel von über 30 Grad zum Kidrontal geneigt ist.

An die Plünderung Jerusalems erinnern Funde in einem Gebäude neben der Mauer. Im Inneren wurden Vorratsgefäße gefunden, die beim Brand und Einsturz des Gebäudes zertrümmert wurden. Die Krüge tragen Griffe in Form einer Rose, die mit den letzten Jahren des Königreichs Juda in Verbindung gebracht werden.

Neben der alten Stadtmauer wurden Figuren aus der Zeit der babylonischen Eroberung Jerusalems gefunden. Foto: Olivier Fitoussi/Flash90

In der Nähe der Mauer fanden Archäologen zudem ein babylonisches Stempelsiegel aus Stein, das eine Figur darstellt, die vor Symbolen der beiden babylonischen Götter Marduk und Nabu steht. Nicht weit von dort entfernt wurde ein Stempelsiegelabdruck aus Ton entdeckt. Das Siegel beinhaltet den judäischen Namen „Tsafan“.

Archäologisches Rätsel gelöst

Die Überreste lösen ein Jahrzehnte altes archäologisches Rätsel. Bei Ausgrabungen unter der Leitung der britischen Archäologin Kathleen Kenyon in den 1960er Jahren und des Archäologen Yigal Shiloh in den 1970er Jahren waren an zwei verschiedenen Stellen Überreste einer massiven Mauer freigelegt worden. Da die beiden Bauwerke jedoch nicht miteinander verbunden zu sein schienen, glaubten die meisten Gelehrten nicht, dass sie Teil einer Stadtmauer waren. Deren Vorhandensein wurde aber in der Bibel beschrieben.

„Jetzt können wir mit Sicherheit sagen, dass die Stadtmauer zumindest am Osthang existierte“, unterstrich Grabungsleiter Vukosavović. Da der Osthang den schwierigsten Zugang zu Jerusalem darstellte, sei davon auszugehen, dass auch der Rest der Stadt von einer Mauer umgeben war.

Der von König Salomon errichtete Erste Tempel war der zentrale Ort der Begegnung mit Gott. Nachdem die Babylonier im Jahr 587 vor Beginn unserer Zeitrechnung die Stadtmauer überwanden, zerstörten sie das Heiligtum. Daran erinnert der jüdische Fasten- und Trauertag Tisha B‘Av, der am kommenden Sonntag begangen wird.

Foto: Grabungsleiter Dr. Filip Vukosavović zeigt den jetzt freigelegten Teil der Stadtmauer. Vor rund 2600 Jahren schafften es die Babylonier, sie zu überwinden. Foto: Olivier Fitoussi/Flash90

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