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UNRWA: Ein palästinensisches Flüchtlingshilfswerk tief in der Krise

JERUSALEM, 03.10.2021 (DK) – Es ist die schwerste Krise für die Hilfsorganisation UNRWA seit ihrer Gründung im Jahr 1949: Das Werk der Vereinten Nationen für palästinensische Flüchtlinge steht vor dem Kollaps. Bereits im vergangenen Jahr haben Menschen auf der Führungsebene Alarm geschlagen. Seit die USA, der bislang größte Geldgeber, im Jahr 2018 jegliche finanzielle Unterstützung für das Werk eingestellt hat, schlittert die Organisation von einem Desaster ins nächste. Obwohl die Gelder seit dem Amtsantritt Joe Bidens wieder fließen, droht die EU nun ihre Zahlungen teilweise einzustellen. Grund dafür sind antisemitische und radikalislamische Inhalte in den von der UNRWA verantworteten Lehrbüchern für Schulkinder. Auch aus den arabischen Ländern kommen deutlich weniger Spenden. Die Schulbildung von 550.000 Kindern, die Jobs von 28.000 Angestellten und die Krankenversicherung von Tausenden Palästinensern stehen auf dem Spiel. Doch es bleibt unklar, ob die UNRWA bereit ist, ihren antiisraelischen Kurs zu ändern. 

Der Generalsekretär des Hilfswerks, Philippe Lazzarini, sieht schwarz für die Zukunft. „Die finanzielle Situation ist eine echte existenzielle Bedrohung, und wir sollten dies nicht unterschätzen, da sie die Organisation zwingen könnte, ihre Dienstleistungen zu reduzieren“, fügte er hinzu, und wenn dies passiert, „ riskieren wir sehr schnell zusammenzubrechen.“ Am schlimmsten betroffen wäre dann der Gazastreifen, wo Palästinenser ohnehin unter sehr schlechten Bedingungen leben. Aber auch in den „Flüchtlingslagern“ in Syrien hätte der Zusammenbruch fatale Folgen. 120 Millionen Dollar würden benötigt, um das Hilfswerk über die nächsten Monate am Laufen zu halten, hieß es von der UNRWA.

Die UNRWA ist nur für Palästinenser zuständig, die damit besser gestellt werden als alle anderen Flüchtlinge der Welt. Die Palästinenser sind die einzige Gruppe, in denen der Flüchtlingsstatus über Generationen hinweg vererbt wird. Diese Sonderbehandlung stößt ebenso auf Kritik wie die Israelfeindlichkeit der Organisation. Mehrfach wurden UNRWA-Schulen von Terroristen als Waffenlager benutzt.

Hass und Hetze gegen Israel in Schulbüchern

Die UNRWA finanziert sich ausschließlich über freiwillige Geldgeber. Seit Ausbruch der Pandemie zeigen diese allerdings weniger Bereitschaft tief in die Taschen zu greifen. Außerdem sind tiefgreifende Probleme in der Struktur der Organisation ans Licht gekommen, die gerade Europa nicht länger ignorieren kann. Von klein auf werden Schulkinder mit Aufforderungen zur Gewalt und antisemitischen Stereotypen erzogen. Vom Anstreben einer Zwei-Staaten-Lösung oder friedlicher Koexistenz sind die Inhalte weit entfernt. Die Frage ist, ob Ramallah bereit ist die Lehrmaterialien für die Zukunft von 550.000 betroffenen Schulkindern zu ändern. UNRWA ist der größte Arbeitgeber für Palästinenser und hat kein Interesse daran, das „Flüchtlingsproblem“ zu lösen, weil die Organisation dadurch überflüssig würde, lautet ein weiterer Vorwurf.

UNRWA steht unter Verdacht Flüchtlingsproblematik am Leben zu halten 

Rund fünf Millionen Menschen werden von der UNRWA als Palästina-Flüchtlinge definiert. Sie rechnet sogar Nachkommen palästinensischer Flüchtlinge nach der Staatsgründung Israels im Jahr 1948 mit, die in anderen Ländern geboren wurden. So entstand auch der Vorwurf gegen die UNRWA, das palästinensische Flüchtlingsproblem künstlich am Leben zu halten, da sie eine Integration in anderen Ländern blockiert. Palästinensern wird so die jordanische, libanesische oder syrische Staatsbürgerschaft ganz einfach verwehrt. Die Autonomiebehörde in Ramallah fordert bis heute ein „Rückkehrrecht“ für Millionen von Palästinensern, die tatsächlich niemals vertrieben wurden oder flüchten mussten.  

Bild: Palästinenser erhalten Lebensmittel und Medikamente von der UNRWA in der Stadt Rafah im Gazastreifen. Quelle: Abed Rahim Khatib/Flash90

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