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Abbas reagiert ungehalten auf neue Machtverhältnisse im Nahen Osten

RAMALLAH, 26.08.2020 (DK) – Die palästinensische Führung hat die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten scharf kritisiert. Nachdem ein Stopp der Annexion als Bedingung für den Friedensschluss gestellt wurde, müsste in Ramallah eigentlich Erleichterung herrschen. Doch Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas sieht sich stattdessen von den Emiraten im Stich gelassen. Bei einem Treffen mit dem britischen Außenminister Dominic Raab sagte der 84-Jährige, dass die neue Initiative “Frieden für Frieden” eine reine Illusion sei. 

Autonomiebehörde verweigert Aufnahme von Kooperation mit Israel

Bei der Zusammenkunft betonte Abbas auch, dass es “keinen Frieden, keine Sicherheit und Stabilität in der Region geben” würde, ohne die Errichtung eines palästinensischen Staates. Er bat England in diesem Zuge, einen solchen anzuerkennen. Der britische Abgeordnete drängte seinerseits darauf, dass die Autonomiebehörde wieder Kooperation mit Israel aufnehme. Aufgrund der angekündigten Annexion hatte Ramallah Anfang diesen Jahres jede Zusammenarbeit mit Jerusalem verweigert. Obwohl die Annexion nun kein Hindernis mehr darstellt, weigert sich Abbas Regierung dennoch den Kontakt mit Jerusalem wieder aufzunehmen. 

Die Normalisierung des Verhältnisses zwischen dem jüdischen und arabischen Staat wird in der palästinensischen Führung dahingehend verstanden, dass ihre nationalen Anliegen nun in den Hintergrund rücken. Und tatsächlich scheint der Konflikt zwischen Iran und Saudi-Arabien, den Schiiten und Sunniten, alles andere zu überlagern. Die Verhältnisse im Nahen Osten sortieren sich neu. Inzwischen müsste diese Botschaft auch in Europa angekommen sein, welches angesichts dieser neuen Ordnung vergleichsweise verhalten auf das Israel-Emirate Abkommen reagierte. 

Persönlicher Affront gegen Abbas

Die neue Entwicklung hat Präsident Abbas auch auf persönlicher Ebene getroffen. Mohammed Dahlan, welcher ursprünglich Abbas in Sicherheitsfragen bezüglich des Gazastreifens beriet, ist heute Chefberater des Kronprinzen der Vereinigten Arabischen Emirate. Er hatte Abbas schon einmal zugesetzt, als er die Korruption in der palästinensischen Präsidentenfamilie an die Öffentlichkeit brachte. Demnach wertet Abbas das Abkommen auch als einen Versuch seinen Machtanspruch zu untergraben. Seine letzte Amtszeit war im Jahr 2009 abgelaufen. 

Bild: Mahmoud Abbas bei Ansprache in Ramallah im Augsut 2020. Quelle: Flash90

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