Immobilienpreise haben sich in zehn Jahren verdoppelt – ein Ende ist nicht in Sicht
TEL AVIV, 07.10.2021 (NH) – Die Zukunft für junge israelische Familien, die eine Wohnung suchen, erscheint düster. Die Wohnungspreise sind im Jahr 2021 bereits um mehr als zwölf Prozent gestiegen. Ein Ende des Preisanstiegs ist nicht in Sicht. Bereits vor zehn Jahren gingen Hunderttausende Israelis auf die Straßen und protestierten gegen die steigenden Miet- und Wohnungspreise. Die israelische Regierung hat sich nicht wirklich um Lösungen bemüht. Seit 2011 haben sich die Preise fast verdoppelt.
Israels Regierung versagt
Mit der Annahme, die Corona-Pandemie würde den Immobilien-Markt ins Wanken bringen, lagen die Experten falsch. Im März und April 2020 erwartete man aufgrund einer Welle von Entlassungen, Hunderttausenden unbezahlten Freigestellten und wachsender beruflicher Unsicherheit einen Zusammenbruch des Wohnungsmarktes. Tatsächlich schwankten die Preise zu Beginn der Coronakrise. Doch haben sich die Kaufpreise entgegen aller Vorhersagen nach nur sechs Monaten erholt und sind explodiert.
Ein großes Problem ist das begrenzte Angebot. Über 90 Prozent des Landes befindet sich in Staatsbesitz. Die israelische Landesbehörde hat nicht genug Land freigegeben, um mit der steigenden Bevölkerung Schritt zu halten. Israel gehört seinen Bewohnern, womit das Verhalten der Landbehörde in den Augen vieler Israelis einem Verbrechen gleicht. Das Grundbedürfnis des Wohnens wird nicht beachtet und begehrtes Land an den Meistbietenden verkauft.
Problematische Infrastruktur
Die Regierung ist nicht im Stande, die Preise zu senken und so ihren Bürgern Wohnungen zu ermöglichen, ohne sich dabei zu verschulden. Viele Haushalte in Israel haben es schwer, sich einen Kredit zu leisten und so wird es für Erstkäufer fast unmöglich, eine Wohnung zu erwerben. Mit einem geforderten Eigenkapital von mindestens 25 Prozent, Abschlusskosten, Steuern, Anwaltskosten und anderen Nebenkosten rückt für viele Israelis der Traum vom Eigenheim in weite Ferne. Junge Familien müssen in kleine Wohnungen ziehen oder in Gegenden wohnen, in denen sie nicht leben wollen. Viele junge Paare greifen auf die Hilfe der Eltern zurück, um in Zentralisrael bleiben zu können.
Tel Aviv wird zur Luxusstadt
Tel Aviv ist eine der teuersten Städte der Welt. Die Mittelmeer-Metropole liegt mit einem Quadratmeterpreis von 10.320 Euro direkt hinter Paris und noch vor München und London. Eine Wohnung in Tel Aviv kostet inzwischen dreimal so viel wie ein gleichwertiges Eigenheim in Haifa. Die hohen Preise schließen große Teile der Bevölkerung aus. Laut Untersuchungen des „Alov Institude for Real Estate“ lag der Durchschnittspreis für eine Vierzimmerwohnung im Juni bei umgerechnet rund 588.000 Euro.
Fakt ist, die Immobilienpreise in Israel erreichen schwindelerregende Höhen. Die Nachfrage steigt und somit auch der Preis. Niedrige Zinsen und Vorteile für Investoren und Käufer aus dem Ausland haben die Nachfrage angeheizt. Ein Ende des Wohnungswahnsinns ist nicht in Sicht.
Titelbild: Bau in Tel Aviv: Die Metropole mutierte in den vergangenen zehn Jahren zu einer der teuersten Städte der Welt. Foto: Flash 90