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Helden ohne Umhang (20): Eyal Magal – Der Kampfpilot, der sich kurz vor einem Flugzeugabsturz blind zurück ins Leben navigierte

von Nadine Haim Gani

JERUSALEM, 22.10.2021 – Es gibt keinen F-16 Piloten auf der Welt wie Eyal Magal. Dass er in den Wolken über Israel überlebt, ist unfassbar und atemberaubend zugleich. Eyal navigiert seinen Jet durch den blauen Himmel, als das Unglaubliche geschieht. Um den Piloten wird es dunkel. Er verliert sein Augenlicht. Ein blinder Kampfpilot, dessen Düsenjet in Hochgeschwindigkeit Richtung Meeresoberfläche abstürzt. Augenblicke von einem Crash entfernt, schafft Eyal das Unmögliche.

Eine Zeitbombe im Kopf des Piloten

Für seine Umgebung ist er ein Wunder. Sie erfassen bis heute nicht, wie Eyal es geschafft hat, dem Tod zu entkommen. Mehr als einmal. Nichts sehend ein Kampfflugzeug zu steuern, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Eyals Lebensgeschichte ist bis heute weltweit einzigartig. Der Professor, der ihn behandelte, ist kein gläubiger Mensch. Doch er räumt ein, dass Eyal einen Beschützer haben muss. In zu vielen Situationen könne nicht mehr nur von Glück gesprochen werden. Eyal ist heute ein anderer Mensch. Das Erlebte hat ihn verändert.

Ein begeisterter Kampfjetpilot

Eyal, ein begeisterter Kampfpilot, hat bis dato mehr als 1500 Flüge in seiner F-16 hinter sich. Das Fliegen ist Eyals Leidenschaft, das Cockpit der Inbegriff seiner Liebe. Für ihn gibt es keinen schöneren Ort auf der Welt als seinen Pilotensitz. Auf die Frage, wie es sich anfühlt, ein Kampfjet zu fliegen, kann er nur antworten: „Malt Euch einen verrückten Freizeitpark aus. Besteigt die Achterbahn, aber stellt euch nun vor, ihr steuert die Bahn. Ihr fahrt nach oben, nach unten, dreht Saltos, Loopings, alles Erdenkliche, in eurer Hand.“

Für Eyal symbolisieren seine Düsenjets Flügel. Hoch im Himmel, zwischen den Wolken, fühlt er sich frei. Mit den Jahren wird der Pilot süchtig nach der temporeichen Freiheit am Horizont über Israel. Er kann sich ein Leben ohne sein Kampfflugzeug nicht vorstellen. 

Eyal und seine spätere Ehefrau Noah lernen sich nach ihrem Armeedienst kennen. Die beiden sind damals gerade einmal 20 Jahre alt. Mit einem israelischen Kampfpiloten leiert zu sein, ist im kleinen jüdischen Staat etwas Besonderes. Noah Magal erzählt, dass sie ihren Freund damals oft auf seinem Luftwaffenstützpunkt besuchte. Den Eyal, den sie in Uniform antrifft, ist ein anderer als der, den sie kennt und liebt. Der junge Soldat ist ein stolzer Kämpfer, der seinen Dienst voll Ehrgeiz erfüllt.

Von seinen Armeekollegen hört Noah immer wieder, wie erfolgreich, beliebt und angesehen ihr Freund in den Reihen der israelischen Luftwaffe ist. Er gilt als einer der besten Kampfpiloten des Staates.

Eyal verzeichnet 1500 Flugeinsätze. Darunter Dutzende Angriffsflüge hinter feindlichen Grenzen. Foto: Hadas Parush/Flash90

Dutzende Militäroffensiven und Kriege

Als 35-Jähriger hat er Dutzende Angriffsflüge hinter feindlichen Grenzen hinter sich. Er war Teil der israelischen Militäroffensive „Operation Verantwortlichkeit“ gegen Milizen der Hisbollah im Jahr 1993, er kämpfte im Libanon während der Operation „Früchte des Zorns“ 1996, nahm teil an der Führung des Rückzugs aus dem Sicherheitsgebiet zum Libanon 1999 und an vielen weiteren Militäreinsätzen, die bis heute unter Geheimhaltung stehen.

In seinem Privatleben herrscht eine ähnliche militärische Ordnung wie in seiner Armeekarriere. Er ist stolzer Vater von zwei Kindern und arbeitet als Vizepräsident in einer Hi-Tech-Firma. Einmal die Woche absolviert er seinen Reservedienst bei der israelischen Luftwaffe. Er liebt das ruhige und routinierte Familienleben und blüht auf dem Luftwaffenstützpunkt auf. Noah ist zum besagten Zeitpunkt im achten Monat schwanger. Die kleine Familie wartet aufgeregt auf den Neuankömmling. Das Zimmer für den jüngsten Sprössling der Familie ist einzugsbereit.

Der Tag, der Eyals Leben verändert

Eyal macht sich auf den Weg zu seinem Reservedienst. Er soll Luftkampf üben. In Zweierteams sollen die Männer den Angriff auf feindliche Kampfflugzeuge trainieren. Bevor Eyal seinen Jet besteigt, hat er eine Zeremonie: Er streichelt liebevoll seine Maschine und redet mit ihr. Zwischen Pilot und Jet existiert eine unausgesprochene Allianz. Sie steigen gemeinsam hinauf in den Himmel und werden gemeinsam wieder den Boden erreichen. Eyal fliegt an diesem schicksalhaften Tag eine einsitzige F-16. Er ist alleine im Cockpit, ohne Navigator. Bald sollte sich diese Situation als lebensgefährlich entpuppen.

Der routinierte Pilot liebt die Momente des Starts. Es sind ruhige Augenblicke, die er nutzt, um seine Gedanken zu ordnen und sich auf den kommenden Flug zu konzentrieren. Im Cockpit ist die Überdachung durchsichtig. Der Pilot hat so das Gefühl, „draußen“ zu sitzen. Der Ausblick ist atemberaubend: Zwischen Himmel und Erde, Wolken und Sonne genießt der Kampfpilot seinen Flug und bereitet sich mental auf die Militärübungen vor. Bisher ist es ein weiterer Standardflug für Eyal.

Israelische Piloten machen sich auf den Weg zu ihren Flugzeugen. Die F-16 Fighting Falcon ist ein Mehrzweck-Kampfflugzeug. Foto: Shaul Shwartz/Flash90

G-Kräfte neun Mal so stark wie normal

Das erste Warnzeichen erhält der 35-Jährige über dem Mittelmeer. Eyal und seine drei Pilotenkollegen beginnen mit belanglosen Flugmanövern. Die Trainingseinheit beinhaltet Ausweichmanöver vor feindlichem Beschuss. Eine F-16 kann zwei Umdrehungen in nur einer Sekunde ausüben. Mehrere 360 Grad-Rollen sind die Aufwärmübungen der Armeepiloten. Nach drei Umdrehungen mit seinem Jet bekommt Eyal plötzliches ein starkes Schwindelgefühl. Er stoppt umgehend die Rollen. Doch da das Gefühl nach zwei Sekunden nachlässt, schenkt Eyal dem Warnsignal keine weitere Beachtung. Die vier Piloten beginnen mit dem Luftkampf-Training. Sie simulieren einen feindlichen Angriff. Die Körper der Piloten sind in den Lüften unglaublichen G-Kräften ausgesetzt, die extremen Druck auf die Körper auswirken.

Ein normaler Mensch kann drei bis vier G ertragen. Bei Kampfpiloten ist der Druck bei Manövern kurzzeitig dreimal so hoch. G-Kräfte können mit einer plötzlichen Bremsung im Auto verglichen werden. Bei einer starken und abrupten Bremsung wird der Körper Richtung Lenkrad gepresst. In einem Kampfjet müssen die Piloten mit einem ähnlichen Druckgefühl kämpfen, doch kommt die Schwere von oben. Gefühlte 800 Kilo pressen die Jetpiloten in ihre Sitze und somit das Blut aus dem Kopf in die Beine. Das Herz-Kreislauf-System wird dadurch extrem beansprucht. Der Körper verkrampft und versucht angestrengt, das Blut weiter in den Kopf strömen zu lassen. 

Eyal kennt die Symptome der G-Kräfte und fliegt weiter nach Süden. Er muss seinen vermeindlichen Feind überholen und an Höhe gewinnen. Er bereitet seine Waffen vor und macht sich fertig für den Trainingsangriff. In dieser Sekunde geschieht das Unfassbare. Eyal wird von schwerem Schwindel ergriffen. Der Pilot hat das Gefühl, man hätte ihm ein Messer in den Kopf gestochen. Quälende Schmerzen überwältigen den Piloten. Der 35-Jährige verliert sein Augenlicht.

Bei Tempo 2400 navigiert Eyal blind

Eyal ist blind. Er kann nichts von dem, was um ihn herum geschieht, wahrnehmen. Mit 2400 Kilometern pro Stunde rast sein Flugzeug auf die Meeresoberfläche zu. Der Höhenmesser zählt im Sekundentakt den Höhenverlust. Eyal weiß, dass er binnen 20 Sekunden auf dem Meer aufschlagen wird. Er versucht, durch Muskelanspannung im Bauchbereich und den Beinen das Blut zurück in sein Gehirn fließen zu lassen. Er schlägt sich selbst mehrfach in den Bauch. Vergeblich. Eyal ist gewohnt, mit einem Co-Piloten zu fliegen. Doch heute fliegt er einen einsitzigen Kampfjet und ist somit auf sich selbst gestellt.

Eyal sieht nichts. Auch nicht die drei anderen Kampfflugzeuge, mit denen er kollidieren könnte. Er teilt ihnen über Funk mit, sofort die Trainingseinheit abzubrechen. Er unterrichtet sie davon, dass er sein Umfeld nicht wahrnehmen kann, doch ist er nicht im Stande, seine Situation detaillierter zu erklären. Die drei anderen Piloten wissen nichts von der Katastrophe, die sich in Eyals Cockpit abspielt. Der 35-Jährige konzentriert sich darauf, sich selbst und seine Maschine vor dem Aufprall zu retten.

Den Regeln des israelischen Militärs zufolge müsste der Pilot in dieser Situation den Schleudersitz betätigen. Das Leben eines Kampfpiloten ist wichtiger als seine Maschine. Doch Eyal entscheidet sich anders. Er hat das Gefühl, er habe den Flug immer noch unter Kontrolle, auch wenn er nichts sehen kann. Vor seinem Start versprach er seinem Jet gemeinsam zurückzukehren. Eyal will sein Versprechen einhalten.

15 Sekunden zum Aufprall

Nur wenige Sekunden trennen den Düsenjet von dem tödlichen Aufprall im Meer. Eyal weigert sich, den Schleudersitz zu nutzen. Es scheint, dass der Pilot den Ernst der Lage nicht verinnerlicht. Sein Entschluss, sich nicht aus dem Jet zu katapultieren, sollte sich später als entscheidend herausstellen. Eyal weiß, dass er binnen Sekunden auf der Meeresoberfläche aufschlagen wird. Er zieht am Steuerknüppel und versucht, die Flugzeugnase über den Horizont zu heben. Die Kamera des Kampfjets dokumentiert die dramatischen Augenblicke. In letzter Sekunde schafft es Eyal, das Flugzeug vor dem Crash zu retten. Wie – das kann Eyal bis heute nicht erklären.

Eyal atmet tief und schnell ein. Er versucht seinen Körper auf Normalstatus zu bekommen. Nach langen Sekunden fängt er an, wieder leichte Umrisse und Konturen seiner Umgebung zu erkennen. Noch immer kämpft er gegen schwere Kreislaufattacken. Das Bild der Außenwelt dreht sich für den Jetpiloten wie ein Karussell. Doch dann erlangt er seine Sehkraft komplett zurück. Die Schmerzen und Schwindelgefühle zwingen Eyal, sofort zu seinem Armeestützpunkt zurückzukehren. 

Auf dem Rückflug erfasst der Pilot, wie nahe er vor einem Absturz und damit dem Tod war. Die Gedanken von Eyal kreisen um seine Familie. Mit zwei kleinen Kindern, einer hochschwangeren Ehefrau und Eltern, die vor einigen Jahren ihre Tochter bei einem Autounfall verloren, will er sich nicht ausmalen, wie seine Liebsten die Todesnachricht aufgenommen hätten. Ein ungeborenes Kind, das seinen Vater nicht kennt und Eltern, die ein weiteres Mal ein Kind beerdigen müssen. Eyal versteht, dass er sein Leben ein weiteres Mal geschenkt bekommen hat.

IEyal vermisst bis heute seine geliebte F-16. Er träumt mindestens einmal die Woche von seinem Highspeed-Spielzeug. Foto: Ofer Zidon / Flash90

Der Pilot unterzieht sich medizinischen Tests

Nach der Landung atmet Eyal auf. Das Adrenalin, das seinen Körper konstant auf die Überlebensmission fokussiert hielt, verlässt den Körper. Er sucht seine Vorgesetzten auf und erzählt von dem fast tödlichen Ereignis. Er wird angewiesen, sich medizinischen Untersuchungen zu unterziehen, um zu klären, was seinen Körper in eine solche Notlage brachte.

Eyal nimmt zwei Kopfschmerztabletten und begibt sich auf den Nachhauseweg. Als er früher als gewohnt nach Hause kommt, wird seine Ehefrau stutzig. Doch Eyal entscheidet sich aufgrund der fortgeschrittenen Schwangerschaft seiner Frau, ihr die Ereignisse des Tages vorzuenthalten und weiht sie nur in seine starken Kopfschmerzen ein. Von dem dramatischen, fast tödlichen Flug erzählt er nichts.

Am darauffolgenden Tag lässt Eyal umfangreiche medizinische Tests bei Armeeärzten über sich ergehen. Er versucht zu erklären, dass es sich hier nicht um die bekannten Begleiterscheinungen dreht, denen Jetpiloten bei G-Kräften ausgesetzt sind. Es war nicht nur ein Blackout oder Vertigo. Nach stundenlangen Untersuchungen entlassen ihn die Ärzte. Sie finden keine Abnormalitäten. Sein Gesundheitszustand sei normal.

Eyal kehrt zu seiner Alltagsroutine zurück. Bevor er wieder in seinen geliebten Jet steigen darf, muss er eine Zentrifuge überstehen. In der Zentrifuge werden Manöver und G-Kräfte simuliert, um sicherzugehen, dass die Piloten der Belastung standhalten.

Doch Eyal ist bedrückt. Er hat ein schlechtes Bauchgefühl. Der Pilot sucht seine Hausärztin auf und bittet um einen Termin für eine Kernspintomografie. Überraschenderweise gab es noch einen freien Termin: 1:00 Uhr nachts. Acht Stunden später soll Eyal auf dem Armeestützpunkt in der Zentrifuge sitzen.

Eyal wird in die MRT- Röhre geschoben. Nach erfolgreicher Untersuchung wird er langsam aus dem Kernspingerät gefahren. Ihn erwarten zwei Krankenschwestern mit einem Rollstuhl. Er wird darum gebeten, sich in den Rollstuhl zu setzen und nicht aufzustehen.

Erschreckende Ergebnisse

Die behandelnde Professorin eröffnet Eyal, dass er unter einem lebensgefährlichen Hirn-Aneurysma leidet. Eine Arterie ist angerissen und Blut läuft in sein Gehirn. Er ist in akuter Lebensgefahr. Die kleinste Bewegung, jeder kleinste Druck, könnte die Arterie ganz reißen lassen, dann ist er nicht mehr zu retten. Die Ärzte weisen Eyal darauf hin, dass er sich in die Notaufnahme begeben muss und auf keinen Fall Auto fahren darf. Eyal lügt und überzeugt die Ärztin, dass seine Frau im Auto auf ihn warte.

Eyal entschließt sich zuerst nach Hause zu fahren. Trotz seiner lebensgefährlichem Gesundheitszustandes und gegen die Auflagen seiner Hausärztin. Der einzige Gedanke, der in Eyals Kopf kreist, ist der Verlust seiner Kampfpiloten-Karriere.

Eyal erklärt um 3:00 Uhr früh seiner Ehefrau, man habe etwas in seinem Kopf entdeckt und er solle sich zu weiterführender Behandlung in die Notaufnahme begeben. Trotz Drängens seiner schwangeren Frau, greift Eyal zum Telefon und ruft erst einmal seine Schwester im Ausland an. Seine Schwester und sein Schwager sind beide Allgemeinärzte. Als die Schwester die Diagnose hört, gibt sie zunächst keine Antwort. Erst nach langen Minuten weist sie ihren Bruder an, sofort ins Krankenhaus zu fahren. Sie verspricht, das nächste Flugzeug nach Israel zu besteigen.

In akuter Lebensgefahr 

Noah und Eyal erreichen das Krankenhaus. Ungläubig studiert der Arzt in der Notaufnahme die medizinischen Unterlagen. Immer wieder blickt er auf Eyal. Er weist den Piloten an, sich sofort auf das Krankenbett zu legen und sich nicht zu bewegen.

Professor Schimon Maimon, führender Chefarzt für Neuroradiologie, wird zu dem Patienten gerufen. Er ordnet eine sofortige Notoperation an. Professor Maimon fordert von Eyal eindringlich, jegliche Bewegung einzustellen, selbst Husten oder Niesen zu unterdrücken. Jeder noch so kleine Druck könnte zum sofortigen Tod führen. Zum ersten Mal versteht der Patient die große Gefahr, in der er schwebt.

In einer vierstündigen Operation versuchen die Neurologen das Leben des Kampfpiloten zu retten. Der Eingriff ist kompliziert. Der Patient kann Folgeschäden erleiden, die von Stottern über Gedächtnisprobleme bis hin zur Pflegebedürftigkeit reichen. Nach kritischen Stunden wird Eyal aus dem OP geschoben. Er murmelt die Namen seiner Liebsten und ihre Geburtsdaten vor sich hin. Auf die verwirrte Frage seiner Ehefrau, was er denn erzähle, antwortet er, dass er sich vergewissere, ob sein Gedächtnis intakt sei. Der schwangeren Frau fällt ein Stein vom Herzen.

Später bestätigen die Mediziner, dass Eyal die OP erstaunlich gut und ohne bleibende Schäden überstanden hat. Dutzende von Freunden, Kollegen und Familienangehörigen besuchen den Piloten an seinem Krankenbett. Jeder will das Wunder mit eigenen Augen sehen. Erst in den Tagen nach der Operation können die Puzzleteile langsam zusammengesetzt werden. Eyals Arterie riss mitten im Flugtraining. Die Arterie blutete in sein Gehirn und löste die Erblindung aus. Doch nicht nur zu diesem Zeitpunkt sprang der Pilot dem Tod von der Schippe. Hätte er den Schleudersitz betätigt, wäre die Arterie durchgerissen und er hätte die Notlandung mit dem Fallschirm nicht überlebt. Der Pilot erhielt den einzig freien Kernspintomografie-Termin, acht Stunden bevor er auf seinem Armeestützpunkt in die Zentrifuge steigen sollen. Wäre er an diesem Morgen der Zentrifugalkraft ausgesetzt gewesen, wäre er an Ort und Stelle gestorben. 

Göttlicher Schutz

Selbst Professor Maimon, ein säkularer Jude, räumt ein, dass es sich in Eyals Fall um göttlichen Schutz dreht. An vielen Stationen der unglaublichen Geschichte, vom Riss der Arterie bis hin zur OP, hatte Eyal einen Schutzengel an seiner Seite. Professor Maimon hatte nie zuvor bei einem Piloten ein Aneurysma behandelt. Wahrscheinlich, weil die Piloten das Ereignis normalerweise nicht überleben und so die wahre Ursache für den Absturz ihres Jets nicht nachvollzogen werden kann. Eyal ist der einzige Kampfpilot auf der Welt, der einen Arterienriss bei Kampfmanövern überlebt hat.

Drei Wochen später wird Eyal zum dritten Mal Vater. Das Paar ist glücklich, diesen Moment gemeinsam zu erleben. Ein Jahr später muss der Kampfpilot im Wartestand ein weiteres Mal am Kopf operiert werden. Diesmal kann die Arterie vollständig wiederhergestellt werden. Nach der zweiten OP bekommt der leidenschaftliche Pilot seine Flügel zurück. Die Professoren erteilen ihm nach über einem Jahr die Erlaubnis, wieder seinen Jet zu steuern. Doch die Prioritäten des Kämpfers hatten sich in den vergangenen Monaten geändert. Als Vater von drei kleinen Kindern will er seiner Gesundheit und seinem Leben keinen weiteren Schaden zufügen. Sein Blick auf das Leben hat sich verändert. Heute steht die Familie an oberster Stelle. Eyal gibt den Dienst in der israelischen Armee als Kampfpilot nach fast zwei Jahrzehnten auf.

Heute sind die Flügel des leidenschaftlichen Piloten größer und die Maschine langsamer. Als EL AL- Pilot kehrt Eyal zurück in die Lüfte. Foto: Moshe Shai / Flash90

Eyal lernt die kleinen gemeinsamen Momente mit Familie zu genießen und zu schätzen. Heute, 16 Jahre nachdem er seiner geliebten F-16 das letzte Mal liebevoll über den Rumpf streichelte, kehrt Eyal wieder in den blauen Himmel zurück. Nachdem er alle benötigten medizinischen Genehmigungen erhielt, nimmt der heute 51-Jährige wieder im Cockpit Platz. Dieses Mal als Pilot eines Passagierflugzeugs. Bis heute vermisst der ehemalige Kampfpilot sein Spielzeug, die geliebte F-16. Nun teilt er sich die Zeit auf zwischen Familie und Auslandsflügen. Eyal bleiben seine Träume. In ihnen kehrt er oft zu seinem Düsenjäger zurück.

Eyal Magal ist unser Held. Er diente seinem Land voller Hingabe und Liebe. Für seine Leidenschaft und Selbstaufopferung bezahlte er fast mit seinem Leben. Heute trägt er statt Armeekleidung die Pilotenuniform von EL AL. Wer weiß, vielleicht haben Sie das Glück, bei Ihrem nächsten EL AL-Flug von Eyal an Board begrüßt zu werden.

Titelbild: Ein Pilot der israelischen Luftwaffe grüßt aus dem Cockpit eines F-16-Kampfjets auf einem Luftwaffenstützpunkt in der Negevwüste. Foto: Moshe Shai / Flash90

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