Libanesische Bauern dürfen zur Olivenernte nach Israel einreisen
JERUSALEM, 27.10.2021 (NH) – Inmitten der wirtschaftlichen Krise im Libanon öffnet die israelische Armee die Grenze zum feindlich eingestellten Nachbarland. Eine Geste des guten Willens seitens Israel möchte den libanesischen Bauern ermöglichen, auf israelischem Staatsgebiet die Olivenbäume zu ernten. Allerdings dürfen die Landarbeiter die sogenannte „Blaue Linie“ nur bis zu einem gewissen Grad überschreiten. Bei der Blauen Linie handelt es sich um eine zwischenstaatliche Grenze, die zwischen Israel und Libanon von der UN gezogen wurde. Die libanesischen Bauern kommen aus den Grenzdörfern Jabal, Itaron und Balida.
In einer Erklärung heißt es, dass die UNIFIL, eine Truppe der Vereinten Nationen, die eine sogenannte Pufferzone zwischen den beiden Ländern überwacht, die libanesische Seite von dem Zugeständnis Israels in Kenntnis gesetzt hat.
Ein Sprecher der israelischen Armee erklärte, dass bereits seit dem 10. Oktober mehrere Gruppen von Landwirten die Grenzen passieren durften. Eine offizielle Twittermitteilung auf Arabisch wurde vom militärischen Pressedienst am vergangenen Montag veröffentlicht. Die Geste der Armee wird jedoch von versuchtem Waffen – und Drogenschmuggel an der israelische Grenze zum Libanon überschattet. Das Militär befürchtet, dass aufgrund der anhaltenden Wirtschaftskrise im Nachbarstaat der Drogen- und Waffenschmuggel zunehmen könnte.
Explodierende Inflationsrate im Libanon
Der Libanon steckt seit über zwei Jahren in einer politischen, sozialen und wirtschaftlichen Krisensituation. Den Bewohnern ist der einfache Zugang zu ihrem Geld verwehrt. Der Schwarzmarkt im Libanon boomt. Über 80 % der libanesischen Bevölkerung kämpft angesichts der steigenden Inflation gegen die grassierende Armut. Knappheit von Benzin, Strom, Medikamenten und Nahrungsmittel führt dazu, dass bereits drei Viertel der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben.
Die Spannungen zwischen dem jüdischen Staat und seinem Nachbarn eskalierten im vergangenen August, als Israel Luftangriffe auf Terrorposten der Hisbollah flog. Mit iranischer Unterstützung versucht die Terrororganisation, ihre Posten nahe den Grenzen Israels auszubauen und zu verstärken. Israel sieht sich daher gezwungen, die Gefahr einzudämmen. Bei den Luftangriffe handelte es sich um die ersten seit sieben Jahren.
Das Militär versicherte jedoch, dass von den libanesischen Landwirten keine Bedrohung ausgehe.
Titelbild: Eine junge Araberin sammalt während der jährlichen Erntezeit Oliven von einem Baum. Foto: Abed Rahim Khatib / Flash90