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Israel bereitet Armee auf Krieg mit Hisbollah vor

JERUSALEM, 02.11.2021 (DK) – Immer wieder betont Israel, nicht an einem Krieg mit seinen Nachbarn in der Region interessiert zu sein. Dennoch sieht sich die israelische Armee gezwungen, ihre Kräfte mit einer einmonatigen Kriegssimulation auf eine militärische Auseinandersetzung an der Grenze zum Libanon vorzubereiten. Als Bedrohung gilt nicht etwa die Regierung in Beirut, die derzeit alle Hände voll damit zu tun hat, einen Bürgerkrieg im eigenen Land zu verhindern. Doch die schiitische Hisbollah sucht offen den Konflikt mit dem jüdischen Staat – und sie verfügt über gefüllte Arsenale. Rund 2000 Präzisions-Raketen pro Tag werden im Falle eines Krieges mit der Miliz erwartet. Bei dem Schlagabtausch mit der im Gazastreifen herrschenden Hamas im Mai waren im Vergleich täglich 400 Raketen über die Grenze geflogen. Im kommenden Monat will Israels Generalstabschef, Aviv Kochavi, prüfen, wie gut Israel auf ein solches Szenario vorbereitet wäre. 

Reservisten werden überraschend abgerufen 

Computer simulieren den Einschlag von Raketen, während Anwohner aufgefordert werden sich in Bunker zu begeben – bei diesem Manöver lässt Israels Militär kein Detail aus. Auch Reservisten, meist israelische Männer bis zum 40. Lebensjahr, wurden überraschend zum Dienst gerufen. Ob bei der Arbeit im Büro, zu Hause oder bei einem Tagesausflug mit der Familie, die Männer werden aufgefordert sich zum nächstmöglichen Zeitpunkt an ihrem Armeestützpunkt zu melden. Ziel ist es dabei, herauszufinden, wie schnell die Armee ihre Sicherheitskräfte mobilisieren kann. An den Übungen nehmen alle Bataillonen des Nordkommandos teil. „Ziel der Übungen ist es, die defensiven und offensiven Fähigkeiten der Armee im Hinblick auf viele verschiedene Szenarien zu verbessern“, heißt es in einer Stellungnahme des Militärs.

Krieg mit Hisbollah gilt in Israel als zweitgrößte Bedrohung für das Land 

In Europa klingt es in der Berichterstattung wie diplomatisches Geplänkel: Die Entwicklungen hinsichtlich des Atomabkommens bewegen sich im Zickzackkurs, während Teheran unablässig Uran anreichert. In Israel gilt eine Atombombe aus dem Iran dagegen als die derzeit größte reale Bedrohung. Eine Auseinandersetzung mit der Hisbollah, der verlängerte Arm des Mullah-Regimes in der Region, steht an zweiter Stelle. Israel vermutet in Zukunft einen Krieg an mehreren Fronten gleichzeitig führen zu müssen. Immerhin sieht sich die libanesische Miliz als Teil einer radikalislamischen „Achse des Widerstands“, welche die syrische Regierung und die Hamas im Süden Israels mit einschließt. Demnach muss sich das Land gegen Manöver sowohl im Norden als auch Süden Israels zu schützen wissen.

Offiziell befinden sich Israel und der Libanon im Kriegszustand. Der letzte größere militärische Konflikt liegt allerdings bereits fünfzehn Jahre zurück. Der vergangene Libanonkrieg sei ein „Weckruf“ für Israel gewesen, zitierte die israelische Zeitung Yedioth Ahronot den Chef des Heimatfrontkommandos, Uri Gordin. Es kommt immer wieder zu Angriffen auf Terror-Stützpunkte und Waffenlager der Hisbollah. Jerusalem soll hinter den Attacken stecken, ohne dass sich die Regierung offen dazu bekennt. Zuletzt hatte die Hisbollah Israel im Gegenzug für einen Angriff im August befeuert. Eine Eskalation konnte jedoch vermieden werden.

Bild: Soldaten der Golani Brigade im Norden Israels trainieren die Beschlagnahmung unterirdischer Tunnels. Quelle: Michael Giladi/Flash90 

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