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Brasilianischer Journalist: ,,Wenn wir eine Million Juden töten, wird unser Land reicher”

JERUSALEM, 23.11.2021 (NH) – Aufruf zum Völkermord zur Primetime: Ein brasilianischer Journalist erklärt während einer Fernsehdiskussion, dass sein Land die Juden Brasiliens töten müsse, um so reich zu werden wie Deutschland. Er und der Sender entschuldigten sich später für die antisemitische Aussage. Die jüdische Gemeinde in Brasilien fordert seine Entlassung.

Schockierende Hetze

Der Journalist José Carlos Bernardi, der für „Joden Pan“ arbeitet, einer der größten rechten Radio– und Fernsehsender Brasiliens, äußerte sich bei einer Debatte über den Besuch des ehemaligen brasilianischen Präsidenten Lula da Silva in Deutschland. Vor laufender Kamera sagte Bernardi „der einzige Weg Brasiliens, mit Deutschlands Reichtum mitzuhalten, besteht darin, brasilianische Juden zu töten!“. Er entschuldigte sich später für die rassistische Hetze.

Auf die Frage, wie Brasilien die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands erreichen könne, antwortete Bernardi: „Nur wenn wir Juden angreifen, können wir dorthin gelangen. Erst wenn wir Zillionen [eine große unbestimmte Zahl] an Juden töten und ihre wirtschaftliche Macht an uns reißen, wird Brasilien reicher werden. Genau das passierte in Deutschland nach dem Krieg.“ Bernardis antisemitische Kommentare lösten große Empörung unter jüdischen Führungspersönlichkeiten in Brasilien aus. Sie beschuldigten Bernardi, Gewalt zu verherrlichen und antisemitische Stereotype über Juden und Reichtum zu propagieren.

Bernardi moderiert weiter

Berichten der brasilianischen Zeitung „Jornal do Commercio“ zufolge prüft ein Staatsanwalt in Sao Paulo die Möglichkeit, Bernardi wegen Rassismus zu beschuldigen. In einer Erklärung an die Medien sagte Bernardi, er „entschuldige sich für die desolate Aussage“ und dass es seine Absicht gewesen wäre, das Unrecht hervorzuheben, das Deutschland den Juden angetan habe. Unglücklicherweise wäre seine Kritik an der deutschen Vorgehensweise als Empfehlung aufgenommen worden. Auch die Rundfunkanstalt, in der die rassistischen Äußerungen verbreitet wurde, entschuldigte sich für die Bemerkung. Auf die Forderung, Bernardi umgehend zu entlassen, reagierte der Kanal nicht.

José Carlos Bernardi, auch Inhaber einer erfolgreichen PR-Agentur, verzeichnet erste Einbußen. Einen Tag nach der judenfeindlichen Aussage beendete das Büro von Campos Machado, einem rechten Abgeordneten in São Paulo, die Zusammenarbeit mit Bernardi. In einer offiziellen Erklärung unterstreicht Campos Machado seine Abneigung zur Hetze Bernardis und sagte, er könne angesichts seiner ausgezeichneten Beziehung zur jüdischen Gemeinschaft und seiner persönlichen Freundschaft mit unzähligen Juden den Journalisten nicht weiter beschäftigen. Die Geschäftsverbindung wurde umgehend beendet.

CONIB, die Dachorganisation der brasilianischen jüdischen Gemeinde, unterstrich in einer Erklärung, dass Bernardis Bekundung „Leid und Schmerz bei vielen Juden“ hervorgerufen habe. Sie wandten sich zudem gegen den Vergleich aktueller politischer Themen mit dem Holocaust.

Titelbild: Die Halle der Namen im Yad Vashem Holocaust Museum in Jerusalem. Foto: Mendy Hechtman/Flash90

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