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Leere Straßen in Bethlehem zur Vorweihnachtszeit

BETHLEHEM, 24.11.2021 (DK) – Lange Warteschlangen, drängende Menschenmassen und blinkende Lichterketten – so kennt man Bethlehem zur Vorweihnachtszeit. In der Stadt, die als Geburtsstätte Jesu bekannt ist, gelten November und Dezember als Hochsaison. Auf dem Krippenplatz und in der Geburtskirche ist es schwer, einen freien Platz zu finden. So war es zumindest vor Ausbruch der Pandemie, die den palästinensischen Hoteliers und Geschäftsinhabern jede Lebensgrundlage entzog. Denn heute sieht es in Bethlehem, wie schon im Advent 2020, völlig anders aus: Leere Straßen, geschlossene Geschäfte, Hotels ohne Gäste. Als eine Ortschaft, die zum Großteil auf ausländischen Tourismus angewiesen ist, gestaltet sich die Coronakrise für die örtliche Wirtschaft verheerend. Die Finanzhilfen der palästinensischen Autonomiebehörde reichen nicht aus, um die zahlreichen Gästehäuser über Wasser zu halten. Mehr als 30.000 Arbeitskräfte sind von der Krise betroffen. 

Hoteliers und Geschäftsinhaber fürchten neuen Lockdown 

Der Zustrom von Reisenden kommt aus Israel, das im Frühjahr vergangenen Jahres seine Grenzen schloss. Seit November dürfen geimpfte Touristen zwar wieder einreisen, aber es besteht wenig Hoffnung, dass genügend Besucher in das biblische Städtchen kommen, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Außerdem besteht noch immer die Angst vor einer winterlichen Coronawelle. Ob die palästinensische Autonomiebehörde einen Lockdown ausruft oder Israel die Einreisebeschränkungen wieder verschärft, es ist in jedem Fall ein schwerer Weg zurück aus der Krise. Bei einem völligen Ausgangsverbot würden allerdings sogar die einheimischen Besucher ausbleiben. Das ist keinesfalls abwegig, da die palästinensische Inpfkampagne sehr viel schleppender vorangeht als in Israel. 

Palästinensisches Tourismusministerium will inländische Touristen anwerben

Doch Bürgermeister Anton Salman zeigt sich dennoch optimistisch. Er erwartet rund 15.000 Menschen, überwiegend Palästinenser. Normalerweise liegt die Zahl der Besucher bei 3,5 Millionen. Für die Besitzer von Souvenirgeschäften bleibt die Kundschaft damit trotzdem aus. Auch die palästinensische Tourismusministerin Rula Maayah sieht die langsamen Lockerungen als einen guten Anfang. „Natürlich sind die Zahlen sehr gering, aber für den Anfang finde ich es gut“, so Maayah.  „Hoffentlich werden aus diesen paar Hundert bald ein paar Tausend.“ Ihr Ministerium hat eine Kampagne gestartet, um einheimische Palästinenser, auch Muslime, mit der Weihnachtsatmosphäre nach Bethlehem zu locken.

„Wir haben Weihnachtsreservierungen aus Großbritannien, Kolumbien und den USA, darüber können wir uns nicht beschweren“, sagte Joey Canavati, Leiter des Alexander Hotels, gegenüber der israelischen Zeitung „Yehidot Ahronoth“. Weniger hoffnungsvoll fügte er hinzu: „Aber wir wissen einfach nicht, was nächste Woche oder nächsten Monat passieren wird.“

Bild: Der sonst gerammelt volle Krippenplatz in Betlehem am 5. Dezember 2020. Quelle: Wisam Hashlamoun/Flash90

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