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Israelische Forscher entwickeln Lügendetektor basierend auf Gesichtsbewegungen

JERUSALEM, 26.12.2021 (DK) – Die Entwicklung von Lügendetektoren sind ein heißes Pflaster in der Wissenschaft. Die umstrittene Technologie gilt in vielen Kreisen als gefährlich. In den Vereinigten Staaten kann beispielsweise das Schicksal eines Häftlings von den Resultaten eines “Lügentests” abhängen, obwohl die Ergebnisse nicht immer eindeutig sind. Im echten Leben gibt es viel Raum zwischen Wahrheit und Lüge. Forscher an der Universität in Tel Aviv versuchen nun mit einer neuen Strategie präzisere Ergebnisse zu erhalten. Doch dabei müssen die Menschen nicht, wie in so manch altem Film, erst verkabelt werden, bevor die Befragung beginnt. Stattdessen sollen Programme künstlicher Intelligenz fähig sein, für das bloße Auge unsichtbare Zuckungen in der Gesichtsmuskulatur auf Kameramaterial nachzuverfolgen und so die “Lügner” zu finden. 

Vereinfachte Szenarien bei Labortests

Die neue Technologie basiert neben der Analyse von Gesichtsmuskulatur, auf Gehirnaktivität und Augenbewegungen. Mit all diesen Informationen bringt es das Gerät des Forschungsteams unter der Leitung von Prof. Yael Hanein auf überraschende 73% Treffsicherheit. Bei den Tests wurden jedoch extrem einfache Szenarien angewandt, so dass klar bestimmt werden konnte, ob es sich bei der Antwort um Wahrheit oder Lüge handelte. Den Probanden wurde ein Wort, wie etwa “Baum” oder “Linie” übermittelt. Anschließend sollten sie bewusst über das gehörte Wort lügen. Zudem konnten im Labor mit Hilfe von Stickern, die die Aktivität von Elektroden messen, gearbeitet werden. Es ist also noch ein langer Weg bis die Kameras unabhängig und in komplexeren Situationen zum Einsatz kommen können.

Rund 20% Treffersteigerung bei Lügentest

Dennoch sind die Forscher stolz auf ihre Ergebnisse, die alten Methoden weit voraus sind. Bislang wird hauptsächlich der sogenannte Polygraph angewendet, der den Blutdruck, den Puls und die Feuchtigkeit der Hände misst. Allerdings reagieren viele Menschen nervös auf eine Befragung, selbst wenn sie die Wahrheit sagen. Außerdem können körperliche Reaktionen kontrolliert werden. In einer wissenschaftlichen Studie im Jahr 2006, hieß es sogar, dass nur 54% der Ergebnisse korrekt seien. Obwohl 73% dagegen um einiges beeindruckender klingen, fürchten Kritiker, dass auch der Einsatz dieser Software zu fälschlicher Diskriminierung führt. 

Ein weiterer leitender Professor des Projekts, Dino Levy, erklärte, dass in den nächsten drei bis fünf Jahren weiter an der Technologie gearbeitet werden müsse. „Wenn die Technologie einmal perfektioniert ist, erwarten wir zahlreiche, sehr unterschiedliche Anwendungen“, so Levy. „Viele Studien haben gezeigt, dass es für uns fast unmöglich ist zu erkennen, wenn jemand lügt. Selbst Experten, wie Vernehmungsbeamte der Polizei, schneiden nur wenig besser ab als der Rest von uns. Unser Ansatz kann eine große Veränderung bewirken und wird mit weiter steigender Genauigkeit zu einer wichtigen Technologie.“

Bild: Darstellung einer Befragung mit Lügendetektor. Quelle: Yossi Zamir/Flash 90

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