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Israel befürchtet Omikron-Flutwelle: Erste Anti-Covid-Tabletten sind angekommen

JERUSALEM, 30.12.2021 (TM) – Die erste Lieferung der antiviralen COVID-Pille von Pfizer ist am Donnerstagnachmittag auf dem Ben Gurion-Flughafen angekommen. Israel ist eines der ersten Länder der Welt, das das Medikament Paxlovid erhält. Bei Labortests hat es sich als sehr wirksam gegen die Omikron-Variante erwiesen. In einer klinischen Studie wurde gezeigt, dass es schwere Erkrankungen, Krankenhausaufenthalte und Todesfälle um 89 Prozent reduziert, wenn die Patienten es frühzeitig einnehmen.

Premierminister Naftali Bennett nannte die Ankunft der Pillen „eine wichtige Ergänzung unseres Werkzeugkastens im Kampf gegen die Pandemie.“ Paxlovid werde helfen, den kommenden Höhepunkt der Omikron-Welle zu überwinden.

Infektionszahlen steigen rasant

Mittlerweile werden in Israel pro Tag fast 4000 Neuinfektionen registriert – fast dreimal so viele wie noch vor einer Woche. Gleichzeitig war ein Anstieg der schweren Fälle von 84 am Mittwochmorgen auf 94 am Donnerstagmorgen zu verzeichnen. Von diesen Patienten wurden 46 als kritisch eingestuft. Die Mehrzahl der schwerkranken Patienten ist nach offiziellen Angaben ungeimpft. Der R-Wert setzte seinen stetigen Anstieg fort und erreichte 1,62. Er basiert auf Daten von zehn Tagen zuvor. Demnach stecken 10 Infizierte mehr als 16 andere Menschen an. Jeder R-Wert über 1 zeigt an, dass die Pandemie zunimmt. Das Gesundheitsministerium meldete zudem einen weiteren Anstieg der positiven Testrate auf 2,93 Prozent, ein weiteres Zeichen dafür, dass sich die Ausbreitung des Virus beschleunigt. Die Zahl der infizierten Soldaten in der Armee ist von 140 am vergangenen Donnerstag auf jetzt 391 gestiegen.

Junge Mutter doppelt infiziert

Das Rabin Medical Center-Beilinson Campus berichtete von einer Doppelinfektion: Eine ungeimpfte junge Mutter habe sich sowohl mit der Grippe als auch mit dem Coronavirus infiziert. Sie habe bislang nur milde Symptome. Die Ärzte befürchten, dass es in den nächsten Wochen verstärkt zu Doppelinfektionen kommt. Schon jetzt werden in den israelischen Kliniken rund 2000 Grippekranke behandelt.

Medizinisches Personal kümmert sich im Hadassah Ein Kerem-Hospital in Jerusalem um einen Covid-Patienten. Foto: Olivier Fitoussi / Flash 90

In einem Interview mit der Tageszeitung Yediot Aharonot erklärte Brigade-Oberst Reli Margalit vom Heimatschutzkommando der Armee, er sei „sehr, sehr beunruhigt“ durch die neue Variante. Omikron scheine zwar weniger schwere Krankheiten zu verursachen, sei aber selbst für Geimpfte viel ansteckender: „Es besteht fast keine Chance, dass Sie eine an Omikron erkrankte Person treffen und sich nicht anstecken.“ Margalit warnte, dass es in den kommenden Wochen täglich Zehntausende von Neuinfektionen geben werde. „Das Gesundheitssystem wird zusammenbrechen“, unterstrich der Leiter des Alon-Kommandozentrums gegenüber Yediot Aharonot. „Es wird Menschen geben, die nicht ins Krankenhaus eingeliefert werden können, obwohl ihr Zustand einen Krankenhausaufenthalt erfordert. Unsere Krankenhäuser werden einen Zustand erreichen, den es im Staat Israel noch nie gegeben hat.“

Chance für Herdenimmunität?

Andere Experten bewerteten die Situation weniger düster. Sie wiesen darauf hin, dass viele Israelis durch die Impfungen geschützt seien. Trotz vieler Infektionen werde es nicht so viele schwere Fälle geben, dass die Hospitäler an ihre Grenzen gelangten. Die Omikron-Variante biete die Chance, dass Israel eine Herdenimmunität erreiche und künftige Wellen viel schwächer ausfielen.

Gesundheitsminister Nitzan Horowitz unterstrich gegenüber den Medien, dass die Lage „unter Kontrolle“ sei. Die Israelis müssten mit dem Coronavirus leben. Es werde keinen erneuten Lockdown geben.

Titelbild oben: Die erste Lieferung des Medikaments Paxlovid wird auf dem Ben Gurion-Flughafen entladen. Foto: Avshalom Sassoni / Flash90

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