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Doppelmoral zum Passahfest: Israels Politiker verstoßen gegen Maßnahmen

JERUSALEM, 16.04.2020 (DK) – Israels strenge Corona-Maßnahmen sind während der Feiertage und Ferien besonders schwer einzuhalten. Das Sedermahl vergangene Woche musste von vielen älteren Menschen ganz allein gefeiert werden. An den beiden Feiertagen zum Auftakt und zum Ende des Passahfestes bestand landesweit eine strikte Ausgangssperre. Jegliche Zusammenkunft zwischen Verwandten war untersagt. Nun stellte sich heraus, dass einige Politiker ihre eigenen Regelungen missachteten. Die Vorwürfe richten sich vor allem gegen Premierminister Benjamin Netanjahu und Präsident Reuven Rivlin.

Fotos zeigen Zusammentreffen zwischen Politikern und ihren Familien

Die nationale Abriegelung fand am Mittwoch vergangener Woche, sowie am Mittwoch dieser Woche statt. Niemandem war es erlaubt das eigene Haus zu verlassen. Nun kursieren jedoch Bilder und Videos im Internet, welche Minister mit ihren erwachsenen Kindern beim Sedermahl zeigen. Der Immigrationsminister Yoav Gallant und Ex-Verteidigungsminister Avigdor Lieberman verstießen beide mutmaßlich gegen die Auflagen.

Präsident Rivlin entschuldigte sich in einer Pressemitteilung sofort für sein Verhalten. Er erklärte, dass er falsch gehandelt habe und dies in Zukunft nicht mehr vorkommen würde. Der Premier hat sich dagegen noch nicht zu der Kritik geäußert. Er wurde mit seinem Sohn Avner, welcher mit seiner Freundin eine eigene Wohnung mietet, beim gemeinsamen Mahl gefilmt. Schließlich gab die Presseabteilung bekannt, dass das Video bereits Tage zuvor aufgenommen worden war. Dies wirft allerdings weitere Fragen auf, da Netanjahu in den vergangenen Wochen zweimal unter Quarantäne gestellt wurde. 

Israel meldet neue Infektionswelle im Norden des Landes

Nach den Passahferien sollten die Maßnahmen laut der Regierung langsam gelockert werden. Es gibt jedoch noch viele Streitpunkte rund um die Exit-Strategie zwischen dem Gesundheits- und dem Finanzministerium. Ersteres will eine Rückkehr an den Arbeitsplatz erst zulassen, wenn jeden Tag nicht mehr als 50 Neuinfektionen vorliegen. Momentan wird der Erreger jedoch täglich bei Hunderten von Menschen nachgewiesen. Inzwischen verzeichnet der jüdische Staat mehr als 12.000 Fälle und 131 Menschen verloren infolge der Ansteckung ihr Leben. Am Mittwoch wurde eine neue Infektionswelle in israelisch-arabischen Städten im Norden des Landes gemeldet.  

Bild: Israelin deckt den Tisch zum Sedermahl neben einem Foto ihrer Kinder und Enkel, welche sie aufgrund der Maßnahmen nicht besuchen dürfen. Quelle: Gershon Elinson/Flash90

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