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Israel will über 4000 ältere Menschen aus Corona-Hochburg Bnei Brak evakuieren

BNEI BRAK, 03.04.2020 (DK) – In Israels ultraorthodoxen Gemeinschaften sind die Fallzahlen der Coronavirus-Infizierten deutlich in die Höhe geschossen. Vor allem die Stadt Bnei Brak, welche zu 95 Prozent von strenggläubigen Juden bewohnt wird, ist stark getroffen. Die Infektionsrate ist fünfmal höher als im Rest des Landes. Nun hat Israel angekündigt, rund 4.500 über Achtzigjährige aus dem Wohngebiet evakuieren zu lassen. Der Plan soll allerdings erst am Sonntag umgesetzt werden. Zudem erwägt das Gesundheitsministerium, die Stadt komplett abzuriegeln. 

Experte schätzt Anzahl von Infektionen in Bnei Brak auf 75.000

Am Dienstag warnte der Vorsitzende der Krankenversicherung Macabi, dass nach seiner Einschätzung rund 75.000 nicht-registrierte Fälle in Bnei Brak vorlägen. Dies ginge aus zahlreichen medizinischen Quellen hervor. Das Gesundheitsministerium zählt offiziell nur 900 Infizierte in der Stadt. Bislang wurde bei 6857 Menschen in Israel das neuartige Virus nachgewiesen. 37 Patienten verloren infolge der Lungenerkrankung ihr Leben. COVID-19 ließ auch hochrangige Beamte nicht ungeschont. Am Dienstag wurde der Gesundheitsminister positiv auf den Erreger getestet. Vor wenigen Tagen war eine enge Mitarbeiterin Netanjahus an dem Virus erkrankt. 

Passah darf dieses Jahr nur im engsten Familienkreis gefeiert werden

Im jüdischen Staat steht das Passahfest vor der Tür. Normalerweise sind zu dieser Jahreszeit die Straßen mit Menschenansammlungen gefüllt und letzte Einkäufe werden erledigt. Der Feiertag wird traditionell im großen Kreise begangen. Doch die Regierung kündigte an, dass dieses Jahr nur im engsten Familienkreis gefeiert werden dürfe. Um diese Maßnahme auch tatsächlich durchzusetzen, müssen sowohl Polizei als auch Militär auf Abruf bereit stehen. Es wird befürchtet, dass sich eine kleine radikale Minderheit den geltenden Auflagen widersetzen könnte. 

Die meisten Ultraorthodoxen befolgen jedoch die neuen Auflagen. Der Oberrabbiner der Gemeinschaft rief die streng Gläubigen auf, sich an die Regeln zu halten und sich nicht länger zum Gebet zu versammeln. Alle religiösen Institutionen sind seit einer Woche geschlossen. Videokonferenzen zum Sederabend wurden vonseiten des Rabbinats auch verboten. Diese würden gegen das jüdische Gesetz verstoßen.

Bild: Polizei schickt versammelte Männer in einer Yeshiva in Bnei Brak nach Hause. Quelle: Flash90

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