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Baumpflanzungen in der Negevwüste führen zu schwerer Krise

JERUSALEM, 13.01.2022 (NH) – Steinwürfe, brennende Autos und verletzte Polizisten: In der  Negevwüste bietet sich ein Bild von Chaos und Zerstörung. Was zur Begrünung des Heiligen Landes dienen sollte, endete in brutalen Ausschreitungen und Verhaftungen. Die Baumpflanzungen führten zu schweren Konflikten zwischen arabischen und religiösen jüdischen Knesset-Abgeordneten. Die Regierung wäre am Machtkampf um die Bäumchen beinahe zerbrochen.

Flächenbrand im Süden des Landes

Die Baumpflanzungen des jüdischen Nationalfonds, kurz KKL, im Süden Israels mitten im Schmittajahr, einem religiösen landwirtschaftlichem Ruhejahr, entfachten einen Flächenbrand auf nationaler und politischer Ebene. Das Chaos wurde durch die Unterstützung verschiedener Politiker vor Ort noch verschärft. Der Vorsitzende der „Vereinten arabischen Liste Ra‘am“, Mansour Abbas, boykottierte kurzerhand eine Plenarsitzung und fuhr zu den Beduinen-Demonstrationen in den Negev. Ihm folgten weitere arabische Knesset-Mitglieder.

Dutzende von Demonstranten versuchten KKL-Mitarbeiter daran zu hindern, Bäume in der Nähe ihres Dorfes zu pflanzen. Der Beduinenstamm Al-Atrash behauptet, dass der Boden, auf dem der KKL mit fleißiger Unterstützung verschiedener jüdischer Knesset-Mitglieder Bäume pflanzt, in Privatbesitz sei. Beistand bekamen die Beduinen von der Gesellschaft zum Schutz der Natur, die versuchte, die Pflanzungen zu stoppen. Sie reichten beim Obersten Gerichtshof eine Eilpetition gegen die Bäume ein.

10,5 Hektar Land angeblich Privatbesitz

Im November 2020 hatte sich Suleiman Al-Atrash, ein Mitglied des Beduinenstammes, an den Gerichtshof in Beersheva gewandt. Der sollte feststellen, dass etwa 10,5 Hektar Land in seinem Privatbesitz sind. Laut Al-Atrash reicht die Einreichung des Besitzanspruchs aus, um die Arbeiten des jüdischen Nationalfonds zu stoppen.

Baumpflanzung im Schmittajahr unter Polizeischutz: Der Knesset-Abgeordnete  Itamar Ben Gvir pflanzt einen Baum außerhalb des Beduinendorfes Al-Atrash in der Negev-Wüste im Süden Israels. Foto: Flash90

Blutige Zusammenstöße

In anderen Ortschaften im Süden Israels zeigte man sich mit den Beduinenprotesten solidarisch, was zu Sabotageversuchen führte. So musste ein voll besetzter Zug nahe der Goral-Kreuzung abbremsen, nachdem der wachsame Lokführer große Steinblöcke auf den Bahngleisen entdeckt hatte. Von der Verbindungsstraße 25 wurden massive Steinwürfe auf einen Bus und ein Privatfahrzeug gemeldet. Dabei wurde das Privatfahrzeug schwer beschädigt. Während anhaltender Ausschreitungen am Tatort wurde ein Auto in Brand gesetzt. Bei gewalttätigen Übergriffen auf den Kreuzungen Sarah und Nevatim wurden mehrere Polizisten und Sicherheitskräfte durch Steinhagel und Feuerwerkskörper verletzt.

Machtkampf um den Süden

Das politische System reagierte schockiert auf die Gewaltausbrüche im Süden des Landes. Außenminister Yair Lapid erklärte, dass der jüdische Staat die Beduinen lange vernachlässigt habe. Eine Veränderung sei nicht an einem Tag erreichbar. Die Baumpflanzung würden die Lebensgrundlagen der Bewohner der Region beeinträchtigen. Er verurteilte die Gewalt und ordnete an, die Baumpflanzungen umgehend einzustellen.

Während religiöse Führer die Baumpflanzungen inmitten des Schmittajahres auf das Schärfste verurteilen, zeigt sich Oppositionsführer Benjamin Netanjahu solidarisch: „Niemand wird aufhören, im Land Israel Bäume zu pflanzen.“

Titelbild: Israelische Sicherheitskräfte bewachen während gewalttätiger Proteste das Pflanzen von Bäumen durch den jüdischen Nationalfonds vor dem Beduinendorf Al-Atrash in der Negevwüste. Foto: Flash90

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