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Jerusalemtag und Fahnentänze im Schatten brüchiger Waffenruhe

JERUSALEM, 17.05.2023 (NH) – Die Feierlichkeiten des Jerusalemtages und der traditionelle Fahnenmarsch stehen vor der Tür. Schon jetzt halten die Feierlichkeiten, die für den morgigen Donnerstag geplant sind, Polizei und Regierung in Atem. Zwischen radikale jüdische Stimmen, die nicht nur die Westmauer, sondern auch den Tempelberg besteigen wollen, mischen sich Drohungen aus Gaza. Der Zeitpunkt des Jerusalemtages in diesem Jahr ist angesichts des Waffenstillstands zwischen Israel und der Terrorfraktion Islamischer Dschihad nach den jüngsten Auseinandersetzungen besonders heikel.

Netanjahu gewährt Marsch durch muslimisches Altstadtviertel

Der Jerusalemtag, auf Hebräisch Yom Yerushalaim, markiert die Eroberung der Altstadt und Ostjerusalems im Sechs-Tage-Krieg 1967. Nach der Wiedervereinigung der Hauptstadt erlangten die Juden zum ersten Mal seit der Staatsgründung wieder Zugang zur Westmauer. Der Eintritt in die Altstadt war dem jüdischen Volk seit der Staatsgründung vom jordanischen Militär 19 Jahre verwehrt geblieben.

Auch dieses Jahr soll die Wiedervereinigung Jerusalems zelebriert werden. Im Rahmen der geplanten Feierlichkeiten ordnete Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu an, dass die Parade auch den traditionellen Marsch durch das muslimische Altstadtviertel beinhaltet. In einem Knessetbericht hieß es: “Dies ist keine dramatische Entscheidung, sondern eine Fortsetzung der Norm in einem souveränen Staat.” Auch Oppositionsführer Yair Lapid rief dazu auf, den Flaggenmarsch wie geplant zu zelebrieren: “Der Staat Israel wird terroristische Organisationen nicht fragen, ob es erlaubt oder verboten ist, in Jerusalem mit israelischen Fahnen zu marschieren.”

Polizei in Alarmbereitschaft

Gestern genehmigte auch die israelische Polizei die traditionellen Feierlichkeiten und berichtet, ihre Vorbereitungen für den Jerusalemtag abgeschlossen zu haben. Tausende Polizisten werden zum Yom Yerushalaim im Einsatz sein. Die Sicherheitskräfte riefen jedoch alle Teilnehmer dazu auf, den Anweisungen der Polizei Folge zu leisten und von jeglicher Manifestation körperlicher und verbaler Gewalt abzusehen. “Störungen und Gewalterscheinungen werden aufs Härteste bekämpft”, so Sprecher der Jerusalemer Polizei.

Doch nicht nur die israelischen Einsatzkräfte sind in höchster Alarmbereitschaft. Auch die Terrororganisationen im Gazastreifen beobachten die Entwicklungen in Jerusalem aufmerksam. Quellen berichten, die Terrorfraktionen in Gaza seien bereit, sich mit jeglicher “Provokation der Besatzungsregierung auseinanderzusetzen”. Die jüngste Militäroperation “Schild und Pfeil” endete nach Inkrafttreten eines Waffenstillstands, doch schrecke der Islamische Dschihad nicht davor zurück, eine “weitere Runde zu starten, um eine Änderung der Realität in der Al-Aksa-Moschee und ihre Spaltung zu verhindern”.

Die israelische Grenzpolizei wird auch dieses Jahr die jüdischen Teilnehmer während der Fahnenparade durch das muslimische Viertel der Altstadt bewachen. Foto: Olivier FItoussi/Flash90

Hamas ruft zu Massengebeten auf

Die Organisation teilte bereits den ägyptischen Vermittlern mit, dass “die Schlacht um Jerusalem intensiver und mit größerer Feuerkraft geschlagen wird und sich dieses Mal nicht nur auf den Gazastreifen beschränkt.” Zwar unterstütze die regierende Hamas die letzten militärischen Auseinandersetzungen nicht, doch ließ Ismail Haniyya, Chef des Politbüros der Hamas, jetzt ähnliche Drohungen verlauten: “Wir werden mit allen Mitteln kämpfen und die Schändung der Al-Aksa-Moschee oder die Arroganz gegen unser Volk in den Straßen von Jerusalem, im Westjordanland und innerhalb Israels nicht zulassen.” Die Terrorgruppe rief jetzt die palästinensische Bevölkerung dazu auf, am Donnerstag in Massen zu den Morgengebeten in der Al-Aksa-Moschee zu erscheinen.

Verschärft wird die Situation durch die Ankündigung linker israelischer Gruppen, eine Gegendemo abhalten zu wollen.

Vorwand für Raketenbeschuss

Der traditionelle Fahnenmarsch findet bereits Jahrzehnte statt und führt jedes Jahr auf der gleichen Route zunächst durch die Innenstadt Jerusalems und später durch die Gassen der Altstadt zur Westmauer. Entgegen falscher Berichterstattung und Hetzversuchen sind Fahnentänze auf dem Tempelberg jedoch nicht zu erwarten. Die Feierlichkeiten werden seit Jahren von den Palästinensern und der Terror-Regierung in Gaza als Provokation angesehen. Im Jahr 2021 führte die Parade zu Raketenbeschuss auf die jüdische Hauptstadt und löste eine 11-tägige Militäroffensive im Gazastreifen aus.

Titelbild: Die Flaggenparade am Jerusalemtag markiert den Höhepunkt des nationalen Feiertages. Foto: Tomer Neuberg/Flash90

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