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Zwei Erdbeben erschüttern unvorbereitetes Israel

JERUSALEM, 24.01.2022 (DK) – Zwei Erdbeben nicht unweit voneinander haben am Wochenende die nördliche Region Israels erschüttert. Nachdem es in der Nacht zum Sonntag im Jordantal bereits zu einem Beben der Stärke 3.7 gekommen war, suchte am Sonntagmittag ein zweiter Erdstoß den Umkreis von Tiberias heim. Nach Angaben der Polizei ist es weder zu Verletzungen noch Sachschäden gekommen. Doch die Naturereignisse werfen wichtige Fragen auf: Obwohl Israel inmitten eines Erdbebengebietes liegt, ist es auf eine Naturkatastrophe gänzlich unvorbereitet. Diese könnte aber nicht all zu lange auf sich warten lassen.

Schweres Erdbeben in kommenden Jahren fällig

Bei einer Studie nahe dem Toten Meer haben israelische Wissenschaftler festgestellt, dass es in der Regel rund alle 130 Jahre zu schweren Erschütterungen im Land kommt. In manchen Fällen lagen aber auch nur wenige Jahre dazwischen. Zu dem letzten schweren Erdbeben der Stärke 6,5 kam es nachweislich im Jahr 1927. Auch die Großstädte Jerusalem und Tel Aviv wurden damals schwer getroffen. 500 Menschen verloren infolge der Naturkatastrophe ihr Leben. Da das Land inzwischen allerdings dichter besiedelt ist, werden noch höhere Opferzahlen erwartet.

Staat bereitet sich nicht auf mögliches Unglück vor

Experten warnen schon seit Jahren, dass der Staat nicht genügend Schritte unternimmt, um das Land auf ein solches Ereignis vorzubereiten. In einem Bericht, der dem auswärtigen Amt im Jahr 2016 vorgelegt wurde, beliefen sich die Schätzungen der Todesopfer auf über 8000 Menschen. Zudem werden demnach Tausende Verletzte erwartet. Auch die Infrastruktur würde mutmaßlich zusammenbrechen und Israel wäre in dieser Zeit besonders verletzlich für Angriffe aus dem Ausland. Anwohner der Stadt Beit Sha’an äußerten ihre Ängste gegenüber der israelischen Nachrichtenseite Walla: „Wir spürten ein kurzes Erdbeben, wie schon in der Nacht zuvor. Wir verließen sofort unser Haus und warteten einige Minuten. Es war sehr überraschend, dass es zu einem zweiten Beben kam und wir befürchten, dass uns bald schon ein noch größeres heimsuchen könnte.“

Im jüdischen Staat treffen zwei große tektonische Platten aufeinander. Im Mittelmeerraum kommt es aufgrund der Reibung zwischen der asiatischen und der europäischen Platte immer wieder zu Erderschütterungen. In Israel werden alle Bürger darauf hingewiesen, sich im Falle eines Erdbebens wenn möglich auf offene Flächen zu begeben. Wer sich entlang der Küste befindet, sollte sich mindestens einen Kilometer vom Meer entfernen. Sollte es nicht möglich sein, das Gebäude zu verlassen, werden die Menschen angewiesen, sich umgehend in Luftschutzräume zu flüchten.

Bild: Der See Genezareth, in dessen Umgebung es am Wochenende zu zwei Erdbeben gekommen ist. Quelle: David Cohen/Flash90

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